Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch. Viertes Capitel.
Schlacht bei Cappel Nachricht. "Es sey das Erste, was
wieder einmal zu Gunsten des Glaubens und der Kirche
geschehn."

Als auch aber hierauf die Nachricht von dem zweiten
glücklichen Treffen einlief, fing er an Pläne zu entwerfen.
Er erinnerte seinen Bruder, wie gnädig sich Gott den Ver-
theidigern seiner Sache beweise. Wäre der Kaiser nicht so
nahe, so würde er selbst, so schwach und arm er auch sey,
zur Fortsetzung so heiliger Unternehmungen schreiten. Jetzt
aber könne er wenigstens nicht unterlassen ihn dazu zu er-
mahnen, ihn, das Haupt der Christenheit; nie könne eine
schönere Gelegenheit sich zeigen, Ruhm zu erwerben. Ohne
die Schweiz seyen die deutschen Secten leicht zu bezwin-
gen. Er räth ihm, den katholischen Kantonen offen oder
insgeheim zu Hülfe zu kommen. Er geht so weit, dem
Kaiser zu sagen, das sey der wahre Weg für ihn, die Glau-
bensstreitigkeiten zu beendigen und Herr von Deutschland
zu werden. 1

Und keineswegs unempfänglich war Carl V für Com-
binationen dieser Art. Er antwortete, der gute Rath sei-
nes Bruders leuchte ihm immer mehr ein, je länger er
ihn überlege; etwas zu thun verpflichte ihn die Würde die
er bekleide, die Fürsorge für die rechtgläubigen Fürsten, die
Pflicht, die Christenheit und das gemeine Wesen zu verthei-
digen, und die Rücksicht auf ihr Haus Oestreich.


1 1. Nov. Vra Magestad a la qual suplico quiera mirar
lo que ymporta y usar de la occasion y opportunidad del tiempo,
pues es el mas a proposito, que se pudo desear i camino para
remediar las quiebras de nuestra fe y ser Va Md senor de
Alemanna
y hazer una cosa la mas sennalada que in nuestros
tempos se ha hecho.

Sechstes Buch. Viertes Capitel.
Schlacht bei Cappel Nachricht. „Es ſey das Erſte, was
wieder einmal zu Gunſten des Glaubens und der Kirche
geſchehn.“

Als auch aber hierauf die Nachricht von dem zweiten
glücklichen Treffen einlief, fing er an Pläne zu entwerfen.
Er erinnerte ſeinen Bruder, wie gnädig ſich Gott den Ver-
theidigern ſeiner Sache beweiſe. Wäre der Kaiſer nicht ſo
nahe, ſo würde er ſelbſt, ſo ſchwach und arm er auch ſey,
zur Fortſetzung ſo heiliger Unternehmungen ſchreiten. Jetzt
aber könne er wenigſtens nicht unterlaſſen ihn dazu zu er-
mahnen, ihn, das Haupt der Chriſtenheit; nie könne eine
ſchönere Gelegenheit ſich zeigen, Ruhm zu erwerben. Ohne
die Schweiz ſeyen die deutſchen Secten leicht zu bezwin-
gen. Er räth ihm, den katholiſchen Kantonen offen oder
insgeheim zu Hülfe zu kommen. Er geht ſo weit, dem
Kaiſer zu ſagen, das ſey der wahre Weg für ihn, die Glau-
bensſtreitigkeiten zu beendigen und Herr von Deutſchland
zu werden. 1

Und keineswegs unempfänglich war Carl V für Com-
binationen dieſer Art. Er antwortete, der gute Rath ſei-
nes Bruders leuchte ihm immer mehr ein, je länger er
ihn überlege; etwas zu thun verpflichte ihn die Würde die
er bekleide, die Fürſorge für die rechtgläubigen Fürſten, die
Pflicht, die Chriſtenheit und das gemeine Weſen zu verthei-
digen, und die Rückſicht auf ihr Haus Oeſtreich.


