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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Der Landgraf, die Städte.
Kaiser nannte einige; der Landgraf gab eine Auskunft, mit
der sich jener zufrieden zeigte: die Hauptsache war, daß der
Kaiser ihn aufforderte, in dem Artikel des Glaubens sich
unterthänigen Gehorsams zu erzeigen: wo nicht, so werde
er verfahren, wie ihm als römischen Kaiser gebühre. Noch
weniger aber wirkten Drohungen auf ihn als Versprechun-
gen. Ueberdieß ward es ihm von Tag zu Tag unbequemer,
bei einer Versammlung auszuhalten, wo er vermöge der hier-
archischen Ordnungen des Reiches keineswegs eine Stellung
einnahm, die seiner Macht entsprach. Er ersuchte den Kaiser
ihn zu entlassen, der schlug es ihm ab; er ritt nichts desto
minder eines Abends von dannen. 1 Aus der Ferne versicherte
er dem Churfürsten von Sachsen, er wolle Leib und Gut,
Land und Leute bei ihm und bei Gottes Wort lassen. "Sa-
get den Städten," schrieb er an seine Räthe, "daß sie
nicht Weiber seyen, sondern Männer: es hat keine Noth,
Gott ist auf unsrer Seite."

Und in der That, die Städte machten den Fürsten
keine Schande. "Unsres Erachtens," schreiben die Nürnber-
ger Abgeordneten, "ist nicht zu weichen, man wollte denn des
Kaisers Gnade höher anschlagen, als die Huld Gottes:
Gott wolle nunmehr Beständigkeit verleihen." Bürgermeister
und Rath waren gesinnt, wie ihre Bevollmächtigten.

In weiter Ferne nahmen andere in gleichem Sinne
an diesen Ereignissen Antheil. Ew. Gnaden, schreiben die
Rathmannen von Magdeburg dem Churfürsten von Sach-

1 6. Aug. Am 30. Juli war er in Bürgerrecht mit Zürich
getreten, was hierauf wohl den meisten Einfluß hatte. Vgl. Escher
und Hottinger Archiv für schweiz. Gesch. und Landeskunde I, 426.
Ranke d. Gesch. III. 18

Der Landgraf, die Staͤdte.
Kaiſer nannte einige; der Landgraf gab eine Auskunft, mit
der ſich jener zufrieden zeigte: die Hauptſache war, daß der
Kaiſer ihn aufforderte, in dem Artikel des Glaubens ſich
unterthänigen Gehorſams zu erzeigen: wo nicht, ſo werde
er verfahren, wie ihm als römiſchen Kaiſer gebühre. Noch
weniger aber wirkten Drohungen auf ihn als Verſprechun-
gen. Ueberdieß ward es ihm von Tag zu Tag unbequemer,
bei einer Verſammlung auszuhalten, wo er vermöge der hier-
archiſchen Ordnungen des Reiches keineswegs eine Stellung
einnahm, die ſeiner Macht entſprach. Er erſuchte den Kaiſer
ihn zu entlaſſen, der ſchlug es ihm ab; er ritt nichts deſto
minder eines Abends von dannen. 1 Aus der Ferne verſicherte
er dem Churfürſten von Sachſen, er wolle Leib und Gut,
Land und Leute bei ihm und bei Gottes Wort laſſen. „Sa-
get den Städten,“ ſchrieb er an ſeine Räthe, „daß ſie
nicht Weiber ſeyen, ſondern Männer: es hat keine Noth,
Gott iſt auf unſrer Seite.“

Und in der That, die Städte machten den Fürſten
keine Schande. „Unſres Erachtens,“ ſchreiben die Nürnber-
ger Abgeordneten, „iſt nicht zu weichen, man wollte denn des
Kaiſers Gnade höher anſchlagen, als die Huld Gottes:
Gott wolle nunmehr Beſtändigkeit verleihen.“ Bürgermeiſter
und Rath waren geſinnt, wie ihre Bevollmächtigten.

In weiter Ferne nahmen andere in gleichem Sinne
an dieſen Ereigniſſen Antheil. Ew. Gnaden, ſchreiben die
Rathmannen von Magdeburg dem Churfürſten von Sach-

1 6. Aug. Am 30. Juli war er in Buͤrgerrecht mit Zuͤrich
getreten, was hierauf wohl den meiſten Einfluß hatte. Vgl. Eſcher
und Hottinger Archiv fuͤr ſchweiz. Geſch. und Landeskunde I, 426.
Ranke d. Geſch. III. 18
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[273/0289] Der Landgraf, die Staͤdte. Kaiſer nannte einige; der Landgraf gab eine Auskunft, mit der ſich jener zufrieden zeigte: die Hauptſache war, daß der Kaiſer ihn aufforderte, in dem Artikel des Glaubens ſich unterthänigen Gehorſams zu erzeigen: wo nicht, ſo werde er verfahren, wie ihm als römiſchen Kaiſer gebühre. Noch weniger aber wirkten Drohungen auf ihn als Verſprechun- gen. Ueberdieß ward es ihm von Tag zu Tag unbequemer, bei einer Verſammlung auszuhalten, wo er vermöge der hier- archiſchen Ordnungen des Reiches keineswegs eine Stellung einnahm, die ſeiner Macht entſprach. Er erſuchte den Kaiſer ihn zu entlaſſen, der ſchlug es ihm ab; er ritt nichts deſto minder eines Abends von dannen. 1 Aus der Ferne verſicherte er dem Churfürſten von Sachſen, er wolle Leib und Gut, Land und Leute bei ihm und bei Gottes Wort laſſen. „Sa- get den Städten,“ ſchrieb er an ſeine Räthe, „daß ſie nicht Weiber ſeyen, ſondern Männer: es hat keine Noth, Gott iſt auf unſrer Seite.“ Und in der That, die Städte machten den Fürſten keine Schande. „Unſres Erachtens,“ ſchreiben die Nürnber- ger Abgeordneten, „iſt nicht zu weichen, man wollte denn des Kaiſers Gnade höher anſchlagen, als die Huld Gottes: Gott wolle nunmehr Beſtändigkeit verleihen.“ Bürgermeiſter und Rath waren geſinnt, wie ihre Bevollmächtigten. In weiter Ferne nahmen andere in gleichem Sinne an dieſen Ereigniſſen Antheil. Ew. Gnaden, ſchreiben die Rathmannen von Magdeburg dem Churfürſten von Sach- 1 6. Aug. Am 30. Juli war er in Buͤrgerrecht mit Zuͤrich getreten, was hierauf wohl den meiſten Einfluß hatte. Vgl. Eſcher und Hottinger Archiv fuͤr ſchweiz. Geſch. und Landeskunde I, 426. Ranke d. Geſch. III. 18

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/289>, abgerufen am 28.11.2024.