Nürnberger äußerten, sie würden sich der Herrschaft eines Bischofs niemals wieder unterwerfen. 1
Wohl hat man nun, nachdem die ersten Verhandlun- gen abgebrochen worden, gegen Ende August eine noch engere Versammlung gebildet, nur von drei Mitgliedern von jeder Seite; aber es ist nicht nöthig, ihre Besprechungen zu be- gleiten; sie führten nicht einmal bis zu dem Punkt, der schon früher erreicht war.
Es sind dann noch einige einzelne Versuche der An- näherung gemacht worden. Im Garten eines Augsburger Bürgers hielt Herzog Heinrich von Braunschweig eine Zu- sammenkunft mit dem Sohne des Churfürsten, Johann Frie- drich; in der Kirche zu St. Moritz machte der Kanzler von Baden dem sächsischen, welchen Melanchthon begleitete, Er- öffnungen, die sich dann eine Weile fortspannen, aber zu keinem Ziele führen konnten.
Der protestantische Theil hatte so weit nachgegeben, als es die religiöse Ueberzeugung nur irgend zuließ; er hatte aber die äußerste Grenze bereits erreicht, ja schon regte sich in seinem eignen Innern Widerspruch gegen die gemach- ten Zugeständnisse; er war nun um kein Haarbreit weiter zu bringen. Auch bei diesen Verhandlungen erinnerte Chur- fürst Johann die Theologen, nur die Sache im Auge zu behalten, auf ihn und sein Land keine Rücksicht zu nehmen.
Eben so wenig aber wäre auf der andern durch den Papst gefesselten Seite irgend eine weitere Concession zu er- reichen gewesen.
1 Gutachten Spenglers in Hausdorfs Leben Spenglers p. 65.
Vermittelungsverſuch.
Nürnberger äußerten, ſie würden ſich der Herrſchaft eines Biſchofs niemals wieder unterwerfen. 1
Wohl hat man nun, nachdem die erſten Verhandlun- gen abgebrochen worden, gegen Ende Auguſt eine noch engere Verſammlung gebildet, nur von drei Mitgliedern von jeder Seite; aber es iſt nicht nöthig, ihre Beſprechungen zu be- gleiten; ſie führten nicht einmal bis zu dem Punkt, der ſchon früher erreicht war.
Es ſind dann noch einige einzelne Verſuche der An- näherung gemacht worden. Im Garten eines Augsburger Bürgers hielt Herzog Heinrich von Braunſchweig eine Zu- ſammenkunft mit dem Sohne des Churfürſten, Johann Frie- drich; in der Kirche zu St. Moritz machte der Kanzler von Baden dem ſächſiſchen, welchen Melanchthon begleitete, Er- öffnungen, die ſich dann eine Weile fortſpannen, aber zu keinem Ziele führen konnten.
Der proteſtantiſche Theil hatte ſo weit nachgegeben, als es die religiöſe Ueberzeugung nur irgend zuließ; er hatte aber die äußerſte Grenze bereits erreicht, ja ſchon regte ſich in ſeinem eignen Innern Widerſpruch gegen die gemach- ten Zugeſtändniſſe; er war nun um kein Haarbreit weiter zu bringen. Auch bei dieſen Verhandlungen erinnerte Chur- fürſt Johann die Theologen, nur die Sache im Auge zu behalten, auf ihn und ſein Land keine Rückſicht zu nehmen.
Eben ſo wenig aber wäre auf der andern durch den Papſt gefeſſelten Seite irgend eine weitere Conceſſion zu er- reichen geweſen.
