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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Zwingli's Tod.
ner Heerde auch Zwingli. Die Feinde durchzogen schon
siegestrunken und plündernd das Schlachtfeld, als er noch
athmend dalag, unter einem Birnbaum; "die Hände ge-
faltet, die Augen gen Himmel gerichtet." Wagen wir zu
viel wenn wir annehmen, daß, als er so verblutend da-
lag, seine Seele sich noch einmal einen Gedanken vergegen-
wärtigte, den er zuletzt in trüben Ahnungen ausgesprochen?
Die Zukunft der Eidgenossenschaft, in dem Sinne, wie er
sie beabsichtigt, mußte er wohl aufgeben, die Zukunft der
Kirche und des Evangeliums wird er unerschütterlich fest-
gehalten haben. So fanden ein paar gemeine Kriegsleute
den Sterbenden, ermahnten ihn, einem Priester zu beich-
ten, oder da das schon zu spät schien, wenigstens die Jung-
frau Maria und die Heiligen in sein Herz zu fassen. Er
antwortete nicht mehr, er schüttelte nur mit dem Kopfe;
sie wußten nicht, daß er der Zwingli war; sie meinten ir-
gend einen namenlosen "verstockten Ketzer" vor sich zu ha-
ben, und gaben ihm den Todesstoß. Erst den andern Tag
bemerkte man, daß man unter so viel andern namhaften
Männern auch Zwingli getödtet; alles kam herbei ihn zu
sehen. Einer seiner Bekannten aus Zug versichert, das
Gesicht des Todten habe den Ausdruck gehabt, wie wenn
ihn in der Predigt das Feuer des Gedankens ergriff. Was
hätte aber den Gegnern, den Jahrgeldsbeziehern erwünsch-
ter seyn können als dieser Anblick? Sie besetzten ein Un-
gericht über Zwingli, viertheilten seinen Leib, verbrannten
denselben und ließen die Asche vom Winde verwehen.


Schlacht geblieben sind; außerdem 60 gemeine Ehrenbürger und 7 Geist-
liche (quam plurimi sacerdotes!). Bullinger zählt sie alle auf. Die
übrigen waren von der Landschaft. Acc. rechnet freilich die Züricher
auf 20,000 M.

Zwingli’s Tod.
ner Heerde auch Zwingli. Die Feinde durchzogen ſchon
ſiegestrunken und plündernd das Schlachtfeld, als er noch
athmend dalag, unter einem Birnbaum; „die Hände ge-
faltet, die Augen gen Himmel gerichtet.“ Wagen wir zu
viel wenn wir annehmen, daß, als er ſo verblutend da-
lag, ſeine Seele ſich noch einmal einen Gedanken vergegen-
wärtigte, den er zuletzt in trüben Ahnungen ausgeſprochen?
Die Zukunft der Eidgenoſſenſchaft, in dem Sinne, wie er
ſie beabſichtigt, mußte er wohl aufgeben, die Zukunft der
Kirche und des Evangeliums wird er unerſchütterlich feſt-
gehalten haben. So fanden ein paar gemeine Kriegsleute
den Sterbenden, ermahnten ihn, einem Prieſter zu beich-
ten, oder da das ſchon zu ſpät ſchien, wenigſtens die Jung-
frau Maria und die Heiligen in ſein Herz zu faſſen. Er
antwortete nicht mehr, er ſchüttelte nur mit dem Kopfe;
ſie wußten nicht, daß er der Zwingli war; ſie meinten ir-
gend einen namenloſen „verſtockten Ketzer“ vor ſich zu ha-
ben, und gaben ihm den Todesſtoß. Erſt den andern Tag
bemerkte man, daß man unter ſo viel andern namhaften
Männern auch Zwingli getödtet; alles kam herbei ihn zu
ſehen. Einer ſeiner Bekannten aus Zug verſichert, das
Geſicht des Todten habe den Ausdruck gehabt, wie wenn
ihn in der Predigt das Feuer des Gedankens ergriff. Was
hätte aber den Gegnern, den Jahrgeldsbeziehern erwünſch-
ter ſeyn können als dieſer Anblick? Sie beſetzten ein Un-
gericht über Zwingli, viertheilten ſeinen Leib, verbrannten
denſelben und ließen die Aſche vom Winde verwehen.


Schlacht geblieben ſind; außerdem 60 gemeine Ehrenbuͤrger und 7 Geiſt-
liche (quam plurimi sacerdotes!). Bullinger zaͤhlt ſie alle auf. Die
uͤbrigen waren von der Landſchaft. Acc. rechnet freilich die Zuͤricher
auf 20,000 M.
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[365/0381] Zwingli’s Tod. ner Heerde auch Zwingli. Die Feinde durchzogen ſchon ſiegestrunken und plündernd das Schlachtfeld, als er noch athmend dalag, unter einem Birnbaum; „die Hände ge- faltet, die Augen gen Himmel gerichtet.“ Wagen wir zu viel wenn wir annehmen, daß, als er ſo verblutend da- lag, ſeine Seele ſich noch einmal einen Gedanken vergegen- wärtigte, den er zuletzt in trüben Ahnungen ausgeſprochen? Die Zukunft der Eidgenoſſenſchaft, in dem Sinne, wie er ſie beabſichtigt, mußte er wohl aufgeben, die Zukunft der Kirche und des Evangeliums wird er unerſchütterlich feſt- gehalten haben. So fanden ein paar gemeine Kriegsleute den Sterbenden, ermahnten ihn, einem Prieſter zu beich- ten, oder da das ſchon zu ſpät ſchien, wenigſtens die Jung- frau Maria und die Heiligen in ſein Herz zu faſſen. Er antwortete nicht mehr, er ſchüttelte nur mit dem Kopfe; ſie wußten nicht, daß er der Zwingli war; ſie meinten ir- gend einen namenloſen „verſtockten Ketzer“ vor ſich zu ha- ben, und gaben ihm den Todesſtoß. Erſt den andern Tag bemerkte man, daß man unter ſo viel andern namhaften Männern auch Zwingli getödtet; alles kam herbei ihn zu ſehen. Einer ſeiner Bekannten aus Zug verſichert, das Geſicht des Todten habe den Ausdruck gehabt, wie wenn ihn in der Predigt das Feuer des Gedankens ergriff. Was hätte aber den Gegnern, den Jahrgeldsbeziehern erwünſch- ter ſeyn können als dieſer Anblick? Sie beſetzten ein Un- gericht über Zwingli, viertheilten ſeinen Leib, verbrannten denſelben und ließen die Aſche vom Winde verwehen. 1 1 Schlacht geblieben ſind; außerdem 60 gemeine Ehrenbuͤrger und 7 Geiſt- liche (quam plurimi sacerdotes!). Bullinger zaͤhlt ſie alle auf. Die uͤbrigen waren von der Landſchaft. Acc. rechnet freilich die Zuͤricher auf 20,000 M.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/381>, abgerufen am 24.11.2024.