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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Weitere Fortschritte der Reform.
ihres Bundes mit Ferdinand noch in Cappel herauszuge-
ben. Die Vermittler verhinderten, daß sie verlesen würde;
sie hätten gefürchtet, der alte Widerwille möchte dadurch
wieder angefacht werden. Ammann Ebli durchstach den
Bundesbrief als er zum Vorschein kam mit seinem Messer
und zerriß ihn; die Umstehenden griffen nach dem Wachs
der Siegel.

In Folge des unläugbaren Vortheils der Evangeli-
schen nahm nun die Reform nach dem Frieden einen noch
viel raschern Fortgang.

Bei Bullinger kann man sehen, in wie viel gemein-
schaftlichen Orten sich eine Majorität für dieselbe bildete,
wie er sich ausdrückt, "das Gotteswort ermehret ward."
Noch im Jahre 1529 konnte Zwingli eine Synode im Thur-
gau halten und das Land evangelisch einrichten. Große
Abteien wie Wettingen und Hitzkirch traten über; in Wet-
tingen waren in allem nur zwei Mönche, die sich weiger-
ten. Der Abt Georg Müller in Baden sorgte nur, daß
die Bilder, die er aus der Kirche schaffte. nicht wie an
so vielen andern Orten vernichtet würden. 1 Endlich ward
von Groß- und Kleinräthen in Schafhausen beschlossen,
daß man die Messe und Bilder abschaffen sollte. Nicht
ohne verhaltenen Schmerz berichtet Hans Stockar, wie
Freitag nach Michaelis "der groß Gott im Münster" von
dannen gethan ward. 2 Die Stadt trat in das Bürger-
recht von Bern, Basel und Zürich. In Solothurn mußte
den Neugläubigen fürs Erste wenigstens eine Kirche bewil-

1 Aus N. Manuels Missiven bei Grüneisen p. 135.
2 Tagebuch 201.

Weitere Fortſchritte der Reform.
ihres Bundes mit Ferdinand noch in Cappel herauszuge-
ben. Die Vermittler verhinderten, daß ſie verleſen würde;
ſie hätten gefürchtet, der alte Widerwille möchte dadurch
wieder angefacht werden. Ammann Ebli durchſtach den
Bundesbrief als er zum Vorſchein kam mit ſeinem Meſſer
und zerriß ihn; die Umſtehenden griffen nach dem Wachs
der Siegel.

In Folge des unläugbaren Vortheils der Evangeli-
ſchen nahm nun die Reform nach dem Frieden einen noch
viel raſchern Fortgang.

Bei Bullinger kann man ſehen, in wie viel gemein-
ſchaftlichen Orten ſich eine Majorität für dieſelbe bildete,
wie er ſich ausdrückt, „das Gotteswort ermehret ward.“
Noch im Jahre 1529 konnte Zwingli eine Synode im Thur-
gau halten und das Land evangeliſch einrichten. Große
Abteien wie Wettingen und Hitzkirch traten über; in Wet-
tingen waren in allem nur zwei Mönche, die ſich weiger-
ten. Der Abt Georg Müller in Baden ſorgte nur, daß
die Bilder, die er aus der Kirche ſchaffte. nicht wie an
ſo vielen andern Orten vernichtet würden. 1 Endlich ward
von Groß- und Kleinräthen in Schafhauſen beſchloſſen,
daß man die Meſſe und Bilder abſchaffen ſollte. Nicht
ohne verhaltenen Schmerz berichtet Hans Stockar, wie
Freitag nach Michaelis „der groß Gott im Münſter“ von
dannen gethan ward. 2 Die Stadt trat in das Bürger-
recht von Bern, Baſel und Zürich. In Solothurn mußte
den Neugläubigen fürs Erſte wenigſtens eine Kirche bewil-

1 Aus N. Manuels Miſſiven bei Gruͤneiſen p. 135.
2 Tagebuch 201.
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[333/0349] Weitere Fortſchritte der Reform. ihres Bundes mit Ferdinand noch in Cappel herauszuge- ben. Die Vermittler verhinderten, daß ſie verleſen würde; ſie hätten gefürchtet, der alte Widerwille möchte dadurch wieder angefacht werden. Ammann Ebli durchſtach den Bundesbrief als er zum Vorſchein kam mit ſeinem Meſſer und zerriß ihn; die Umſtehenden griffen nach dem Wachs der Siegel. In Folge des unläugbaren Vortheils der Evangeli- ſchen nahm nun die Reform nach dem Frieden einen noch viel raſchern Fortgang. Bei Bullinger kann man ſehen, in wie viel gemein- ſchaftlichen Orten ſich eine Majorität für dieſelbe bildete, wie er ſich ausdrückt, „das Gotteswort ermehret ward.“ Noch im Jahre 1529 konnte Zwingli eine Synode im Thur- gau halten und das Land evangeliſch einrichten. Große Abteien wie Wettingen und Hitzkirch traten über; in Wet- tingen waren in allem nur zwei Mönche, die ſich weiger- ten. Der Abt Georg Müller in Baden ſorgte nur, daß die Bilder, die er aus der Kirche ſchaffte. nicht wie an ſo vielen andern Orten vernichtet würden. 1 Endlich ward von Groß- und Kleinräthen in Schafhauſen beſchloſſen, daß man die Meſſe und Bilder abſchaffen ſollte. Nicht ohne verhaltenen Schmerz berichtet Hans Stockar, wie Freitag nach Michaelis „der groß Gott im Münſter“ von dannen gethan ward. 2 Die Stadt trat in das Bürger- recht von Bern, Baſel und Zürich. In Solothurn mußte den Neugläubigen fürs Erſte wenigſtens eine Kirche bewil- 1 Aus N. Manuels Miſſiven bei Gruͤneiſen p. 135. 2 Tagebuch 201.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/349>, abgerufen am 22.11.2024.