Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Schlußbemerkung. dem hierin von dem Reiche abgesonderten schweizerischenEinfluß entrissen: sie hatten den Namen des Reiches in Italien und in der alten Metropole zu Rom wiederherge- stellt. Mehr als einmal waren sie von dem Süden und Osten in Frankreich drohend vorgedrungen: auch in dem Westen hatten sie den Spaniern zur Wiedereroberung ver- lorner Grenzfestungen, zur Besiegung der Mauren von Valen- cia geholfen. So eben hatten sie Ungern eingenommen. Mit Hülfe der deutschen Seestädte hatten sich die beiden nordi- schen Könige in Besitz ihrer Kronen gesetzt. Hatte Polen Vor- theile davon getragen, so verdankte es sie doch ganz allein den Provocationen und dem Beistand der deutschen Provinzen sel- ber, und schon daraus ergab sich wohl, daß es nicht immer so bleiben konnte. In Liefland waren die Angriffe der Rus- sen durch glückliche Schlachten zurückgewiesen, noch im Jahr 1522 sehr vortheilhafte Friedensbedingungen erwor- ben worden. Und dieß alles war geschehen, obgleich es an jeder Ja in diesen selber drang eine noch viel weiter reichende Schlußbemerkung. dem hierin von dem Reiche abgeſonderten ſchweizeriſchenEinfluß entriſſen: ſie hatten den Namen des Reiches in Italien und in der alten Metropole zu Rom wiederherge- ſtellt. Mehr als einmal waren ſie von dem Süden und Oſten in Frankreich drohend vorgedrungen: auch in dem Weſten hatten ſie den Spaniern zur Wiedereroberung ver- lorner Grenzfeſtungen, zur Beſiegung der Mauren von Valen- cia geholfen. So eben hatten ſie Ungern eingenommen. Mit Hülfe der deutſchen Seeſtädte hatten ſich die beiden nordi- ſchen Könige in Beſitz ihrer Kronen geſetzt. Hatte Polen Vor- theile davon getragen, ſo verdankte es ſie doch ganz allein den Provocationen und dem Beiſtand der deutſchen Provinzen ſel- ber, und ſchon daraus ergab ſich wohl, daß es nicht immer ſo bleiben konnte. In Liefland waren die Angriffe der Ruſ- ſen durch glückliche Schlachten zurückgewieſen, noch im Jahr 1522 ſehr vortheilhafte Friedensbedingungen erwor- ben worden. Und dieß alles war geſchehen, obgleich es an jeder Ja in dieſen ſelber drang eine noch viel weiter reichende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0491" n="481"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Schlußbemerkung</hi>.</fw><lb/> dem hierin von dem Reiche abgeſonderten ſchweizeriſchen<lb/> Einfluß entriſſen: ſie hatten den Namen des Reiches in<lb/> Italien und in der alten Metropole zu Rom wiederherge-<lb/> ſtellt. Mehr als einmal waren ſie von dem Süden und<lb/> Oſten in Frankreich drohend vorgedrungen: auch in dem<lb/> Weſten hatten ſie den Spaniern zur Wiedereroberung ver-<lb/> lorner Grenzfeſtungen, zur Beſiegung der Mauren von Valen-<lb/> cia geholfen. So eben hatten ſie Ungern eingenommen. Mit<lb/> Hülfe der deutſchen Seeſtädte hatten ſich die beiden nordi-<lb/> ſchen Könige in Beſitz ihrer Kronen geſetzt. Hatte Polen Vor-<lb/> theile davon getragen, ſo verdankte es ſie doch ganz allein den<lb/> Provocationen und dem Beiſtand der deutſchen Provinzen ſel-<lb/> ber, und ſchon daraus ergab ſich wohl, daß es nicht immer<lb/> ſo bleiben konnte. In Liefland waren die Angriffe der Ruſ-<lb/> ſen durch glückliche Schlachten zurückgewieſen, noch im<lb/> Jahr 1522 ſehr vortheilhafte Friedensbedingungen erwor-<lb/> ben worden.</p><lb/> <p>Und dieß alles war geſchehen, obgleich es an jeder<lb/> kräftigen centralen Regierung fehlte, unter den Stürmen<lb/> der heftigſten innern Entzweiungen.</p><lb/> <p>Ja in dieſen ſelber drang eine noch viel weiter reichende<lb/> die Welt umfaſſende Tendenz zu Tage. Es war dem<lb/> deutſchen Geiſte gelungen, die innere Wahrheit des Chri-<lb/> ſtenthums von den Zufälligkeiten der letzten Formationen<lb/> in dem Papſtthum zu ſcheiden, und derſelben mit eben ſo<lb/> viel Mäßigung wie Entſchloſſenheit in weiten Gebieten<lb/> eine legale Geltung zu verſchaffen. In einem Churfürſten-<lb/> thum, drei oder vier Herzogthümern, der größten Landgraf-<lb/> ſchaft, der größten Grafſchaft des Reiches, einem oder zwei<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [481/0491]
Schlußbemerkung.
dem hierin von dem Reiche abgeſonderten ſchweizeriſchen
Einfluß entriſſen: ſie hatten den Namen des Reiches in
Italien und in der alten Metropole zu Rom wiederherge-
ſtellt. Mehr als einmal waren ſie von dem Süden und
Oſten in Frankreich drohend vorgedrungen: auch in dem
Weſten hatten ſie den Spaniern zur Wiedereroberung ver-
lorner Grenzfeſtungen, zur Beſiegung der Mauren von Valen-
cia geholfen. So eben hatten ſie Ungern eingenommen. Mit
Hülfe der deutſchen Seeſtädte hatten ſich die beiden nordi-
ſchen Könige in Beſitz ihrer Kronen geſetzt. Hatte Polen Vor-
theile davon getragen, ſo verdankte es ſie doch ganz allein den
Provocationen und dem Beiſtand der deutſchen Provinzen ſel-
ber, und ſchon daraus ergab ſich wohl, daß es nicht immer
ſo bleiben konnte. In Liefland waren die Angriffe der Ruſ-
ſen durch glückliche Schlachten zurückgewieſen, noch im
Jahr 1522 ſehr vortheilhafte Friedensbedingungen erwor-
ben worden.
Und dieß alles war geſchehen, obgleich es an jeder
kräftigen centralen Regierung fehlte, unter den Stürmen
der heftigſten innern Entzweiungen.
Ja in dieſen ſelber drang eine noch viel weiter reichende
die Welt umfaſſende Tendenz zu Tage. Es war dem
deutſchen Geiſte gelungen, die innere Wahrheit des Chri-
ſtenthums von den Zufälligkeiten der letzten Formationen
in dem Papſtthum zu ſcheiden, und derſelben mit eben ſo
viel Mäßigung wie Entſchloſſenheit in weiten Gebieten
eine legale Geltung zu verſchaffen. In einem Churfürſten-
thum, drei oder vier Herzogthümern, der größten Landgraf-
ſchaft, der größten Grafſchaft des Reiches, einem oder zwei
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