Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Preußen. Kriege so erschöpft, daß er sich nur zu einer Hülfe von 100gerüsteten Reisigen verstehen könne. Churfürst Johann war damit zufrieden: so viel versprach nun auch er dem Herzog wenn derselbe einmal angegriffen werde. Der Hülfe sendende Theil sollte die Besoldung zahlen und den Schaden tragen: der Hülfe empfangende für die täglichen Bedürfnisse stehen. Im Dezember 1526 langte die Ratification in Weimar an. Der Herzog und sein Bischof hatten die Idee, auch die gleichgesinnten schlesischen Stände, den Markgraf Georg für Jägerndorf, den Herzog von Liegnitz, die Stadt Breslau, in diesen Bund zu ziehen. 1 Schon ward über eine ge- meinschaftliche nähere Verabredung mit Dänemark verhan- delt: der Churfürst zeigte sich bereit dazu. Man hat oft gesagt, und es ist ganz wahr, daß das 1 Schreiben von Minkwitz: Leipzig Sonntag nach Francisci: "Trost, es soll kein Mangel haben." Ich finde doch nicht daß es zu einem Abschluß gekommen. Auch schien dem Landgrafen von Hes- sen die gegenseitige Verpflichtung zu geringfügig. 31*
Preußen. Kriege ſo erſchöpft, daß er ſich nur zu einer Hülfe von 100gerüſteten Reiſigen verſtehen könne. Churfürſt Johann war damit zufrieden: ſo viel verſprach nun auch er dem Herzog wenn derſelbe einmal angegriffen werde. Der Hülfe ſendende Theil ſollte die Beſoldung zahlen und den Schaden tragen: der Hülfe empfangende für die täglichen Bedürfniſſe ſtehen. Im Dezember 1526 langte die Ratification in Weimar an. Der Herzog und ſein Biſchof hatten die Idee, auch die gleichgeſinnten ſchleſiſchen Stände, den Markgraf Georg für Jägerndorf, den Herzog von Liegnitz, die Stadt Breslau, in dieſen Bund zu ziehen. 1 Schon ward über eine ge- meinſchaftliche nähere Verabredung mit Dänemark verhan- delt: der Churfürſt zeigte ſich bereit dazu. Man hat oft geſagt, und es iſt ganz wahr, daß das 1 Schreiben von Minkwitz: Leipzig Sonntag nach Francisci: „Troſt, es ſoll kein Mangel haben.“ Ich finde doch nicht daß es zu einem Abſchluß gekommen. Auch ſchien dem Landgrafen von Heſ- ſen die gegenſeitige Verpflichtung zu geringfuͤgig. 31*
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Preußen.
Kriege ſo erſchöpft, daß er ſich nur zu einer Hülfe von 100
gerüſteten Reiſigen verſtehen könne. Churfürſt Johann war
damit zufrieden: ſo viel verſprach nun auch er dem Herzog
wenn derſelbe einmal angegriffen werde. Der Hülfe ſendende
Theil ſollte die Beſoldung zahlen und den Schaden tragen:
der Hülfe empfangende für die täglichen Bedürfniſſe ſtehen.
Im Dezember 1526 langte die Ratification in Weimar an.
Der Herzog und ſein Biſchof hatten die Idee, auch die
gleichgeſinnten ſchleſiſchen Stände, den Markgraf Georg für
Jägerndorf, den Herzog von Liegnitz, die Stadt Breslau,
in dieſen Bund zu ziehen. 1 Schon ward über eine ge-
meinſchaftliche nähere Verabredung mit Dänemark verhan-
delt: der Churfürſt zeigte ſich bereit dazu.
Man hat oft geſagt, und es iſt ganz wahr, daß das
Reich durch den Act der Huldigung an Polen einen großen
Verluſt erlitten habe. Allein das ließ ſich nun nicht vermei-
den. Der polniſche Reichstag hatte den Beſchluß gefaßt ſich
auf keinen Mittelweg weiter einzulaſſen, die Sache nöthigen-
falls mit Gewalt auszumachen: das Land war durchaus un-
fähig Widerſtand zu leiſten, von dem Reiche keine Hülfe zu
erwarten. Hätte der Orden ſich nicht gefügt, ſo würde er
aus Königsberg ſo gut verjagt worden ſeyn wie aus Dan-
zig: die Landſchaft wäre eine polniſche Provinz geworden
wie das königliche Preußen. Unter dieſen Umſtänden iſt es
ohne Zweifel als eins der glücklichſten und heilbringendſten
Ereigniſſe für das germaniſche Prinzip in jenen Ländern an-
1 Schreiben von Minkwitz: Leipzig Sonntag nach Francisci:
„Troſt, es ſoll kein Mangel haben.“ Ich finde doch nicht daß es
zu einem Abſchluß gekommen. Auch ſchien dem Landgrafen von Heſ-
ſen die gegenſeitige Verpflichtung zu geringfuͤgig.
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