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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Debatten in den Ständen.
ten sich die Anhänger des Alten dadurch befriedigt, weil
doch zugleich die Auslegung der lateinischen Kirchenväter
damit gutgeheißen war; allein wie diese Verweisung all-
gemein gehalten, dunkel und unbestimmt, in demselben Grade
war die Empfehlung der evangelischen Doctrin dagegen
unzweifelhaft bestimmt und dringend; diese allein konnte
Eindruck machen.

Und so war diese Antwort zwar hie und da verän-
dert, aber dem Geiste nach in der Hauptsache mit dem
ursprünglichen Entwurf durchaus übereinstimmend, als sie
an das Regiment zurückkam. Wider Erwarten gab es
hier noch einmal eine sehr stürmische Sitzung. Einige
Mitglieder, unter ihnen auch der Bischof von Augs-
burg, dem seine Theilnahme an dem Entwurf wieder leid
geworden war, machten noch einmal einen Versuch, die
Nahmhaftmachung der vier Kirchenväter festzuhalten. Pla-
nitz berichtet, er habe darüber viel hoffärtige böse Worte
hinnehmen, einen starken Sturm bestehen müssen, besonders
zeigt er sich über die Abtrünnigkeit des Bischofs unwillig,
der von Gott aus dem Staube erhoben und zu den Für-
sten seines Volkes gesetzt, dafür das Evangelium verfolge. 1
Aber durch Geduld und Standhaftigkeit, mit Hülfe Schwar-
zenbergs, gelang es ihm die einmal durchgegangene Fas-
sung zu behaupten: die Antwort ward, wie sie aus der

evangelium et approbatam scripturam pie mansuete christiane
juxta doctrinam et expositionem approbatae et ab ecclesia chri-
stiana receptae scripturae doceant.
So lautet der Satz in der dem
päpstlichen Nuntius gegebenen Antwort.
1 Planitz 4 Februar. "Ich will aber Patienz und Geduld
tragen. Es haben die Stände obangezeigte Wort (er hat sie in sein
Schreiben eingerückt) haben wollen und nit die vier Doctores zu
benennen und sulchs dem Regiment anzeigen lassen, dabei es blieben."

Debatten in den Staͤnden.
ten ſich die Anhänger des Alten dadurch befriedigt, weil
doch zugleich die Auslegung der lateiniſchen Kirchenväter
damit gutgeheißen war; allein wie dieſe Verweiſung all-
gemein gehalten, dunkel und unbeſtimmt, in demſelben Grade
war die Empfehlung der evangeliſchen Doctrin dagegen
unzweifelhaft beſtimmt und dringend; dieſe allein konnte
Eindruck machen.

Und ſo war dieſe Antwort zwar hie und da verän-
dert, aber dem Geiſte nach in der Hauptſache mit dem
urſprünglichen Entwurf durchaus übereinſtimmend, als ſie
an das Regiment zurückkam. Wider Erwarten gab es
hier noch einmal eine ſehr ſtürmiſche Sitzung. Einige
Mitglieder, unter ihnen auch der Biſchof von Augs-
burg, dem ſeine Theilnahme an dem Entwurf wieder leid
geworden war, machten noch einmal einen Verſuch, die
Nahmhaftmachung der vier Kirchenväter feſtzuhalten. Pla-
nitz berichtet, er habe darüber viel hoffärtige böſe Worte
hinnehmen, einen ſtarken Sturm beſtehen müſſen, beſonders
zeigt er ſich über die Abtrünnigkeit des Biſchofs unwillig,
der von Gott aus dem Staube erhoben und zu den Für-
ſten ſeines Volkes geſetzt, dafür das Evangelium verfolge. 1
Aber durch Geduld und Standhaftigkeit, mit Hülfe Schwar-
zenbergs, gelang es ihm die einmal durchgegangene Faſ-
ſung zu behaupten: die Antwort ward, wie ſie aus der

evangelium et approbatam scripturam pie mansuete christiane
juxta doctrinam et expositionem approbatae et ab ecclesia chri-
stiana receptae scripturae doceant.
So lautet der Satz in der dem
paͤpſtlichen Nuntius gegebenen Antwort.
1 Planitz 4 Februar. „Ich will aber Patienz und Geduld
tragen. Es haben die Staͤnde obangezeigte Wort (er hat ſie in ſein
Schreiben eingeruͤckt) haben wollen und nit die vier Doctores zu
benennen und ſulchs dem Regiment anzeigen laſſen, dabei es blieben.“
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[63/0073] Debatten in den Staͤnden. ten ſich die Anhänger des Alten dadurch befriedigt, weil doch zugleich die Auslegung der lateiniſchen Kirchenväter damit gutgeheißen war; allein wie dieſe Verweiſung all- gemein gehalten, dunkel und unbeſtimmt, in demſelben Grade war die Empfehlung der evangeliſchen Doctrin dagegen unzweifelhaft beſtimmt und dringend; dieſe allein konnte Eindruck machen. Und ſo war dieſe Antwort zwar hie und da verän- dert, aber dem Geiſte nach in der Hauptſache mit dem urſprünglichen Entwurf durchaus übereinſtimmend, als ſie an das Regiment zurückkam. Wider Erwarten gab es hier noch einmal eine ſehr ſtürmiſche Sitzung. Einige Mitglieder, unter ihnen auch der Biſchof von Augs- burg, dem ſeine Theilnahme an dem Entwurf wieder leid geworden war, machten noch einmal einen Verſuch, die Nahmhaftmachung der vier Kirchenväter feſtzuhalten. Pla- nitz berichtet, er habe darüber viel hoffärtige böſe Worte hinnehmen, einen ſtarken Sturm beſtehen müſſen, beſonders zeigt er ſich über die Abtrünnigkeit des Biſchofs unwillig, der von Gott aus dem Staube erhoben und zu den Für- ſten ſeines Volkes geſetzt, dafür das Evangelium verfolge. 1 Aber durch Geduld und Standhaftigkeit, mit Hülfe Schwar- zenbergs, gelang es ihm die einmal durchgegangene Faſ- ſung zu behaupten: die Antwort ward, wie ſie aus der 1 1 Planitz 4 Februar. „Ich will aber Patienz und Geduld tragen. Es haben die Staͤnde obangezeigte Wort (er hat ſie in ſein Schreiben eingeruͤckt) haben wollen und nit die vier Doctores zu benennen und ſulchs dem Regiment anzeigen laſſen, dabei es blieben.“ 1 evangelium et approbatam scripturam pie mansuete christiane juxta doctrinam et expositionem approbatae et ab ecclesia chri- stiana receptae scripturae doceant. So lautet der Satz in der dem paͤpſtlichen Nuntius gegebenen Antwort.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/73>, abgerufen am 24.11.2024.