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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Siebentes Capitel.

In Siena und Lucca lebte der alte gibellinische Geist
wieder auf; er ward von dem Kaiser so viel als thunlich be-
günstigt. Was man auch von der wiederhergestellten Frei-
heit von Genua sagen mochte, so war doch der Erfolg der
Veränderungen, daß Andrea Doria alles leitete. 1 Der
Zuname, den man ihm noch gab, Il Figone, der
Gärtner, denn er war von der Riviera, machte gar bald
einem andern Platz: man nannte ihn den Monarchen.
Und dieser Monarch von Genua war der Admiral des Kai-
sers. Die großen Geldbesitzer traten auf eine andere, nicht
minder bindende Weise -- durch die Anleihen, die der Kai-
ser bei ihnen machte -- mit demselben in Verhältniß.

Ohne Zweifel: unabhängig konnten sich diese Gewal-
ten noch alle dünken: sie hätten auch eine andere Politik
ergreifen können; und zuweilen dachten sie daran. Aber
in ihrer innern oder äußern Lage gab es Beweggründe, die
sie zu einer Vereinigung mit dem Kaiser trieben; und diese
wurden jetzt theils mit Absicht gepflegt, theils auch durch
die bloße Natur der Dinge entwickelt, indem Carl so mäch-
tig war, daß es eine Sache des Ehrgeizes wie des Nutzens
wurde, mit ihm in Verbindung zu stehen.

So ward die Gewalt eines Kaisers erneuert, doch war
es nicht das alte Kaiserthum.

Am wenigsten hätte das Reich sich rühmen dürfen,
daß ihm seine Gewalt wiedergegeben worden.

Die Churfürsten beklagten sich, daß sie weder zu der
Krönung berufen, noch zu den Verträgen herbeigezogen wor-

1 Basadonna: Relatione di Milano 1533. Esso Doria fa il
privato e guberna absolutamente Genoa. Del che si doleno Genoesi.
Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel.

In Siena und Lucca lebte der alte gibelliniſche Geiſt
wieder auf; er ward von dem Kaiſer ſo viel als thunlich be-
günſtigt. Was man auch von der wiederhergeſtellten Frei-
heit von Genua ſagen mochte, ſo war doch der Erfolg der
Veränderungen, daß Andrea Doria alles leitete. 1 Der
Zuname, den man ihm noch gab, Il Figone, der
Gärtner, denn er war von der Riviera, machte gar bald
einem andern Platz: man nannte ihn den Monarchen.
Und dieſer Monarch von Genua war der Admiral des Kai-
ſers. Die großen Geldbeſitzer traten auf eine andere, nicht
minder bindende Weiſe — durch die Anleihen, die der Kai-
ſer bei ihnen machte — mit demſelben in Verhältniß.

Ohne Zweifel: unabhängig konnten ſich dieſe Gewal-
ten noch alle dünken: ſie hätten auch eine andere Politik
ergreifen können; und zuweilen dachten ſie daran. Aber
in ihrer innern oder äußern Lage gab es Beweggründe, die
ſie zu einer Vereinigung mit dem Kaiſer trieben; und dieſe
wurden jetzt theils mit Abſicht gepflegt, theils auch durch
die bloße Natur der Dinge entwickelt, indem Carl ſo mäch-
tig war, daß es eine Sache des Ehrgeizes wie des Nutzens
wurde, mit ihm in Verbindung zu ſtehen.

So ward die Gewalt eines Kaiſers erneuert, doch war
es nicht das alte Kaiſerthum.

Am wenigſten hätte das Reich ſich rühmen dürfen,
daß ihm ſeine Gewalt wiedergegeben worden.

Die Churfürſten beklagten ſich, daß ſie weder zu der
Krönung berufen, noch zu den Verträgen herbeigezogen wor-

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[224/0240] Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel. In Siena und Lucca lebte der alte gibelliniſche Geiſt wieder auf; er ward von dem Kaiſer ſo viel als thunlich be- günſtigt. Was man auch von der wiederhergeſtellten Frei- heit von Genua ſagen mochte, ſo war doch der Erfolg der Veränderungen, daß Andrea Doria alles leitete. 1 Der Zuname, den man ihm noch gab, Il Figone, der Gärtner, denn er war von der Riviera, machte gar bald einem andern Platz: man nannte ihn den Monarchen. Und dieſer Monarch von Genua war der Admiral des Kai- ſers. Die großen Geldbeſitzer traten auf eine andere, nicht minder bindende Weiſe — durch die Anleihen, die der Kai- ſer bei ihnen machte — mit demſelben in Verhältniß. Ohne Zweifel: unabhängig konnten ſich dieſe Gewal- ten noch alle dünken: ſie hätten auch eine andere Politik ergreifen können; und zuweilen dachten ſie daran. Aber in ihrer innern oder äußern Lage gab es Beweggründe, die ſie zu einer Vereinigung mit dem Kaiſer trieben; und dieſe wurden jetzt theils mit Abſicht gepflegt, theils auch durch die bloße Natur der Dinge entwickelt, indem Carl ſo mäch- tig war, daß es eine Sache des Ehrgeizes wie des Nutzens wurde, mit ihm in Verbindung zu ſtehen. So ward die Gewalt eines Kaiſers erneuert, doch war es nicht das alte Kaiſerthum. Am wenigſten hätte das Reich ſich rühmen dürfen, daß ihm ſeine Gewalt wiedergegeben worden. Die Churfürſten beklagten ſich, daß ſie weder zu der Krönung berufen, noch zu den Verträgen herbeigezogen wor- 1 Baſadonna: Relatione di Milano 1533. Esso Doria fa il privato e guberna absolutamente Genoa. Del che si doleno Genoesi.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/240>, abgerufen am 25.11.2024.