geschah in Mühlhausen, wo einer jener Staatsmänner, welche an den eidgenössischen Angelegenheiten sowohl in dem In- nern als in den Verhältnissen zu Kaiser und Papst thätigen Antheil genommen, der Stadtschreiber Gamshorst der Be- wegung mit seiner wohlgegründeten Autorität zu Hülfe kam. In den Jahren 1528 und 1529 wurden St. Gallen, Bern und Mühlhausen, das letztere nicht ohne eine gewisse Schwie- rigkeit, und nur auf besondere Verwendung von Bern in das christliche Bürgerrecht aufgenommen. 1
In denselben Zeiten, in welchen sich in dem östlichen Deutschland an so vielen Stellen evangelische Organisatio- nen in Luthers Sinne erhoben, traten diese nahe verwandten Bildungen in der Schweiz im Geiste Zwingli's ins Leben.
Und schon griffen die Ideen der Zürcher Reform in ganz Oberdeutschland mächtig um sich. War doch die Eid- genossenschaft selbst noch immer ein Glied des Reiches. Die Reformatoren von Straßburg, Buzer und Capito hat- ten an dem Gespräch zu Bern Antheil genommen, und wa- ren lange Zeit eifrige Anhänger der zwinglischen Auffas- sung des Abendmahls. Gar bald schlossen sich Lindau und Memmingen an Strasburg an. In demselben Sinne predig- ten Somius in Ulm, Cellarius in Augsburg, Blaurer in Costnitz, Hermann in Reutlingen, und wie viele andere in den meisten Städten jener Gegenden! Hie und da regte sich der Gedanke, sich an die evangelischen Orte der Eidgenos- senschaft auf das engste und für immer anzuschließen.
Gewiß es war ein Unglück, daß die beiden Bildungen in dem östlichen und in dem westlichen Deutschland einander wie-
1 Bullinger Reformationsgeschichte II, p. 46.
Fuͤnftes Buch Drittes Capitel.
geſchah in Mühlhauſen, wo einer jener Staatsmänner, welche an den eidgenöſſiſchen Angelegenheiten ſowohl in dem In- nern als in den Verhältniſſen zu Kaiſer und Papſt thätigen Antheil genommen, der Stadtſchreiber Gamshorſt der Be- wegung mit ſeiner wohlgegründeten Autorität zu Hülfe kam. In den Jahren 1528 und 1529 wurden St. Gallen, Bern und Mühlhauſen, das letztere nicht ohne eine gewiſſe Schwie- rigkeit, und nur auf beſondere Verwendung von Bern in das chriſtliche Bürgerrecht aufgenommen. 1
In denſelben Zeiten, in welchen ſich in dem öſtlichen Deutſchland an ſo vielen Stellen evangeliſche Organiſatio- nen in Luthers Sinne erhoben, traten dieſe nahe verwandten Bildungen in der Schweiz im Geiſte Zwingli’s ins Leben.
Und ſchon griffen die Ideen der Zürcher Reform in ganz Oberdeutſchland mächtig um ſich. War doch die Eid- genoſſenſchaft ſelbſt noch immer ein Glied des Reiches. Die Reformatoren von Straßburg, Buzer und Capito hat- ten an dem Geſpräch zu Bern Antheil genommen, und wa- ren lange Zeit eifrige Anhänger der zwingliſchen Auffaſ- ſung des Abendmahls. Gar bald ſchloſſen ſich Lindau und Memmingen an Strasburg an. In demſelben Sinne predig- ten Somius in Ulm, Cellarius in Augsburg, Blaurer in Coſtnitz, Hermann in Reutlingen, und wie viele andere in den meiſten Städten jener Gegenden! Hie und da regte ſich der Gedanke, ſich an die evangeliſchen Orte der Eidgenoſ- ſenſchaft auf das engſte und für immer anzuſchließen.
Gewiß es war ein Unglück, daß die beiden Bildungen in dem öſtlichen und in dem weſtlichen Deutſchland einander wie-
1 Bullinger Reformationsgeſchichte II, p. 46.
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Fuͤnftes Buch Drittes Capitel.
geſchah in Mühlhauſen, wo einer jener Staatsmänner, welche
an den eidgenöſſiſchen Angelegenheiten ſowohl in dem In-
nern als in den Verhältniſſen zu Kaiſer und Papſt thätigen
Antheil genommen, der Stadtſchreiber Gamshorſt der Be-
wegung mit ſeiner wohlgegründeten Autorität zu Hülfe kam.
In den Jahren 1528 und 1529 wurden St. Gallen, Bern
und Mühlhauſen, das letztere nicht ohne eine gewiſſe Schwie-
rigkeit, und nur auf beſondere Verwendung von Bern in
das chriſtliche Bürgerrecht aufgenommen. 1
In denſelben Zeiten, in welchen ſich in dem öſtlichen
Deutſchland an ſo vielen Stellen evangeliſche Organiſatio-
nen in Luthers Sinne erhoben, traten dieſe nahe verwandten
Bildungen in der Schweiz im Geiſte Zwingli’s ins Leben.
Und ſchon griffen die Ideen der Zürcher Reform in
ganz Oberdeutſchland mächtig um ſich. War doch die Eid-
genoſſenſchaft ſelbſt noch immer ein Glied des Reiches.
Die Reformatoren von Straßburg, Buzer und Capito hat-
ten an dem Geſpräch zu Bern Antheil genommen, und wa-
ren lange Zeit eifrige Anhänger der zwingliſchen Auffaſ-
ſung des Abendmahls. Gar bald ſchloſſen ſich Lindau und
Memmingen an Strasburg an. In demſelben Sinne predig-
ten Somius in Ulm, Cellarius in Augsburg, Blaurer in
Coſtnitz, Hermann in Reutlingen, und wie viele andere in
den meiſten Städten jener Gegenden! Hie und da regte ſich
der Gedanke, ſich an die evangeliſchen Orte der Eidgenoſ-
ſenſchaft auf das engſte und für immer anzuſchließen.
Gewiß es war ein Unglück, daß die beiden Bildungen in
dem öſtlichen und in dem weſtlichen Deutſchland einander wie-
1 Bullinger Reformationsgeſchichte II, p. 46.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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