1 1. Nov. Vra Magestad a la qual suplico quiera mirar
lo que ymporta y usar de la occasion y opportunidad del tiempo,
pues es el mas a proposito, que se pudo desear i camino para
remediar las quiebras de nuestra fe y ser Va Md senor de
Alemanna
y hazer una cosa la mas sennalada que in nuestros
tempos se ha hecho.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0384" n="368"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Sechstes Buch. Viertes Capitel</hi>.</fw><lb/>
Schlacht bei Cappel Nachricht. &#x201E;Es &#x017F;ey das Er&#x017F;te, was<lb/>
wieder einmal zu Gun&#x017F;ten des Glaubens und der Kirche<lb/>
ge&#x017F;chehn.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Als auch aber hierauf die Nachricht von dem zweiten<lb/>
glücklichen Treffen einlief, fing er an Pläne zu entwerfen.<lb/>
Er erinnerte &#x017F;einen Bruder, wie gnädig &#x017F;ich Gott den Ver-<lb/>
theidigern &#x017F;einer Sache bewei&#x017F;e. Wäre der Kai&#x017F;er nicht &#x017F;o<lb/>
nahe, &#x017F;o würde er &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;chwach und arm er auch &#x017F;ey,<lb/>
zur Fort&#x017F;etzung &#x017F;o heiliger Unternehmungen &#x017F;chreiten. Jetzt<lb/>
aber könne er wenig&#x017F;tens nicht unterla&#x017F;&#x017F;en ihn dazu zu er-<lb/>
mahnen, ihn, das Haupt der Chri&#x017F;tenheit; nie könne eine<lb/>
&#x017F;chönere Gelegenheit &#x017F;ich zeigen, Ruhm zu erwerben. Ohne<lb/>
die Schweiz &#x017F;eyen die deut&#x017F;chen Secten leicht zu bezwin-<lb/>
gen. Er räth ihm, den katholi&#x017F;chen Kantonen offen oder<lb/>
insgeheim zu Hülfe zu kommen. Er geht &#x017F;o weit, dem<lb/>
Kai&#x017F;er zu &#x017F;agen, das &#x017F;ey der wahre Weg für ihn, die Glau-<lb/>
bens&#x017F;treitigkeiten zu beendigen und Herr von Deut&#x017F;chland<lb/>
zu werden. <note place="foot" n="1">1. Nov. <hi rendition="#aq">Vra Magestad a la qual suplico quiera mirar<lb/>
lo que ymporta y usar de la occasion y opportunidad del tiempo,<lb/>
pues es el mas a proposito, que se pudo desear i camino para<lb/>
remediar las quiebras de nuestra fe y <hi rendition="#g">ser</hi> Va Md <hi rendition="#g">senor de<lb/>
Alemanna</hi> y hazer una cosa la mas sennalada que in nuestros<lb/>
tempos se ha hecho.</hi></note></p><lb/>
          <p>Und keineswegs unempfänglich war Carl <hi rendition="#aq">V</hi> für Com-<lb/>
binationen die&#x017F;er Art. Er antwortete, der gute Rath &#x017F;ei-<lb/>
nes Bruders leuchte ihm immer mehr ein, je länger er<lb/>
ihn überlege; etwas zu thun verpflichte ihn die Würde die<lb/>
er bekleide, die Für&#x017F;orge für die rechtgläubigen Für&#x017F;ten, die<lb/>
Pflicht, die Chri&#x017F;tenheit und das gemeine We&#x017F;en zu verthei-<lb/>
digen, und die Rück&#x017F;icht auf ihr Haus Oe&#x017F;treich.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0384] Sechstes Buch. Viertes Capitel. Schlacht bei Cappel Nachricht. „Es ſey das Erſte, was wieder einmal zu Gunſten des Glaubens und der Kirche geſchehn.“ Als auch aber hierauf die Nachricht von dem zweiten glücklichen Treffen einlief, fing er an Pläne zu entwerfen. Er erinnerte ſeinen Bruder, wie gnädig ſich Gott den Ver- theidigern ſeiner Sache beweiſe. Wäre der Kaiſer nicht ſo nahe, ſo würde er ſelbſt, ſo ſchwach und arm er auch ſey, zur Fortſetzung ſo heiliger Unternehmungen ſchreiten. Jetzt aber könne er wenigſtens nicht unterlaſſen ihn dazu zu er- mahnen, ihn, das Haupt der Chriſtenheit; nie könne eine ſchönere Gelegenheit ſich zeigen, Ruhm zu erwerben. Ohne die Schweiz ſeyen die deutſchen Secten leicht zu bezwin- gen. Er räth ihm, den katholiſchen Kantonen offen oder insgeheim zu Hülfe zu kommen. Er geht ſo weit, dem Kaiſer zu ſagen, das ſey der wahre Weg für ihn, die Glau- bensſtreitigkeiten zu beendigen und Herr von Deutſchland zu werden. 1 Und keineswegs unempfänglich war Carl V für Com- binationen dieſer Art. Er antwortete, der gute Rath ſei- nes Bruders leuchte ihm immer mehr ein, je länger er ihn überlege; etwas zu thun verpflichte ihn die Würde die er bekleide, die Fürſorge für die rechtgläubigen Fürſten, die Pflicht, die Chriſtenheit und das gemeine Weſen zu verthei- digen, und die Rückſicht auf ihr Haus Oeſtreich. 1 1. Nov. Vra Magestad a la qual suplico quiera mirar lo que ymporta y usar de la occasion y opportunidad del tiempo, pues es el mas a proposito, que se pudo desear i camino para remediar las quiebras de nuestra fe y ser Va Md senor de Alemanna y hazer una cosa la mas sennalada que in nuestros tempos se ha hecho.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/384
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/384>, abgerufen am 24.11.2024.