nem Unternehmen nicht der letzte war. Als die Gesandten in dem türkischen Lager viel davon sprachen, daß der Kai- ser sich des Gehorsams und der Liebe seiner Unterthanen erfreue, fragte man sie, ob er Friede mit Martin Luther gemacht habe. Die Gesandten entgegneten, es geschehe wohl zuweilen, daß in der Christenheit eine Irrung entstehe, doch verhindere dieß nicht die gemeine Wohlfahrt: solch ein Friede werde sich bald schließen lassen. 2
Das mußte man nun eben sehen. Wenden auch wir unsere Aufmerksamkeit diesen Unterhandlungen zu, welche für uns, so wichtig und dringend auch der Moment ist, doch noch eine andere darüber hinausreichende Bedeutung haben.
Verhandlungen zu Nürnberg.
Als man im Sommer 1531 die Unterhandlungen er- öffnete, dachte man sie katholischer Seits da wieder aufzu- nehmen, wo sie in Augsburg abgebrochen worden waren.
Aber es zeigte sich sogleich der ganze Unterschied der Verhältnisse. Die Protestanten baten jetzt nicht mehr, sie wurden gebeten. Sie erklärten, auf einen Vergleich in der Religion zu denken, scheine ihnen jetzt nicht mehr rathsam; sie seyen entschlossen, an ihrer Protestation und Confession festzuhalten; vor einem christlichen Concilium würden sie davon weiteren Bescheid geben.
1
2 Bericht der Gesandten p. 31.
1 Denken Chf. FF. und Stände, wo der eußerlich Krieg stat- lichen sol volnbracht werden, daß zuvor die hohe Notdurft erfordern wolle, anheym den Frieden zu halten, damit ein yder wiss, wie er neben dem andern sitz. -- -- -- daß auch in allen andern Artikeln vermög E. K. M. Ausschreybens daneben furgeschritten, gehandelt, -- einer mit dem andern beschlossen werde.
Sechstes Buch. Sechstes Capitel.
nem Unternehmen nicht der letzte war. Als die Geſandten in dem türkiſchen Lager viel davon ſprachen, daß der Kai- ſer ſich des Gehorſams und der Liebe ſeiner Unterthanen erfreue, fragte man ſie, ob er Friede mit Martin Luther gemacht habe. Die Geſandten entgegneten, es geſchehe wohl zuweilen, daß in der Chriſtenheit eine Irrung entſtehe, doch verhindere dieß nicht die gemeine Wohlfahrt: ſolch ein Friede werde ſich bald ſchließen laſſen. 2
Das mußte man nun eben ſehen. Wenden auch wir unſere Aufmerkſamkeit dieſen Unterhandlungen zu, welche für uns, ſo wichtig und dringend auch der Moment iſt, doch noch eine andere darüber hinausreichende Bedeutung haben.
Verhandlungen zu Nürnberg.
Als man im Sommer 1531 die Unterhandlungen er- öffnete, dachte man ſie katholiſcher Seits da wieder aufzu- nehmen, wo ſie in Augsburg abgebrochen worden waren.
Aber es zeigte ſich ſogleich der ganze Unterſchied der Verhältniſſe. Die Proteſtanten baten jetzt nicht mehr, ſie wurden gebeten. Sie erklärten, auf einen Vergleich in der Religion zu denken, ſcheine ihnen jetzt nicht mehr rathſam; ſie ſeyen entſchloſſen, an ihrer Proteſtation und Confeſſion feſtzuhalten; vor einem chriſtlichen Concilium würden ſie davon weiteren Beſcheid geben.
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2 Bericht der Geſandten p. 31.
1 Denken Chf. FF. und Staͤnde, wo der eußerlich Krieg ſtat- lichen ſol volnbracht werden, daß zuvor die hohe Notdurft erfordern wolle, anheym den Frieden zu halten, damit ein yder wiſſ, wie er neben dem andern ſitz. — — — daß auch in allen andern Artikeln vermoͤg E. K. M. Ausſchreybens daneben furgeſchritten, gehandelt, — einer mit dem andern beſchloſſen werde.
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Sechstes Buch. Sechstes Capitel.
nem Unternehmen nicht der letzte war. Als die Geſandten
in dem türkiſchen Lager viel davon ſprachen, daß der Kai-
ſer ſich des Gehorſams und der Liebe ſeiner Unterthanen
erfreue, fragte man ſie, ob er Friede mit Martin Luther
gemacht habe. Die Geſandten entgegneten, es geſchehe wohl
zuweilen, daß in der Chriſtenheit eine Irrung entſtehe, doch
verhindere dieß nicht die gemeine Wohlfahrt: ſolch ein Friede
werde ſich bald ſchließen laſſen. 2
Das mußte man nun eben ſehen. Wenden auch wir
unſere Aufmerkſamkeit dieſen Unterhandlungen zu, welche für
uns, ſo wichtig und dringend auch der Moment iſt, doch
noch eine andere darüber hinausreichende Bedeutung haben.
Verhandlungen zu Nürnberg.
Als man im Sommer 1531 die Unterhandlungen er-
öffnete, dachte man ſie katholiſcher Seits da wieder aufzu-
nehmen, wo ſie in Augsburg abgebrochen worden waren.
Aber es zeigte ſich ſogleich der ganze Unterſchied der
Verhältniſſe. Die Proteſtanten baten jetzt nicht mehr, ſie
wurden gebeten. Sie erklärten, auf einen Vergleich in der
Religion zu denken, ſcheine ihnen jetzt nicht mehr rathſam;
ſie ſeyen entſchloſſen, an ihrer Proteſtation und Confeſſion
feſtzuhalten; vor einem chriſtlichen Concilium würden ſie
davon weiteren Beſcheid geben.
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2 Bericht der Geſandten p. 31.
1 Denken Chf. FF. und Staͤnde, wo der eußerlich Krieg ſtat-
lichen ſol volnbracht werden, daß zuvor die hohe Notdurft erfordern
wolle, anheym den Frieden zu halten, damit ein yder wiſſ, wie er
neben dem andern ſitz. — — — daß auch in allen andern Artikeln
vermoͤg E. K. M. Ausſchreybens daneben furgeſchritten, gehandelt, —
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/428>, abgerufen am 03.03.2025.
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