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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Reichstag zu Augsburg. Vorbereitungen.
so gut wie viele andre zu ihm an den Hof zu kommen.
"In den Sachen, die durch sie beide ausgerichtet werden
können, denke er wohl sich mit ihm zu vereinigen."

Hier aber zeigte sich nun auch der erste Widerstand.
Es hatte den Churfürsten unangenehm berührt, daß der
Kaiser durch eine andre Gesandtschaft in ihn gedrungen,
den Predigern, die er mit sich gebracht, Stillschweigen auf-
zuerlegen. Er hielt diese Forderung für den Versuch einer
unbefugten Entscheidung vor aller Untersuchung, und glaubte
nicht anders, als daß man diesen Act der Nachgiebigkeit,
den er in Augsburg zurückgewiesen, in Insbruck von ihm
erzwingen werde, falls er daselbst erscheine. Ferner sah
er den Hof mit seinen persönlichen Gegnern bereits er-
füllt. Auch schien es ihm nicht gut, Reichstagsgeschäfte
an einem andern Orte vorzunehmen, als der dazu bestimmt
war. Genug er blieb dabei, er wolle des Kaisers in Augs-
burg warten.

Ueberhaupt war die Haltung, welche die in Augsburg
angekommenen Protestanten annahmen, der Beifall, welche
die Predigten in der Stadt fanden, die allgemeine Gunst,
welche sie in Deutschland genossen, dem kaiserlichen Hofe
unerwartet. Gattinara sah bald, daß der Kaiser mehr
Schwierigkeiten finden werde, als er wohl selber geglaubt.
Gattinara, ein alter Gegner der päpstlichen Politik, und
ohne Zweifel der gewandteste Politiker, den der Kaiser
besaß, wäre vielleicht der Mann gewesen, den Absichten
des Hofes eine Modification zu geben, in der sie sich er-
reichen ließen; selbst die Protestanten rechneten auf ihn.
Gerade in diesem Augenblick aber starb er; eben hier, zu

Reichstag zu Augsburg. Vorbereitungen.
ſo gut wie viele andre zu ihm an den Hof zu kommen.
„In den Sachen, die durch ſie beide ausgerichtet werden
können, denke er wohl ſich mit ihm zu vereinigen.“

Hier aber zeigte ſich nun auch der erſte Widerſtand.
Es hatte den Churfürſten unangenehm berührt, daß der
Kaiſer durch eine andre Geſandtſchaft in ihn gedrungen,
den Predigern, die er mit ſich gebracht, Stillſchweigen auf-
zuerlegen. Er hielt dieſe Forderung für den Verſuch einer
unbefugten Entſcheidung vor aller Unterſuchung, und glaubte
nicht anders, als daß man dieſen Act der Nachgiebigkeit,
den er in Augsburg zurückgewieſen, in Insbruck von ihm
erzwingen werde, falls er daſelbſt erſcheine. Ferner ſah
er den Hof mit ſeinen perſönlichen Gegnern bereits er-
füllt. Auch ſchien es ihm nicht gut, Reichstagsgeſchäfte
an einem andern Orte vorzunehmen, als der dazu beſtimmt
war. Genug er blieb dabei, er wolle des Kaiſers in Augs-
burg warten.

Ueberhaupt war die Haltung, welche die in Augsburg
angekommenen Proteſtanten annahmen, der Beifall, welche
die Predigten in der Stadt fanden, die allgemeine Gunſt,
welche ſie in Deutſchland genoſſen, dem kaiſerlichen Hofe
unerwartet. Gattinara ſah bald, daß der Kaiſer mehr
Schwierigkeiten finden werde, als er wohl ſelber geglaubt.
Gattinara, ein alter Gegner der päpſtlichen Politik, und
ohne Zweifel der gewandteſte Politiker, den der Kaiſer
beſaß, wäre vielleicht der Mann geweſen, den Abſichten
des Hofes eine Modification zu geben, in der ſie ſich er-
reichen ließen; ſelbſt die Proteſtanten rechneten auf ihn.
Gerade in dieſem Augenblick aber ſtarb er; eben hier, zu

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[233/0249] Reichstag zu Augsburg. Vorbereitungen. ſo gut wie viele andre zu ihm an den Hof zu kommen. „In den Sachen, die durch ſie beide ausgerichtet werden können, denke er wohl ſich mit ihm zu vereinigen.“ Hier aber zeigte ſich nun auch der erſte Widerſtand. Es hatte den Churfürſten unangenehm berührt, daß der Kaiſer durch eine andre Geſandtſchaft in ihn gedrungen, den Predigern, die er mit ſich gebracht, Stillſchweigen auf- zuerlegen. Er hielt dieſe Forderung für den Verſuch einer unbefugten Entſcheidung vor aller Unterſuchung, und glaubte nicht anders, als daß man dieſen Act der Nachgiebigkeit, den er in Augsburg zurückgewieſen, in Insbruck von ihm erzwingen werde, falls er daſelbſt erſcheine. Ferner ſah er den Hof mit ſeinen perſönlichen Gegnern bereits er- füllt. Auch ſchien es ihm nicht gut, Reichstagsgeſchäfte an einem andern Orte vorzunehmen, als der dazu beſtimmt war. Genug er blieb dabei, er wolle des Kaiſers in Augs- burg warten. Ueberhaupt war die Haltung, welche die in Augsburg angekommenen Proteſtanten annahmen, der Beifall, welche die Predigten in der Stadt fanden, die allgemeine Gunſt, welche ſie in Deutſchland genoſſen, dem kaiſerlichen Hofe unerwartet. Gattinara ſah bald, daß der Kaiſer mehr Schwierigkeiten finden werde, als er wohl ſelber geglaubt. Gattinara, ein alter Gegner der päpſtlichen Politik, und ohne Zweifel der gewandteſte Politiker, den der Kaiſer beſaß, wäre vielleicht der Mann geweſen, den Abſichten des Hofes eine Modification zu geben, in der ſie ſich er- reichen ließen; ſelbſt die Proteſtanten rechneten auf ihn. Gerade in dieſem Augenblick aber ſtarb er; eben hier, zu

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/249>, abgerufen am 24.11.2024.