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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Fünftes Capitel.

Zunächst bemerkte man nur die Unterstützung, welche
der ruhig sich entwickelnde Protestantismus in einem Au-
blicke, wo er von dem Kaiser aufs äußerste bedroht ward,
in dieser neuen Erweiterung fand. Vor allem ward der
schmalkaldische Bund dadurch gefördert, auf den wir jetzt
unsere Augen zurückwenden müssen.

Vollziehung des schmalkaldischen Bundes.

Die Magdeburger waren schon in den frühern Ver-
ständnissen begriffen gewesen. Im Jahr 1531 von ihrem
Erzbischof mit der Anmuthung heimgesucht, sich nach dem
Abschied von Augsburg zu halten, sahen sie ihre einzige
Rettung in dem Churfürsten von Sachsen, den sie anriefen,
"sie bei dem ewigen Gotteswort zu schützen." Sie zöger-
ten keinen Augenblick dem Bunde beizutreten. 1

Unaufgefordert ersuchte Bremen den Herzog von Lü-
neburg, ihm den ersten Entwurf des Bundes zukommen zu
lassen, und erklärte sich sehr bereit, die Versammlung zu
beschicken, die ihm aufgelegte Hülfe zu tragen. 2

Mit Lübeck dagegen mußte der Herzog die Unterhand-
lung eröffnen. Es geschah noch in einer Zeit, wo der alte

1 Magdeburg Sonnabend nach Estomihi 1531. "Hat sich
zugetragen, daß unsers gnädigsten Herrn des Cardinals Mullin-
voigt, Mitwoch Cineris, vor uns, dem ganzen sitzenden Rathe er-
schienen und eyn Missiven nach Vermeldung eyngelegter Copeyen von
hochgedachten unsern gnädigsten Herren überantwort, und darbeneben
angezeygt, daß er einen Truck hätte, wollte denselbigen uns auch
überantworten; und als er sich zuvor gegen unsern Bürgermeister
und Rathsverwandte verlauten lassen, das solchem Druck der Abschied
des gehaltenen Tags zu Augspurg auch das man an den alten Ge-
brauch halten sollte, inserirt wäre, haben wir solchen Truck nicht an-
nemen wollen."
2 Schreiben des Herzogs Ernst, Dienstag nach Clement.
Sechstes Buch. Fuͤnftes Capitel.

Zunächſt bemerkte man nur die Unterſtützung, welche
der ruhig ſich entwickelnde Proteſtantismus in einem Au-
blicke, wo er von dem Kaiſer aufs äußerſte bedroht ward,
in dieſer neuen Erweiterung fand. Vor allem ward der
ſchmalkaldiſche Bund dadurch gefördert, auf den wir jetzt
unſere Augen zurückwenden müſſen.

Vollziehung des ſchmalkaldiſchen Bundes.

Die Magdeburger waren ſchon in den frühern Ver-
ſtändniſſen begriffen geweſen. Im Jahr 1531 von ihrem
Erzbiſchof mit der Anmuthung heimgeſucht, ſich nach dem
Abſchied von Augsburg zu halten, ſahen ſie ihre einzige
Rettung in dem Churfürſten von Sachſen, den ſie anriefen,
„ſie bei dem ewigen Gotteswort zu ſchützen.“ Sie zöger-
ten keinen Augenblick dem Bunde beizutreten. 1

Unaufgefordert erſuchte Bremen den Herzog von Lü-
neburg, ihm den erſten Entwurf des Bundes zukommen zu
laſſen, und erklärte ſich ſehr bereit, die Verſammlung zu
beſchicken, die ihm aufgelegte Hülfe zu tragen. 2

Mit Lübeck dagegen mußte der Herzog die Unterhand-
lung eröffnen. Es geſchah noch in einer Zeit, wo der alte

1 Magdeburg Sonnabend nach Eſtomihi 1531. „Hat ſich
zugetragen, daß unſers gnaͤdigſten Herrn des Cardinals Mullin-
voigt, Mitwoch Cineris, vor uns, dem ganzen ſitzenden Rathe er-
ſchienen und eyn Miſſiven nach Vermeldung eyngelegter Copeyen von
hochgedachten unſern gnaͤdigſten Herren uͤberantwort, und darbeneben
angezeygt, daß er einen Truck haͤtte, wollte denſelbigen uns auch
uͤberantworten; und als er ſich zuvor gegen unſern Buͤrgermeiſter
und Rathsverwandte verlauten laſſen, das ſolchem Druck der Abſchied
des gehaltenen Tags zu Augspurg auch das man an den alten Ge-
brauch halten ſollte, inſerirt waͤre, haben wir ſolchen Truck nicht an-
nemen wollen.“
2 Schreiben des Herzogs Ernſt, Dienſtag nach Clement.
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[390/0406] Sechstes Buch. Fuͤnftes Capitel. Zunächſt bemerkte man nur die Unterſtützung, welche der ruhig ſich entwickelnde Proteſtantismus in einem Au- blicke, wo er von dem Kaiſer aufs äußerſte bedroht ward, in dieſer neuen Erweiterung fand. Vor allem ward der ſchmalkaldiſche Bund dadurch gefördert, auf den wir jetzt unſere Augen zurückwenden müſſen. Vollziehung des ſchmalkaldiſchen Bundes. Die Magdeburger waren ſchon in den frühern Ver- ſtändniſſen begriffen geweſen. Im Jahr 1531 von ihrem Erzbiſchof mit der Anmuthung heimgeſucht, ſich nach dem Abſchied von Augsburg zu halten, ſahen ſie ihre einzige Rettung in dem Churfürſten von Sachſen, den ſie anriefen, „ſie bei dem ewigen Gotteswort zu ſchützen.“ Sie zöger- ten keinen Augenblick dem Bunde beizutreten. 1 Unaufgefordert erſuchte Bremen den Herzog von Lü- neburg, ihm den erſten Entwurf des Bundes zukommen zu laſſen, und erklärte ſich ſehr bereit, die Verſammlung zu beſchicken, die ihm aufgelegte Hülfe zu tragen. 2 Mit Lübeck dagegen mußte der Herzog die Unterhand- lung eröffnen. Es geſchah noch in einer Zeit, wo der alte 1 Magdeburg Sonnabend nach Eſtomihi 1531. „Hat ſich zugetragen, daß unſers gnaͤdigſten Herrn des Cardinals Mullin- voigt, Mitwoch Cineris, vor uns, dem ganzen ſitzenden Rathe er- ſchienen und eyn Miſſiven nach Vermeldung eyngelegter Copeyen von hochgedachten unſern gnaͤdigſten Herren uͤberantwort, und darbeneben angezeygt, daß er einen Truck haͤtte, wollte denſelbigen uns auch uͤberantworten; und als er ſich zuvor gegen unſern Buͤrgermeiſter und Rathsverwandte verlauten laſſen, das ſolchem Druck der Abſchied des gehaltenen Tags zu Augspurg auch das man an den alten Ge- brauch halten ſollte, inſerirt waͤre, haben wir ſolchen Truck nicht an- nemen wollen.“ 2 Schreiben des Herzogs Ernſt, Dienſtag nach Clement.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/406>, abgerufen am 23.11.2024.