rühmen besonders die Tapferkeit, die der alte Salm, Ver- walter der niederöstreichischen Feldhauptmannschaft, in die- ser heißen Stunde bewies. 1 Die Osmanen erlitten so mör- derische Verluste, daß sie sich zurückziehen mußten. Die niedergeworfene Mauer ward auf der Stelle so gut wie möglich hergestellt.
Was aber hier nicht gelungen, versuchte der Feind gleich darauf an der andern Seite des Kärnthnerthurms. Nach manchem falschen Lärm sprengte er am 11. Octo- ber einen guten Theil der Mauer gegen das Stubenthor hin, und erneuerte unverzüglich seinen Sturm. Dießmal waren die Colonnen dichter formirt; zu den Asafen und Janitscharen hatten sich Sipahi von Janina und Awlona, albanesischer Herkunft gesellt; mit ihren krummen Schwer- tern und kleinen Schilden drangen sie, dem Haufen voran, über die gefallenen Mauern daher. Allein hier stellte sich ihnen Eck von Reischach mit vier Fähnlein muthiger Lands- knechte selber in den Weg. Zur Seite hatte er, wie einst in Pavia, geübte spanische Schützen; 2 auch der Feldmarschall Wilhelm von Rogendorf war zugegen. Dieß Mal kam es zum ernstlichen Handgemenge. Man sah die langen Schlacht- schwerter der Deutschen, die sie mit beiden Händen führ- ten, sich messen mit dem Türkensäbel. Ein türkischer Ge- schichtschreiber redet von ihrer feuerregnenden Wirkung. Dreimal erneuerten die Osmanen ihren Anlauf. Jovius,
1 Besonders in dem Tagebuche bei Anton p. 34, über Rei- schach p. 32 beim 4. October.
2 S. besonders den ersten venezianischen Bericht bei Hammer p. 158; er nennt Rogendorf, Erich de Rays et alcuni nobili con 4 bandiere de fanti insieme cum li Spagnoli.
Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel.
rühmen beſonders die Tapferkeit, die der alte Salm, Ver- walter der niederöſtreichiſchen Feldhauptmannſchaft, in die- ſer heißen Stunde bewies. 1 Die Osmanen erlitten ſo mör- deriſche Verluſte, daß ſie ſich zurückziehen mußten. Die niedergeworfene Mauer ward auf der Stelle ſo gut wie möglich hergeſtellt.
Was aber hier nicht gelungen, verſuchte der Feind gleich darauf an der andern Seite des Kärnthnerthurms. Nach manchem falſchen Lärm ſprengte er am 11. Octo- ber einen guten Theil der Mauer gegen das Stubenthor hin, und erneuerte unverzüglich ſeinen Sturm. Dießmal waren die Colonnen dichter formirt; zu den Aſafen und Janitſcharen hatten ſich Sipahi von Janina und Awlona, albaneſiſcher Herkunft geſellt; mit ihren krummen Schwer- tern und kleinen Schilden drangen ſie, dem Haufen voran, über die gefallenen Mauern daher. Allein hier ſtellte ſich ihnen Eck von Reiſchach mit vier Fähnlein muthiger Lands- knechte ſelber in den Weg. Zur Seite hatte er, wie einſt in Pavia, geübte ſpaniſche Schützen; 2 auch der Feldmarſchall Wilhelm von Rogendorf war zugegen. Dieß Mal kam es zum ernſtlichen Handgemenge. Man ſah die langen Schlacht- ſchwerter der Deutſchen, die ſie mit beiden Händen führ- ten, ſich meſſen mit dem Türkenſäbel. Ein türkiſcher Ge- ſchichtſchreiber redet von ihrer feuerregnenden Wirkung. Dreimal erneuerten die Osmanen ihren Anlauf. Jovius,
1 Beſonders in dem Tagebuche bei Anton p. 34, uͤber Rei- ſchach p. 32 beim 4. October.
2 S. beſonders den erſten venezianiſchen Bericht bei Hammer p. 158; er nennt Rogendorf, Erich de Rays et alcuni nobili con 4 bandiere de fanti insieme cum li Spagnoli.
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Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel.
rühmen beſonders die Tapferkeit, die der alte Salm, Ver-
walter der niederöſtreichiſchen Feldhauptmannſchaft, in die-
ſer heißen Stunde bewies. 1 Die Osmanen erlitten ſo mör-
deriſche Verluſte, daß ſie ſich zurückziehen mußten. Die
niedergeworfene Mauer ward auf der Stelle ſo gut wie
möglich hergeſtellt.
Was aber hier nicht gelungen, verſuchte der Feind
gleich darauf an der andern Seite des Kärnthnerthurms.
Nach manchem falſchen Lärm ſprengte er am 11. Octo-
ber einen guten Theil der Mauer gegen das Stubenthor
hin, und erneuerte unverzüglich ſeinen Sturm. Dießmal
waren die Colonnen dichter formirt; zu den Aſafen und
Janitſcharen hatten ſich Sipahi von Janina und Awlona,
albaneſiſcher Herkunft geſellt; mit ihren krummen Schwer-
tern und kleinen Schilden drangen ſie, dem Haufen voran,
über die gefallenen Mauern daher. Allein hier ſtellte ſich
ihnen Eck von Reiſchach mit vier Fähnlein muthiger Lands-
knechte ſelber in den Weg. Zur Seite hatte er, wie einſt in
Pavia, geübte ſpaniſche Schützen; 2 auch der Feldmarſchall
Wilhelm von Rogendorf war zugegen. Dieß Mal kam es
zum ernſtlichen Handgemenge. Man ſah die langen Schlacht-
ſchwerter der Deutſchen, die ſie mit beiden Händen führ-
ten, ſich meſſen mit dem Türkenſäbel. Ein türkiſcher Ge-
ſchichtſchreiber redet von ihrer feuerregnenden Wirkung.
Dreimal erneuerten die Osmanen ihren Anlauf. Jovius,
1 Beſonders in dem Tagebuche bei Anton p. 34, uͤber Rei-
ſchach p. 32 beim 4. October.
2 S. beſonders den erſten venezianiſchen Bericht bei Hammer
p. 158; er nennt Rogendorf, Erich de Rays et alcuni nobili con
4 bandiere de fanti insieme cum li Spagnoli.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/222>, abgerufen am 24.11.2024.
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