Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Fünftes Buch. Sechstes Capitel. würden auch in den Nürnbergern ähnliche Scrupel erwachtseyn. 1 Wirklich war die Meinung der Nürnberger Theolo- Daher kam es in Rotach zu nichts als zu allgemeinen So mächtig setzte sich das theologische Element, wie 1 Instruction auf Herr Hansen Minkwitz Ritter gen Rotach. Er soll aufmerken, ob nicht vielleicht die Nürnbergischen Gesandten von selbst ihm sagen werden ""daß sie befunden, beschwerlich seyn, sich mit den Ihenen, so der Zwinglischen Meinung des Sacraments halber (anhangen) in Bündniß zu begeben, dergestalt wo sie des göttlichen Worts des Glaubens halben beschwert wollten werden, als were dieser Artikel im göttlichen Wort und im Glauben auch gegrün- det, das dann wider die Gewissen stillschweigend bekannt must wer- den;"" und ihnen dann sagen, "daß uns dergleichen Beschwerung und Bedenken seyther dem nächsten Reichstag zu Speier auch zuge- fallen." -- -- Der Abschied ist Dienstag nach Bonifacii (8. Juni). 2 Canzler Brück sagte zu Schmalkalden, es komme alles aus dem Rathschlag v. Nürnberg. Strobel Miscellaneen IV, 130. 3 Schreiben an Nürnberg 23. Aug. Sie wollen die Sache
ihren Freunden daheim melden, obwohl sie "uns den Gesandten nit allein unser Leibs Schwacheit, sondern auch Ferne des Wegs und der schwebenden sorglichen Läufe halber ganz beschwerlich ist" (W. A.). Fuͤnftes Buch. Sechstes Capitel. würden auch in den Nürnbergern ähnliche Scrupel erwachtſeyn. 1 Wirklich war die Meinung der Nürnberger Theolo- Daher kam es in Rotach zu nichts als zu allgemeinen So mächtig ſetzte ſich das theologiſche Element, wie 1 Inſtruction auf Herr Hanſen Minkwitz Ritter gen Rotach. Er ſoll aufmerken, ob nicht vielleicht die Nuͤrnbergiſchen Geſandten von ſelbſt ihm ſagen werden „„daß ſie befunden, beſchwerlich ſeyn, ſich mit den Ihenen, ſo der Zwingliſchen Meinung des Sacraments halber (anhangen) in Buͤndniß zu begeben, dergeſtalt wo ſie des goͤttlichen Worts des Glaubens halben beſchwert wollten werden, als were dieſer Artikel im goͤttlichen Wort und im Glauben auch gegruͤn- det, das dann wider die Gewiſſen ſtillſchweigend bekannt muſt wer- den;““ und ihnen dann ſagen, „daß uns dergleichen Beſchwerung und Bedenken ſeyther dem naͤchſten Reichstag zu Speier auch zuge- fallen.“ — — Der Abſchied iſt Dienſtag nach Bonifacii (8. Juni). 2 Canzler Bruͤck ſagte zu Schmalkalden, es komme alles aus dem Rathſchlag v. Nuͤrnberg. Strobel Miscellaneen IV, 130. 3 Schreiben an Nuͤrnberg 23. Aug. Sie wollen die Sache
ihren Freunden daheim melden, obwohl ſie „uns den Geſandten nit allein unſer Leibs Schwacheit, ſondern auch Ferne des Wegs und der ſchwebenden ſorglichen Laͤufe halber ganz beſchwerlich iſt“ (W. A.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0184" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fuͤnftes Buch. Sechstes Capitel</hi>.</fw><lb/> würden auch in den Nürnbergern ähnliche Scrupel erwacht<lb/> ſeyn. <note place="foot" n="1">Inſtruction auf Herr Hanſen Minkwitz Ritter gen Rotach.<lb/> Er ſoll aufmerken, ob nicht vielleicht die Nuͤrnbergiſchen Geſandten<lb/> von ſelbſt ihm ſagen werden „„daß ſie befunden, beſchwerlich ſeyn,<lb/> ſich mit den Ihenen, ſo der Zwingliſchen Meinung des Sacraments<lb/> halber (anhangen) in Buͤndniß zu begeben, dergeſtalt wo ſie des<lb/> goͤttlichen Worts des Glaubens halben beſchwert wollten werden, als<lb/> were dieſer Artikel im goͤttlichen Wort und im Glauben auch gegruͤn-<lb/> det, das dann wider die Gewiſſen ſtillſchweigend bekannt muſt wer-<lb/> den;““ und ihnen dann ſagen, „daß uns dergleichen Beſchwerung<lb/> und Bedenken ſeyther dem naͤchſten Reichstag zu Speier auch zuge-<lb/> fallen.