Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Vermittelungsvers. zwischen d. prot. Parteien. sie bei der zweiten Zusammenkunft förmlich in das Bünd-niß aufzunehmen. 1 Johann Friedrich, der hier die Stelle seines Vaters versah, ließ es sein erstes Geschäft seyn, sich mit den Abgeordneten der vier Städte zu besprechen; er forderte sie auf, diese Vergleichung nun auch öffentlich pre- digen, in alle Welt verkündigen zu lassen. Diese versicher- ten, da Butzer nicht allein für sich, sondern im Auftrag seiner Herren handle, so sey daran kein Zweifel. 2 Zu Stras- burg, Lindau, Costnitz, Memmingen, hatten sich nicht al- lein Biberach, Ysni, Reutlingen, sondern auch das mächtige Ulm gesellt. Auch Ulm nemlich hatte gegen den Abschied von Speier protestirt, und den Abschied von Augsburg allen Mahnungen des Kaisers zum Trotz nicht unterschrieben. Es leuchtet ein, wie stark daselbst die reformatorische Tendenz bereits seyn mußte, um diese entschiedenen Schritte hervorzu- bringen. Aber auch die entgegengesetzte Partei war lange Zeit nicht schwach, und es fehlte nicht an unruhigen Gegenwir- kungen. Endlich gab die Bürgerschaft dem Rathe Voll- macht, die Ordnung herzustellen. Gar bald sehen wir dann ein Bekenntniß in evangelischem Sinne erscheinen, das sich in dem Artikel vom Abendmahl an die Tetrapolitana an- schließt. In Schmalkalden unterschrieben diese Städte nun sämmtlich das Bündniß zur Gegenwehr. 1 Instruction uf den angesetzten Tag gegen Schmalkalden. Tor- gau 25. März. Uns ist itzo wieder ein Schreiben von Wittenberg zukommen, so der Butzer an Dr. Martin und Phil. Mel. gethan, daraus die zween wie uns angezeigt ist worden, nit anders zu ver- nehmen wissen, denn das der Artikel der hinterstelligen Punkt halber auch vollend verglichen. (W. A.) 2 Verzeichniß der Handellung auf gehaltenem Tage zu Schmal-
kalden in der Woche nach Judica. "Haben keinen Zweivel, sie (ihre Herrn) werden verschaffen, daß dergleichen gepredigt gelehrt und ver- kündigt werde, auch solches lautbar zu machen." Vermittelungsverſ. zwiſchen d. prot. Parteien. ſie bei der zweiten Zuſammenkunft förmlich in das Bünd-niß aufzunehmen. 1 Johann Friedrich, der hier die Stelle ſeines Vaters verſah, ließ es ſein erſtes Geſchäft ſeyn, ſich mit den Abgeordneten der vier Städte zu beſprechen; er forderte ſie auf, dieſe Vergleichung nun auch öffentlich pre- digen, in alle Welt verkündigen zu laſſen. Dieſe verſicher- ten, da Butzer nicht allein für ſich, ſondern im Auftrag ſeiner Herren handle, ſo ſey daran kein Zweifel. 2 Zu Stras- burg, Lindau, Coſtnitz, Memmingen, hatten ſich nicht al- lein Biberach, Ysni, Reutlingen, ſondern auch das mächtige Ulm geſellt. Auch Ulm nemlich hatte gegen den Abſchied von Speier proteſtirt, und den Abſchied von Augsburg allen Mahnungen des Kaiſers zum Trotz nicht unterſchrieben. Es leuchtet ein, wie ſtark daſelbſt die reformatoriſche Tendenz bereits ſeyn mußte, um dieſe entſchiedenen Schritte hervorzu- bringen. Aber auch die entgegengeſetzte Partei war lange Zeit nicht ſchwach, und es fehlte nicht an unruhigen Gegenwir- kungen. Endlich gab die Bürgerſchaft dem Rathe Voll- macht, die Ordnung herzuſtellen. Gar bald ſehen wir dann ein Bekenntniß in evangeliſchem Sinne erſcheinen, das ſich in dem Artikel vom Abendmahl an die Tetrapolitana an- ſchließt. In Schmalkalden unterſchrieben dieſe Städte nun ſämmtlich das Bündniß zur Gegenwehr. 1 Inſtruction uf den angeſetzten Tag gegen Schmalkalden. Tor- gau 25. Maͤrz. Uns iſt itzo wieder ein Schreiben von Wittenberg zukommen, ſo der Butzer an Dr. Martin und Phil. Mel. gethan, daraus die zween wie uns angezeigt iſt worden, nit anders zu ver- nehmen wiſſen, denn das der Artikel der hinterſtelligen Punkt halber auch vollend verglichen. (W. A.) 2 Verzeichniß der Handellung auf gehaltenem Tage zu Schmal-
