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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Achtes Capitel.
unterwerfen; die Sequestrirenden, ehrbare Leute aus dem
Landesadel, sollten dem Kaiser verpflichtet seyn, nichts von
den Gütern abkommen zu lassen, bis zu einer Bestimmung
des Conciliums. 1

So weit näherten sich die Protestanten noch einmal
dem römischen Kirchenwesen, der Majorität des Reiches.
Es ist kaum zu verstehen, daß man sie dabei nicht festhielt.

Trat doch der Ausschuß der Majorität von einer an-
dern Seite hinwiederum den Protestanten sehr nahe. Er
sprach die Hoffnung aus, bei dem künftigen Concilium die
Zulassung verheiratheter Priester ganz im Allgemeinen aus-
zuwirken, wie das in der alten Kirche Statt gefunden. 2
Er sah kein Bedenken dabei, beide Gestalten zuzulassen.

War man einander so nahe gekommen, was lag im
Grunde an ein paar abweichenden Gebräuchen? Mußte
man darum die Einheit des Reichs und der Nation, und
den gegenseitigen Frieden aufgeben?

Daß man dieß doch am Ende that, kam wohl haupt-
sächlich daher, weil die Führer der Katholischen nicht han-
deln konnten, wie sie vielleicht gewollt hätten. Wir wissen,
daß die Sache am päpstlichen Hofe bereits in Berathung
gezogen und entscheiden war. Der päpstliche Legat, Campeggi,
säumte nicht, in dem dringenden Augenblick den Kaiser zu be-
suchen, seinen ausschließend katholischen Eifer zu entflammen,

1 Sächsische Apologia bei Müller p. 861 und in dem Archiv
von Förstemann p. 150.
2 Das die conjugati mochten zu priesterlichem stand genomen
und ordiniret werden, inmaassen wie vor allters In der ersten kirchen
etlich hundert jar Im Gebrauch gewesen. Unschlüssige unnd unver-
griffliche christliche Mittel (Vorschläge des katholischen Ausschusses)
bei Förstemann II, p. 250.

Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
unterwerfen; die Sequeſtrirenden, ehrbare Leute aus dem
Landesadel, ſollten dem Kaiſer verpflichtet ſeyn, nichts von
den Gütern abkommen zu laſſen, bis zu einer Beſtimmung
des Conciliums. 1

So weit näherten ſich die Proteſtanten noch einmal
dem römiſchen Kirchenweſen, der Majorität des Reiches.
Es iſt kaum zu verſtehen, daß man ſie dabei nicht feſthielt.

Trat doch der Ausſchuß der Majorität von einer an-
dern Seite hinwiederum den Proteſtanten ſehr nahe. Er
ſprach die Hoffnung aus, bei dem künftigen Concilium die
Zulaſſung verheiratheter Prieſter ganz im Allgemeinen aus-
zuwirken, wie das in der alten Kirche Statt gefunden. 2
Er ſah kein Bedenken dabei, beide Geſtalten zuzulaſſen.

War man einander ſo nahe gekommen, was lag im
Grunde an ein paar abweichenden Gebräuchen? Mußte
man darum die Einheit des Reichs und der Nation, und
den gegenſeitigen Frieden aufgeben?

Daß man dieß doch am Ende that, kam wohl haupt-
ſächlich daher, weil die Führer der Katholiſchen nicht han-
deln konnten, wie ſie vielleicht gewollt hätten. Wir wiſſen,
daß die Sache am päpſtlichen Hofe bereits in Berathung
gezogen und entſcheiden war. Der päpſtliche Legat, Campeggi,
ſäumte nicht, in dem dringenden Augenblick den Kaiſer zu be-
ſuchen, ſeinen ausſchließend katholiſchen Eifer zu entflammen,

1 Saͤchſiſche Apologia bei Muͤller p. 861 und in dem Archiv
von Foͤrſtemann p. 150.
2 Das die conjugati mochten zu prieſterlichem ſtand genomen
und ordiniret werden, inmaaſſen wie vor allters In der erſten kirchen
etlich hundert jar Im Gebrauch geweſen. Unſchluͤſſige unnd unver-
griffliche chriſtliche Mittel (Vorſchlaͤge des katholiſchen Ausſchuſſes)
bei Foͤrſtemann II, p. 250.
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[278/0294] Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel. unterwerfen; die Sequeſtrirenden, ehrbare Leute aus dem Landesadel, ſollten dem Kaiſer verpflichtet ſeyn, nichts von den Gütern abkommen zu laſſen, bis zu einer Beſtimmung des Conciliums. 1 So weit näherten ſich die Proteſtanten noch einmal dem römiſchen Kirchenweſen, der Majorität des Reiches. Es iſt kaum zu verſtehen, daß man ſie dabei nicht feſthielt. Trat doch der Ausſchuß der Majorität von einer an- dern Seite hinwiederum den Proteſtanten ſehr nahe. Er ſprach die Hoffnung aus, bei dem künftigen Concilium die Zulaſſung verheiratheter Prieſter ganz im Allgemeinen aus- zuwirken, wie das in der alten Kirche Statt gefunden. 2 Er ſah kein Bedenken dabei, beide Geſtalten zuzulaſſen. War man einander ſo nahe gekommen, was lag im Grunde an ein paar abweichenden Gebräuchen? Mußte man darum die Einheit des Reichs und der Nation, und den gegenſeitigen Frieden aufgeben? Daß man dieß doch am Ende that, kam wohl haupt- ſächlich daher, weil die Führer der Katholiſchen nicht han- deln konnten, wie ſie vielleicht gewollt hätten. Wir wiſſen, daß die Sache am päpſtlichen Hofe bereits in Berathung gezogen und entſcheiden war. Der päpſtliche Legat, Campeggi, ſäumte nicht, in dem dringenden Augenblick den Kaiſer zu be- ſuchen, ſeinen ausſchließend katholiſchen Eifer zu entflammen, 1 Saͤchſiſche Apologia bei Muͤller p. 861 und in dem Archiv von Foͤrſtemann p. 150. 2 Das die conjugati mochten zu prieſterlichem ſtand genomen und ordiniret werden, inmaaſſen wie vor allters In der erſten kirchen etlich hundert jar Im Gebrauch geweſen. Unſchluͤſſige unnd unver- griffliche chriſtliche Mittel (Vorſchlaͤge des katholiſchen Ausſchuſſes) bei Foͤrſtemann II, p. 250.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/294>, abgerufen am 24.11.2024.