“ — — Der Abſchied iſt Dienſtag nach Bonifacii (8. Juni).</note></p><lb/> <p>Wirklich war die Meinung der Nürnberger Theolo-<lb/> gen ganz wie die der ſächſiſchen. Auch ſie überzeugten ih-<lb/> ren Rath, daß man mit den Sacramentirern nichts zu<lb/> ſchaffen haben müſſe. <note place="foot" n="2">Canzler Bruͤck ſagte zu Schmalkalden, es komme alles aus<lb/> dem Rathſchlag v. Nuͤrnberg. Strobel Miscellaneen <hi rendition="#aq">IV,</hi> 130.</note></p><lb/> <p>Daher kam es in Rotach zu nichts als zu allgemeinen<lb/> Zuſicherungen gegenſeitiger Hülfe, vorläufigen Beſprechun-<lb/> gen; nähere Berathung verwies man auf eine andre Zu-<lb/> ſammenkunft im Auguſt nach Schwabach, die aber gleich<lb/> gar nicht zu Stande kam. Sie war ſchon abgekündigt,<lb/> als die oberländiſchen Geſandten anlangten: ſie hatten den<lb/> weiten Weg vergeblich gemacht. <note xml:id="seg2pn_16_1" next="#seg2pn_16_2" place="foot" n="3">Schreiben an Nuͤrnberg 23. Aug. Sie wollen die Sache<lb/> ihren Freunden daheim melden, obwohl ſie „uns den Geſandten nit<lb/> allein unſer Leibs Schwacheit, ſondern auch Ferne des Wegs und der<lb/> ſchwebenden ſorglichen Laͤufe halber ganz beſchwerlich iſt“ (W. A.).</note></p><lb/> <p>So mächtig ſetzte ſich das theologiſche Element, wie<lb/> jenem Kriegsunternehmen in den Packiſchen Händeln vor<lb/> drei Jahren, ſo jetzt einem Bündniß entgegen, das zur Ret-<lb/> tung vor der überlegenen Gewalt das einzige Mittel ſchien.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0184]
Fuͤnftes Buch. Sechstes Capitel.
würden auch in den Nürnbergern ähnliche Scrupel erwacht
ſeyn. 1
Wirklich war die Meinung der Nürnberger Theolo-
gen ganz wie die der ſächſiſchen. Auch ſie überzeugten ih-
ren Rath, daß man mit den Sacramentirern nichts zu
ſchaffen haben müſſe. 2
Daher kam es in Rotach zu nichts als zu allgemeinen
Zuſicherungen gegenſeitiger Hülfe, vorläufigen Beſprechun-
gen; nähere Berathung verwies man auf eine andre Zu-
ſammenkunft im Auguſt nach Schwabach, die aber gleich
gar nicht zu Stande kam. Sie war ſchon abgekündigt,
als die oberländiſchen Geſandten anlangten: ſie hatten den
weiten Weg vergeblich gemacht. 3
So mächtig ſetzte ſich das theologiſche Element, wie
jenem Kriegsunternehmen in den Packiſchen Händeln vor
drei Jahren, ſo jetzt einem Bündniß entgegen, das zur Ret-
tung vor der überlegenen Gewalt das einzige Mittel ſchien.
1 Inſtruction auf Herr Hanſen Minkwitz Ritter gen Rotach.
Er ſoll aufmerken, ob nicht vielleicht die Nuͤrnbergiſchen Geſandten
von ſelbſt ihm ſagen werden „„daß ſie befunden, beſchwerlich ſeyn,
ſich mit den Ihenen, ſo der Zwingliſchen Meinung des Sacraments
halber (anhangen) in Buͤndniß zu begeben, dergeſtalt wo ſie des
goͤttlichen Worts des Glaubens halben beſchwert wollten werden, als
were dieſer Artikel im goͤttlichen Wort und im Glauben auch gegruͤn-
det, das dann wider die Gewiſſen ſtillſchweigend bekannt muſt wer-
den;““ und ihnen dann ſagen, „daß uns dergleichen Beſchwerung
und Bedenken ſeyther dem naͤchſten Reichstag zu Speier auch zuge-
fallen.“ — — Der Abſchied iſt Dienſtag nach Bonifacii (8. Juni).
2 Canzler Bruͤck ſagte zu Schmalkalden, es komme alles aus
dem Rathſchlag v. Nuͤrnberg. Strobel Miscellaneen IV, 130.
3 Schreiben an Nuͤrnberg 23. Aug. Sie wollen die Sache
ihren Freunden daheim melden, obwohl ſie „uns den Geſandten nit
allein unſer Leibs Schwacheit, ſondern auch Ferne des Wegs und der
ſchwebenden ſorglichen Laͤufe halber ganz beſchwerlich iſt“ (W. A.).
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