1 Gutachten Spenglers in Hausdorfs Leben Spenglers p. 65.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0297"n="281"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Vermittelungsverſuch</hi>.</fw><lb/>
Nürnberger äußerten, ſie würden ſich der Herrſchaft eines<lb/>
Biſchofs niemals wieder unterwerfen. <noteplace="foot"n="1">Gutachten Spenglers in Hausdorfs Leben Spenglers <hirendition="#aq">p.</hi> 65.</note></p><lb/><p>Wohl hat man nun, nachdem die erſten Verhandlun-<lb/>
gen abgebrochen worden, gegen Ende Auguſt eine noch engere<lb/>
Verſammlung gebildet, nur von drei Mitgliedern von jeder<lb/>
Seite; aber es iſt nicht nöthig, ihre Beſprechungen zu be-<lb/>
gleiten; ſie führten nicht einmal bis zu dem Punkt, der<lb/>ſchon früher erreicht war.</p><lb/><p>Es ſind dann noch einige einzelne Verſuche der An-<lb/>
näherung gemacht worden. Im Garten eines Augsburger<lb/>
Bürgers hielt Herzog Heinrich von Braunſchweig eine Zu-<lb/>ſammenkunft mit dem Sohne des Churfürſten, Johann Frie-<lb/>
drich; in der Kirche zu St. Moritz machte der Kanzler von<lb/>
Baden dem ſächſiſchen, welchen Melanchthon begleitete, Er-<lb/>
öffnungen, die ſich dann eine Weile fortſpannen, aber zu<lb/>
keinem Ziele führen konnten.</p><lb/><p>Der proteſtantiſche Theil hatte ſo weit nachgegeben,<lb/>
als es die religiöſe Ueberzeugung nur irgend zuließ; er hatte<lb/>
aber die äußerſte Grenze bereits erreicht, ja ſchon regte ſich<lb/>
in ſeinem eignen Innern Widerſpruch gegen die gemach-<lb/>
ten Zugeſtändniſſe; er war nun um kein Haarbreit weiter<lb/>
zu bringen. Auch bei dieſen Verhandlungen erinnerte Chur-<lb/>
fürſt Johann die Theologen, nur die Sache im Auge zu<lb/>
behalten, auf ihn und ſein Land keine Rückſicht zu nehmen.</p><lb/><p>Eben ſo wenig aber wäre auf der andern durch den<lb/>
Papſt gefeſſelten Seite irgend eine weitere Conceſſion zu er-<lb/>
reichen geweſen.</p></div><lb/></div></div></body></text></TEI>
[281/0297]
Vermittelungsverſuch.
Nürnberger äußerten, ſie würden ſich der Herrſchaft eines
Biſchofs niemals wieder unterwerfen. 1
Wohl hat man nun, nachdem die erſten Verhandlun-
gen abgebrochen worden, gegen Ende Auguſt eine noch engere
Verſammlung gebildet, nur von drei Mitgliedern von jeder
Seite; aber es iſt nicht nöthig, ihre Beſprechungen zu be-
gleiten; ſie führten nicht einmal bis zu dem Punkt, der
ſchon früher erreicht war.
Es ſind dann noch einige einzelne Verſuche der An-
näherung gemacht worden. Im Garten eines Augsburger
Bürgers hielt Herzog Heinrich von Braunſchweig eine Zu-
ſammenkunft mit dem Sohne des Churfürſten, Johann Frie-
drich; in der Kirche zu St. Moritz machte der Kanzler von
Baden dem ſächſiſchen, welchen Melanchthon begleitete, Er-
öffnungen, die ſich dann eine Weile fortſpannen, aber zu
keinem Ziele führen konnten.
Der proteſtantiſche Theil hatte ſo weit nachgegeben,
als es die religiöſe Ueberzeugung nur irgend zuließ; er hatte
aber die äußerſte Grenze bereits erreicht, ja ſchon regte ſich
in ſeinem eignen Innern Widerſpruch gegen die gemach-
ten Zugeſtändniſſe; er war nun um kein Haarbreit weiter
zu bringen. Auch bei dieſen Verhandlungen erinnerte Chur-
fürſt Johann die Theologen, nur die Sache im Auge zu
behalten, auf ihn und ſein Land keine Rückſicht zu nehmen.
Eben ſo wenig aber wäre auf der andern durch den
Papſt gefeſſelten Seite irgend eine weitere Conceſſion zu er-
reichen geweſen.
1 Gutachten Spenglers in Hausdorfs Leben Spenglers p. 65.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/297>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.