chen man jetzt nur noch den Widerspruch wahrnahm in den sie mit dem ächten ursprünglichen Christenthum gera- then, nur den Dienst, der einer drückenden und verhaßten Gewalt durch sie geleistet werde.
Wie nun aber der Action sich allenthalben eine Reac- tion entgegensetzte, dem Angriff die Verfolgung, so war es von hoher Wichtigkeit, daß es in Deutschland wenig- stens Einen Punct gab, wo diese nicht Statt fand, das Churfürstenthum Sachsen.
Noch einmal, im Jahr 1522, hatten auch hier die be- nachbarten Bischöfe einen Versuch gemacht, ihren Einfluß herzustellen, in Folge jenes ersten ihnen günstigen Erlasses der Reichsregierung, und Churfürst Friedrich hatte sie ge- währen lassen, so lang sie davon sprachen daß sie Predi- ger senden würden, um dem Worte mit dem Worte zu begegnen; 1 als sie aber dabei nicht stehn blieben, sondern auf die Auslieferung der Abtrünnigen antrugen, der Prie- ster welche sich verheirathet, oder das Abendmahl unter beiderlei Gestalt auszutheilen gewagt, der ausgetretenen Mönche, erklärte er ihnen nach kurzem Bedenken, dazu verpflichte ihn das kaiserliche Edict nicht. 2 Daß er ihnen seinen Arm entzog, reichte schon hin, ihre ganze Wirksam- keit zu vernichten.
Daher geschah nun aber, daß Alle, die anderwärts
1 Friedrich weist seine Amtsleute an, sie "an Verkündigung des Wortes Gottes nicht zu hindern;" er setzt voraus, "sie würden die Ehre Gottes und die Liebe des Nächsten suchen."
2 Geuterbock St Lucastag. Die sehr merkwürdige Corre- spondenz in der Sammlung vermischter Nachrichten zur sächsischen Geschichte IV, 282.
Ausbreitung der Lehre.
chen man jetzt nur noch den Widerſpruch wahrnahm in den ſie mit dem ächten urſprünglichen Chriſtenthum gera- then, nur den Dienſt, der einer drückenden und verhaßten Gewalt durch ſie geleiſtet werde.
Wie nun aber der Action ſich allenthalben eine Reac- tion entgegenſetzte, dem Angriff die Verfolgung, ſo war es von hoher Wichtigkeit, daß es in Deutſchland wenig- ſtens Einen Punct gab, wo dieſe nicht Statt fand, das Churfürſtenthum Sachſen.
Noch einmal, im Jahr 1522, hatten auch hier die be- nachbarten Biſchöfe einen Verſuch gemacht, ihren Einfluß herzuſtellen, in Folge jenes erſten ihnen günſtigen Erlaſſes der Reichsregierung, und Churfürſt Friedrich hatte ſie ge- währen laſſen, ſo lang ſie davon ſprachen daß ſie Predi- ger ſenden würden, um dem Worte mit dem Worte zu begegnen; 1 als ſie aber dabei nicht ſtehn blieben, ſondern auf die Auslieferung der Abtrünnigen antrugen, der Prie- ſter welche ſich verheirathet, oder das Abendmahl unter beiderlei Geſtalt auszutheilen gewagt, der ausgetretenen Mönche, erklärte er ihnen nach kurzem Bedenken, dazu verpflichte ihn das kaiſerliche Edict nicht. 2 Daß er ihnen ſeinen Arm entzog, reichte ſchon hin, ihre ganze Wirkſam- keit zu vernichten.
Daher geſchah nun aber, daß Alle, die anderwärts
1 Friedrich weiſt ſeine Amtsleute an, ſie „an Verkuͤndigung des Wortes Gottes nicht zu hindern;“ er ſetzt voraus, „ſie wuͤrden die Ehre Gottes und die Liebe des Naͤchſten ſuchen.“
2 Geuterbock St Lucastag. Die ſehr merkwuͤrdige Corre- ſpondenz in der Sammlung vermiſchter Nachrichten zur ſaͤchſiſchen Geſchichte IV, 282.
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Ausbreitung der Lehre.
chen man jetzt nur noch den Widerſpruch wahrnahm in
den ſie mit dem ächten urſprünglichen Chriſtenthum gera-
then, nur den Dienſt, der einer drückenden und verhaßten
Gewalt durch ſie geleiſtet werde.
Wie nun aber der Action ſich allenthalben eine Reac-
tion entgegenſetzte, dem Angriff die Verfolgung, ſo war
es von hoher Wichtigkeit, daß es in Deutſchland wenig-
ſtens Einen Punct gab, wo dieſe nicht Statt fand, das
Churfürſtenthum Sachſen.
Noch einmal, im Jahr 1522, hatten auch hier die be-
nachbarten Biſchöfe einen Verſuch gemacht, ihren Einfluß
herzuſtellen, in Folge jenes erſten ihnen günſtigen Erlaſſes
der Reichsregierung, und Churfürſt Friedrich hatte ſie ge-
währen laſſen, ſo lang ſie davon ſprachen daß ſie Predi-
ger ſenden würden, um dem Worte mit dem Worte zu
begegnen; 1 als ſie aber dabei nicht ſtehn blieben, ſondern
auf die Auslieferung der Abtrünnigen antrugen, der Prie-
ſter welche ſich verheirathet, oder das Abendmahl unter
beiderlei Geſtalt auszutheilen gewagt, der ausgetretenen
Mönche, erklärte er ihnen nach kurzem Bedenken, dazu
verpflichte ihn das kaiſerliche Edict nicht. 2 Daß er ihnen
ſeinen Arm entzog, reichte ſchon hin, ihre ganze Wirkſam-
keit zu vernichten.
Daher geſchah nun aber, daß Alle, die anderwärts
1 Friedrich weiſt ſeine Amtsleute an, ſie „an Verkuͤndigung
des Wortes Gottes nicht zu hindern;“ er ſetzt voraus, „ſie wuͤrden
die Ehre Gottes und die Liebe des Naͤchſten ſuchen.“
2 Geuterbock St Lucastag. Die ſehr merkwuͤrdige Corre-
ſpondenz in der Sammlung vermiſchter Nachrichten zur ſaͤchſiſchen
Geſchichte IV, 282.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/87>, abgerufen am 16.02.2025.
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