kalden in der Woche nach Judica. „Haben keinen Zweivel, ſie (ihre Herrn) werden verſchaffen, daß dergleichen gepredigt gelehrt und ver- kuͤndigt werde, auch ſolches lautbar zu machen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0363" n="347"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vermittelungsverſ. zwiſchen d. prot. Parteien</hi>.</fw><lb/> ſie bei der zweiten Zuſammenkunft förmlich in das Bünd-<lb/> niß aufzunehmen. <note place="foot" n="1">Inſtruction uf den angeſetzten Tag gegen Schmalkalden. Tor-<lb/> gau 25. Maͤrz. Uns iſt itzo wieder ein Schreiben von Wittenberg<lb/> zukommen, ſo der Butzer an Dr. Martin und Phil. Mel. gethan,<lb/> daraus die zween wie uns angezeigt iſt worden, nit anders zu ver-<lb/> nehmen wiſſen, denn das der Artikel der hinterſtelligen Punkt halber<lb/> auch vollend verglichen. (W. A.)</note> Johann Friedrich, der hier die Stelle<lb/> ſeines Vaters verſah, ließ es ſein erſtes Geſchäft ſeyn, ſich<lb/> mit den Abgeordneten der vier Städte zu beſprechen; er<lb/> forderte ſie auf, dieſe Vergleichung nun auch öffentlich pre-<lb/> digen, in alle Welt verkündigen zu laſſen. Dieſe verſicher-<lb/> ten, da Butzer nicht allein für ſich, ſondern im Auftrag<lb/> ſeiner Herren handle, ſo ſey daran kein Zweifel. <note place="foot" n="2">Verzeichniß der Handellung auf gehaltenem Tage zu Schmal-<lb/> kalden in der Woche nach Judica. „Haben keinen Zweivel, ſie (ihre<lb/> Herrn) werden verſchaffen, daß dergleichen gepredigt gelehrt und ver-<lb/> kuͤndigt werde, auch ſolches lautbar zu machen.“</note> Zu Stras-<lb/> burg, Lindau, Coſtnitz, Memmingen, hatten ſich nicht al-<lb/> lein Biberach, Ysni, Reutlingen, ſondern auch das mächtige<lb/> Ulm geſellt. Auch Ulm nemlich hatte gegen den Abſchied von<lb/> Speier proteſtirt, und den Abſchied von Augsburg allen<lb/> Mahnungen des Kaiſers zum Trotz nicht unterſchrieben.<lb/> Es leuchtet ein, wie ſtark daſelbſt die reformatoriſche Tendenz<lb/> bereits ſeyn mußte, um dieſe entſchiedenen Schritte hervorzu-<lb/> bringen. Aber auch die entgegengeſetzte Partei war lange Zeit<lb/> nicht ſchwach, und es fehlte nicht an unruhigen Gegenwir-<lb/> kungen. Endlich gab die Bürgerſchaft dem Rathe Voll-<lb/> macht, die Ordnung herzuſtellen. Gar bald ſehen wir dann<lb/> ein Bekenntniß in evangeliſchem Sinne erſcheinen, das ſich<lb/> in dem Artikel vom Abendmahl an die Tetrapolitana an-<lb/> ſchließt. In Schmalkalden unterſchrieben dieſe Städte nun<lb/> ſämmtlich das Bündniß zur Gegenwehr.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [347/0363]
Vermittelungsverſ. zwiſchen d. prot. Parteien.
ſie bei der zweiten Zuſammenkunft förmlich in das Bünd-
niß aufzunehmen. 1 Johann Friedrich, der hier die Stelle
ſeines Vaters verſah, ließ es ſein erſtes Geſchäft ſeyn, ſich
mit den Abgeordneten der vier Städte zu beſprechen; er
forderte ſie auf, dieſe Vergleichung nun auch öffentlich pre-
digen, in alle Welt verkündigen zu laſſen. Dieſe verſicher-
ten, da Butzer nicht allein für ſich, ſondern im Auftrag
ſeiner Herren handle, ſo ſey daran kein Zweifel. 2 Zu Stras-
burg, Lindau, Coſtnitz, Memmingen, hatten ſich nicht al-
lein Biberach, Ysni, Reutlingen, ſondern auch das mächtige
Ulm geſellt. Auch Ulm nemlich hatte gegen den Abſchied von
Speier proteſtirt, und den Abſchied von Augsburg allen
Mahnungen des Kaiſers zum Trotz nicht unterſchrieben.
Es leuchtet ein, wie ſtark daſelbſt die reformatoriſche Tendenz
bereits ſeyn mußte, um dieſe entſchiedenen Schritte hervorzu-
bringen. Aber auch die entgegengeſetzte Partei war lange Zeit
nicht ſchwach, und es fehlte nicht an unruhigen Gegenwir-
kungen. Endlich gab die Bürgerſchaft dem Rathe Voll-
macht, die Ordnung herzuſtellen. Gar bald ſehen wir dann
ein Bekenntniß in evangeliſchem Sinne erſcheinen, das ſich
in dem Artikel vom Abendmahl an die Tetrapolitana an-
ſchließt. In Schmalkalden unterſchrieben dieſe Städte nun
ſämmtlich das Bündniß zur Gegenwehr.
1 Inſtruction uf den angeſetzten Tag gegen Schmalkalden. Tor-
gau 25. Maͤrz. Uns iſt itzo wieder ein Schreiben von Wittenberg
zukommen, ſo der Butzer an Dr. Martin und Phil. Mel. gethan,
daraus die zween wie uns angezeigt iſt worden, nit anders zu ver-
nehmen wiſſen, denn das der Artikel der hinterſtelligen Punkt halber
auch vollend verglichen. (W. A.)
2 Verzeichniß der Handellung auf gehaltenem Tage zu Schmal-
kalden in der Woche nach Judica. „Haben keinen Zweivel, ſie (ihre
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kuͤndigt werde, auch ſolches lautbar zu machen.“
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