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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Bruch zwischen Rom und England.
malitäten gekommen, als Campeggi am 28sten Juli die
Sitzungen bis auf den 1sten October verlegte. Er nahm
die Ferien der Römischen Rota auch für sich in Anspruch.

Als nun der Papst seinen Frieden mit dem Kaiser ge-
schlossen, blieb ihm noch immer Zeit, den Proceß aus Eng-
land an die Tribunale der Curie zu avociren.

Am 9ten Juli eröffnete der Papst den englischen Ab-
geordneten, es sey die allgemeine Meinung der Römischen
Rechtsgelehrten, daß die Avocation bei der Lage der Dinge
nicht mehr abgeschlagen werden könne. Die Gesandten ver-
säumten nichts, um ihn davon zurückzubringen. Er erwie-
derte ihnen, er sey rings von der Macht des Kaisers um-
geben, der ihn nicht allein nöthigen könne, zu thun was
Rechtens sey, sondern in dessen Händen er sich befinde. "Ich
sehe," sagt er, "die Folge so gut voraus wie ihr; aber ich
bin zwischen Hammer und Amboß. Wenn ich dem Kö-
nig gefällig bin, ziehe ich den verderblichsten Sturm über
mich und die Kirche herbei." 1

Am 18. Juli ward der Friede zwischen Kaiser und Papst
in Rom ausgerufen. Am 19ten meldete der Papst dem Car-
dinal Wolsey, daß er zu seinem großen Schmerze sich genö-
thigt sehe, die Sache von England an die Curie zu avociren.

Wolsey hatte Heinrich VIII immer versichert, seine große,
seine geheime Angelegenheit ihm in Rom durchsetzen zu kön-
nen: jetzt sah sich der König selber nach Rom citirt, und
zwar, was ihn noch besonders verdroß, bei einer nahm-
haften Geldstrafe; 2 er wollte das seine Unterthanen nicht
wissen lassen; er fand seine Würde dadurch beleidigt.


1 Burnet aus den Depechen des Gesandten p. 76.
2 The K. Highness supposeth -- that it should not

Bruch zwiſchen Rom und England.
malitäten gekommen, als Campeggi am 28ſten Juli die
Sitzungen bis auf den 1ſten October verlegte. Er nahm
die Ferien der Römiſchen Rota auch für ſich in Anſpruch.

Als nun der Papſt ſeinen Frieden mit dem Kaiſer ge-
ſchloſſen, blieb ihm noch immer Zeit, den Proceß aus Eng-
land an die Tribunale der Curie zu avociren.

Am 9ten Juli eröffnete der Papſt den engliſchen Ab-
geordneten, es ſey die allgemeine Meinung der Römiſchen
Rechtsgelehrten, daß die Avocation bei der Lage der Dinge
nicht mehr abgeſchlagen werden könne. Die Geſandten ver-
ſäumten nichts, um ihn davon zurückzubringen. Er erwie-
derte ihnen, er ſey rings von der Macht des Kaiſers um-
geben, der ihn nicht allein nöthigen könne, zu thun was
Rechtens ſey, ſondern in deſſen Händen er ſich befinde. „Ich
ſehe,“ ſagt er, „die Folge ſo gut voraus wie ihr; aber ich
bin zwiſchen Hammer und Amboß. Wenn ich dem Kö-
nig gefällig bin, ziehe ich den verderblichſten Sturm über
mich und die Kirche herbei.“ 1

Am 18. Juli ward der Friede zwiſchen Kaiſer und Papſt
in Rom ausgerufen. Am 19ten meldete der Papſt dem Car-
dinal Wolſey, daß er zu ſeinem großen Schmerze ſich genö-
thigt ſehe, die Sache von England an die Curie zu avociren.

Wolſey hatte Heinrich VIII immer verſichert, ſeine große,
ſeine geheime Angelegenheit ihm in Rom durchſetzen zu kön-
nen: jetzt ſah ſich der König ſelber nach Rom citirt, und
zwar, was ihn noch beſonders verdroß, bei einer nahm-
haften Geldſtrafe; 2 er wollte das ſeine Unterthanen nicht
wiſſen laſſen; er fand ſeine Würde dadurch beleidigt.


1 Burnet aus den Depechen des Geſandten p. 76.
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[137/0153] Bruch zwiſchen Rom und England. malitäten gekommen, als Campeggi am 28ſten Juli die Sitzungen bis auf den 1ſten October verlegte. Er nahm die Ferien der Römiſchen Rota auch für ſich in Anſpruch. Als nun der Papſt ſeinen Frieden mit dem Kaiſer ge- ſchloſſen, blieb ihm noch immer Zeit, den Proceß aus Eng- land an die Tribunale der Curie zu avociren. Am 9ten Juli eröffnete der Papſt den engliſchen Ab- geordneten, es ſey die allgemeine Meinung der Römiſchen Rechtsgelehrten, daß die Avocation bei der Lage der Dinge nicht mehr abgeſchlagen werden könne. Die Geſandten ver- ſäumten nichts, um ihn davon zurückzubringen. Er erwie- derte ihnen, er ſey rings von der Macht des Kaiſers um- geben, der ihn nicht allein nöthigen könne, zu thun was Rechtens ſey, ſondern in deſſen Händen er ſich befinde. „Ich ſehe,“ ſagt er, „die Folge ſo gut voraus wie ihr; aber ich bin zwiſchen Hammer und Amboß. Wenn ich dem Kö- nig gefällig bin, ziehe ich den verderblichſten Sturm über mich und die Kirche herbei.“ 1 Am 18. Juli ward der Friede zwiſchen Kaiſer und Papſt in Rom ausgerufen. Am 19ten meldete der Papſt dem Car- dinal Wolſey, daß er zu ſeinem großen Schmerze ſich genö- thigt ſehe, die Sache von England an die Curie zu avociren. Wolſey hatte Heinrich VIII immer verſichert, ſeine große, ſeine geheime Angelegenheit ihm in Rom durchſetzen zu kön- nen: jetzt ſah ſich der König ſelber nach Rom citirt, und zwar, was ihn noch beſonders verdroß, bei einer nahm- haften Geldſtrafe; 2 er wollte das ſeine Unterthanen nicht wiſſen laſſen; er fand ſeine Würde dadurch beleidigt. 1 Burnet aus den Depechen des Geſandten p. 76. 2 The K. Highness supposeth — that it should not

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/153>, abgerufen am 24.11.2024.