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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Ausbruch des Krieges. Octob. 1531.
meine Entrüstung noch verstärkt. Dann hatten sie den Vor-
theil, während in den Städten nichts geschah, von der
Burg ihrer Alpen her den Angriff plötzlich auf die verwund-
barste Stelle ausführen zu können. Einige Tage hindurch
hörte man nichts von ihnen; die Pässe wurden auf das
strengste bewacht, kein Verdächtiger ward ein- oder auch
nur ausgelassen. Es gab auch im hohen Land Freunde
der Züricher, die ihnen Nachricht zu geben versprochen,
wenn etwas gegen sie im Werke sey; durch die strenge Auf-
sicht ward ihnen das unmöglich. Und nur wenige Tage
reichten schon hin, um dort alles zum Aufbruch fertig zu
machen. Plötzlich, am 9. October überschritt von Lucern
her ein Fähnlein die Grenzen und fiel plündernd in die
freien Aemter ein; am 10 sah man auf dem Zuger See
Schiffe mit Kriegsleuten daher fahren; der Klang der Hör-
ner kündigte ihre Ankunft in Zug an; an den Grenzen ward
das Luyen des Uristiers vernommen. Gleich auf der oben-
berührten Tagleistung zu Lucern war beschlossen worden,
die Hauptmacht in Zug zu vereinigen; die Kriegsräthe hat-
ten nur den Tag zu bestimmen und die Dinge dann in
Gang zu bringen. 1

Wären die Städte auf diesen Anfall vorbereitet gewe-
sen, so würden sie ihn leicht abgewehrt haben: Zürich dnrfte
nur den Paß über den Albis besetzen, so behielt es Zeit
sich auf das beste zu rüsten. Allein man war bisher noch
immer mit den einmal ergriffenen Zwangsmaaßregeln be-

1 Kurze Beschreibung der 5 katholischen Orte Kriegs wider
ihre Eidgenossen der fünf zwinglischen Orte; die man seit Haller dem
Gilg Tschudi zuschreibt, während sie handschriftlich auch unter dem
Namen von Cysat, und andern erscheint; in Balthasar's Helvetia
II, p. 186.

Ausbruch des Krieges. Octob. 1531.
meine Entrüſtung noch verſtärkt. Dann hatten ſie den Vor-
theil, während in den Städten nichts geſchah, von der
Burg ihrer Alpen her den Angriff plötzlich auf die verwund-
barſte Stelle ausführen zu können. Einige Tage hindurch
hörte man nichts von ihnen; die Päſſe wurden auf das
ſtrengſte bewacht, kein Verdächtiger ward ein- oder auch
nur ausgelaſſen. Es gab auch im hohen Land Freunde
der Züricher, die ihnen Nachricht zu geben verſprochen,
wenn etwas gegen ſie im Werke ſey; durch die ſtrenge Auf-
ſicht ward ihnen das unmöglich. Und nur wenige Tage
reichten ſchon hin, um dort alles zum Aufbruch fertig zu
machen. Plötzlich, am 9. October überſchritt von Lucern
her ein Fähnlein die Grenzen und fiel plündernd in die
freien Aemter ein; am 10 ſah man auf dem Zuger See
Schiffe mit Kriegsleuten daher fahren; der Klang der Hör-
ner kündigte ihre Ankunft in Zug an; an den Grenzen ward
das Luyen des Uriſtiers vernommen. Gleich auf der oben-
berührten Tagleiſtung zu Lucern war beſchloſſen worden,
die Hauptmacht in Zug zu vereinigen; die Kriegsräthe hat-
ten nur den Tag zu beſtimmen und die Dinge dann in
Gang zu bringen. 1

Wären die Städte auf dieſen Anfall vorbereitet gewe-
ſen, ſo würden ſie ihn leicht abgewehrt haben: Zürich dnrfte
nur den Paß über den Albis beſetzen, ſo behielt es Zeit
ſich auf das beſte zu rüſten. Allein man war bisher noch
immer mit den einmal ergriffenen Zwangsmaaßregeln be-

1 Kurze Beſchreibung der 5 katholiſchen Orte Kriegs wider
ihre Eidgenoſſen der fuͤnf zwingliſchen Orte; die man ſeit Haller dem
Gilg Tſchudi zuſchreibt, waͤhrend ſie handſchriftlich auch unter dem
Namen von Cyſat, und andern erſcheint; in Balthaſar’s Helvetia
II, p. 186.
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[361/0377] Ausbruch des Krieges. Octob. 1531. meine Entrüſtung noch verſtärkt. Dann hatten ſie den Vor- theil, während in den Städten nichts geſchah, von der Burg ihrer Alpen her den Angriff plötzlich auf die verwund- barſte Stelle ausführen zu können. Einige Tage hindurch hörte man nichts von ihnen; die Päſſe wurden auf das ſtrengſte bewacht, kein Verdächtiger ward ein- oder auch nur ausgelaſſen. Es gab auch im hohen Land Freunde der Züricher, die ihnen Nachricht zu geben verſprochen, wenn etwas gegen ſie im Werke ſey; durch die ſtrenge Auf- ſicht ward ihnen das unmöglich. Und nur wenige Tage reichten ſchon hin, um dort alles zum Aufbruch fertig zu machen. Plötzlich, am 9. October überſchritt von Lucern her ein Fähnlein die Grenzen und fiel plündernd in die freien Aemter ein; am 10 ſah man auf dem Zuger See Schiffe mit Kriegsleuten daher fahren; der Klang der Hör- ner kündigte ihre Ankunft in Zug an; an den Grenzen ward das Luyen des Uriſtiers vernommen. Gleich auf der oben- berührten Tagleiſtung zu Lucern war beſchloſſen worden, die Hauptmacht in Zug zu vereinigen; die Kriegsräthe hat- ten nur den Tag zu beſtimmen und die Dinge dann in Gang zu bringen. 1 Wären die Städte auf dieſen Anfall vorbereitet gewe- ſen, ſo würden ſie ihn leicht abgewehrt haben: Zürich dnrfte nur den Paß über den Albis beſetzen, ſo behielt es Zeit ſich auf das beſte zu rüſten. Allein man war bisher noch immer mit den einmal ergriffenen Zwangsmaaßregeln be- 1 Kurze Beſchreibung der 5 katholiſchen Orte Kriegs wider ihre Eidgenoſſen der fuͤnf zwingliſchen Orte; die man ſeit Haller dem Gilg Tſchudi zuſchreibt, waͤhrend ſie handſchriftlich auch unter dem Namen von Cyſat, und andern erſcheint; in Balthaſar’s Helvetia II, p. 186.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/377>, abgerufen am 24.11.2024.