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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Achtes Capitel.
höchlich zufrieden gewesen, wenn die Maaßregeln der Milde
Erfolg gehabt hätten.

Auch brachte dieses Ausschreiben eine sehr gute Wir-
kung hervor. Die altgläubigen Fürsten hatten von der
Stimmung des kaiserlichen Hofes, seiner Verbindung mit
dem päpstlichen hinreichende Kenntniß, um bei der Erschei-
nung Carls die lebhaftesten Hoffnungen zu fassen, wie er
sich auch immer ausdrücken mochte. Sie eilten, ihre Be-
schwerden zusammenzustellen, die alten Gutachten und Rath-
schläge zur Abstellung der lutherischen Bewegung noch ein-
mal zu revidiren. "Es gefällt uns wohl," heißt es in
der Instruction des Administrators von Regensburg an sei-
nen Reichstagsgesandten, "daß die Neuerung wider die
wohl und lang hergebrachten Gebräuche der Kirche ausgerot-
tet und zum besten gewandt werde." 1 Zunächst hielt der
Kaiser in Insbruck Hof, um sich nach dem Rathe seines
Bruders den Erfolg der Reichstagsgeschäfte durch vorbe-
reitende Verhandlungen zu sichern. Welcher Art dieselben
wenigstens zum Theil gewesen sind, läßt sich unter andern
daraus abnehmen, daß der venezianische Gesandte eine Rech-
nung sah, nach welcher der kaiserliche Hof von seiner Ab-
reise aus Bologna bis zum 12. Juli 1530 270,000 Schild-
thaler an Geschenken verausgabt hatte. Zu der Erscheinung
des Glückes und der Macht, welche durch eine natürliche
Kraft anziehen, kam nun, wie es seit Jahrhunderten in
Deutschland der Gebrauch war, Gnade und Begabung. Al-
les was von dem Hofe Gunst zu erwarten hatte, strömte da-

1 Förstemann Urkundenbuch zur Geschichte des Reichstags von
Augsburg Bd. I, p. 209.

Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
höchlich zufrieden geweſen, wenn die Maaßregeln der Milde
Erfolg gehabt hätten.

Auch brachte dieſes Ausſchreiben eine ſehr gute Wir-
kung hervor. Die altgläubigen Fürſten hatten von der
Stimmung des kaiſerlichen Hofes, ſeiner Verbindung mit
dem päpſtlichen hinreichende Kenntniß, um bei der Erſchei-
nung Carls die lebhafteſten Hoffnungen zu faſſen, wie er
ſich auch immer ausdrücken mochte. Sie eilten, ihre Be-
ſchwerden zuſammenzuſtellen, die alten Gutachten und Rath-
ſchläge zur Abſtellung der lutheriſchen Bewegung noch ein-
mal zu revidiren. „Es gefällt uns wohl,“ heißt es in
der Inſtruction des Adminiſtrators von Regensburg an ſei-
nen Reichstagsgeſandten, „daß die Neuerung wider die
wohl und lang hergebrachten Gebräuche der Kirche ausgerot-
tet und zum beſten gewandt werde.“ 1 Zunächſt hielt der
Kaiſer in Insbruck Hof, um ſich nach dem Rathe ſeines
Bruders den Erfolg der Reichstagsgeſchäfte durch vorbe-
reitende Verhandlungen zu ſichern. Welcher Art dieſelben
wenigſtens zum Theil geweſen ſind, läßt ſich unter andern
daraus abnehmen, daß der venezianiſche Geſandte eine Rech-
nung ſah, nach welcher der kaiſerliche Hof von ſeiner Ab-
reiſe aus Bologna bis zum 12. Juli 1530 270,000 Schild-
thaler an Geſchenken verausgabt hatte. Zu der Erſcheinung
des Glückes und der Macht, welche durch eine natürliche
Kraft anziehen, kam nun, wie es ſeit Jahrhunderten in
Deutſchland der Gebrauch war, Gnade und Begabung. Al-
les was von dem Hofe Gunſt zu erwarten hatte, ſtrömte da-

1 Foͤrſtemann Urkundenbuch zur Geſchichte des Reichstags von
Augsburg Bd. I, p. 209.
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[230/0246] Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel. höchlich zufrieden geweſen, wenn die Maaßregeln der Milde Erfolg gehabt hätten. Auch brachte dieſes Ausſchreiben eine ſehr gute Wir- kung hervor. Die altgläubigen Fürſten hatten von der Stimmung des kaiſerlichen Hofes, ſeiner Verbindung mit dem päpſtlichen hinreichende Kenntniß, um bei der Erſchei- nung Carls die lebhafteſten Hoffnungen zu faſſen, wie er ſich auch immer ausdrücken mochte. Sie eilten, ihre Be- ſchwerden zuſammenzuſtellen, die alten Gutachten und Rath- ſchläge zur Abſtellung der lutheriſchen Bewegung noch ein- mal zu revidiren. „Es gefällt uns wohl,“ heißt es in der Inſtruction des Adminiſtrators von Regensburg an ſei- nen Reichstagsgeſandten, „daß die Neuerung wider die wohl und lang hergebrachten Gebräuche der Kirche ausgerot- tet und zum beſten gewandt werde.“ 1 Zunächſt hielt der Kaiſer in Insbruck Hof, um ſich nach dem Rathe ſeines Bruders den Erfolg der Reichstagsgeſchäfte durch vorbe- reitende Verhandlungen zu ſichern. Welcher Art dieſelben wenigſtens zum Theil geweſen ſind, läßt ſich unter andern daraus abnehmen, daß der venezianiſche Geſandte eine Rech- nung ſah, nach welcher der kaiſerliche Hof von ſeiner Ab- reiſe aus Bologna bis zum 12. Juli 1530 270,000 Schild- thaler an Geſchenken verausgabt hatte. Zu der Erſcheinung des Glückes und der Macht, welche durch eine natürliche Kraft anziehen, kam nun, wie es ſeit Jahrhunderten in Deutſchland der Gebrauch war, Gnade und Begabung. Al- les was von dem Hofe Gunſt zu erwarten hatte, ſtrömte da- 1 Foͤrſtemann Urkundenbuch zur Geſchichte des Reichstags von Augsburg Bd. I, p. 209.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/246>, abgerufen am 24.11.2024.