Auch die schon bewilligte Hülfe, 40000 M. zu Fuß, 8000 M. zu Pferde war größer als jemals eine andere. Am 28. Mai erklärte sich der Kaiser damit zufrieden, und drang nur darauf, daß die Mannschaften so rasch und vollstän- dig wie möglich aufgebracht würden. Zum Sammelplatz ward nicht, wie Anfangs der Plan gewesen, Regensburg, sondern dem Feinde näher, Wien bestimmt; am 15. Aug. sollte alles Volk daselbst zusammentreffen. Zum ersten Mal trat hierbei die Kreisverfassung in einer wahren und be- merkenswerthen Thätigkeit auf. Noch während des Reichs- tags wurden Kreistage berufen, Hauptleute ernannt, und mit Gehalt versehen; die Rüstungen allmählig in Gang gebracht.
Worauf nun aber bei der Ausführung dieser Be- schlüsse alles ankam, das waren die Unterhandlungen mit den Protestanten.
Was ihre Weigerung zu bedeuten habe, sah man so- gleich, als der Kaiser sein eigenes Heer ins Feld zu bringen Anstalt machte. Es mangelte ihm vor allem an Geschütz und Pulver und er mußte sich entschließen, die Städte Straßburg, Augsburg, Ulm, Nürnberg, Costnitz, Frankfurt anzugehn, ihm dabei mit dem ihrigen zu Hülfe zu kommen. Das waren sämmtlich Protestanten. 1
Aber auch die katholischen Stände machten den Kai- ser aufmerksam, daß man des innern Friedens sicher seyn müsse, um den äußeren Krieg zu führen.
Ja man darf wohl sagen, daß die religiöse Entzweiung der Deutschen unter den Beweggründen Suleimans zu sei-
1 Fürstenberg an Frankfurt 7. Juni.
Reichstag zu Regensburg.
Auch die ſchon bewilligte Hülfe, 40000 M. zu Fuß, 8000 M. zu Pferde war größer als jemals eine andere. Am 28. Mai erklärte ſich der Kaiſer damit zufrieden, und drang nur darauf, daß die Mannſchaften ſo raſch und vollſtän- dig wie möglich aufgebracht würden. Zum Sammelplatz ward nicht, wie Anfangs der Plan geweſen, Regensburg, ſondern dem Feinde näher, Wien beſtimmt; am 15. Aug. ſollte alles Volk daſelbſt zuſammentreffen. Zum erſten Mal trat hierbei die Kreisverfaſſung in einer wahren und be- merkenswerthen Thätigkeit auf. Noch während des Reichs- tags wurden Kreistage berufen, Hauptleute ernannt, und mit Gehalt verſehen; die Rüſtungen allmählig in Gang gebracht.
Worauf nun aber bei der Ausführung dieſer Be- ſchlüſſe alles ankam, das waren die Unterhandlungen mit den Proteſtanten.
Was ihre Weigerung zu bedeuten habe, ſah man ſo- gleich, als der Kaiſer ſein eigenes Heer ins Feld zu bringen Anſtalt machte. Es mangelte ihm vor allem an Geſchütz und Pulver und er mußte ſich entſchließen, die Städte Straßburg, Augsburg, Ulm, Nürnberg, Coſtnitz, Frankfurt anzugehn, ihm dabei mit dem ihrigen zu Hülfe zu kommen. Das waren ſämmtlich Proteſtanten. 1
Aber auch die katholiſchen Stände machten den Kai- ſer aufmerkſam, daß man des innern Friedens ſicher ſeyn müſſe, um den äußeren Krieg zu führen.
Ja man darf wohl ſagen, daß die religiöſe Entzweiung der Deutſchen unter den Beweggründen Suleimans zu ſei-
1 Fuͤrſtenberg an Frankfurt 7. Juni.
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Reichstag zu Regensburg.
Auch die ſchon bewilligte Hülfe, 40000 M. zu Fuß, 8000
M. zu Pferde war größer als jemals eine andere. Am
28. Mai erklärte ſich der Kaiſer damit zufrieden, und drang
nur darauf, daß die Mannſchaften ſo raſch und vollſtän-
dig wie möglich aufgebracht würden. Zum Sammelplatz
ward nicht, wie Anfangs der Plan geweſen, Regensburg,
ſondern dem Feinde näher, Wien beſtimmt; am 15. Aug.
ſollte alles Volk daſelbſt zuſammentreffen. Zum erſten Mal
trat hierbei die Kreisverfaſſung in einer wahren und be-
merkenswerthen Thätigkeit auf. Noch während des Reichs-
tags wurden Kreistage berufen, Hauptleute ernannt, und
mit Gehalt verſehen; die Rüſtungen allmählig in Gang
gebracht.
Worauf nun aber bei der Ausführung dieſer Be-
ſchlüſſe alles ankam, das waren die Unterhandlungen mit
den Proteſtanten.
Was ihre Weigerung zu bedeuten habe, ſah man ſo-
gleich, als der Kaiſer ſein eigenes Heer ins Feld zu bringen
Anſtalt machte. Es mangelte ihm vor allem an Geſchütz
und Pulver und er mußte ſich entſchließen, die Städte
Straßburg, Augsburg, Ulm, Nürnberg, Coſtnitz, Frankfurt
anzugehn, ihm dabei mit dem ihrigen zu Hülfe zu kommen.
Das waren ſämmtlich Proteſtanten. 1
Aber auch die katholiſchen Stände machten den Kai-
ſer aufmerkſam, daß man des innern Friedens ſicher ſeyn
müſſe, um den äußeren Krieg zu führen.
Ja man darf wohl ſagen, daß die religiöſe Entzweiung
der Deutſchen unter den Beweggründen Suleimans zu ſei-
1 Fuͤrſtenberg an Frankfurt 7. Juni.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/427>, abgerufen am 24.11.2024.
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