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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Preußen.
theil an der Verwaltung gestatte, sie behandeln wolle wie
Leibeigene, sich Gewaltthätigkeiten gegen sie erlaube, ihnen
kein Recht gewähre. Es bildete sich ein Verhältniß wie
zwischen Creolen und Chapetons in Südamerika, zwischen
Pullanen und Fils Arnaud im Königreich Jerusalem, wie
es nach vorgeschrittener Cultur in jeder Colonie entstehn
wird. Anfangs suchte sich die Landschaft durch ihren
großen Bund von 1440 zu schützen; als der Kaiser sich
gegen denselben erklärte, wandte sie sich an Polen. Die
Landschaft war es, die dem König von Polen die Waf-
fen gegen den Hochmeister in die Hand gab, durch die
derselbe den Sieg erfocht und zuletzt einen so vortheilhaf-
ten Frieden errang wie der Thorner war. Die Stadt
Danzig hat es sich 700000 Mark kosten lassen, um zu die-
sem Resultat zu gelangen. Der König von Polen gewährte
den Verbündeten dafür die provinzielle Selbständigkeit und
wenigstens für die ersten Zeiten die Wohlthat der Selbst-
regierung, die ihnen die Ritter nicht zugestehn wollten. 1

In dem kleinern Theile des Landes nun, welcher dem
Orden seitdem übrig geblieben, wo man an dem Bunde
und dem Kriege ebenfalls Theil genommen, machten sich
wie man denken kann, auch ferner verwandte Tendenzen gel-
tend. Wir finden, daß die Stände, welche die Steuern
zu bewilligen haben, sie ein und das andre Mal versa-
gen. Sie fordern das Recht, im Fall daß sich der Hoch-
meister entfernt, einen Stellvertreter desselben zugleich mit ihm

1 Gleich sein erstes Versprechen lautete dahin, ut in muta-
tione principum commutatam etiam aut sublatam deprehenderent
oppressionem. Litterae Casimiri Regis
bei Dlugoß Historia Pol.
II,
138. Vgl. Voigt Preuß. Gesch. VIII, 378.
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Preußen.
theil an der Verwaltung geſtatte, ſie behandeln wolle wie
Leibeigene, ſich Gewaltthätigkeiten gegen ſie erlaube, ihnen
kein Recht gewähre. Es bildete ſich ein Verhältniß wie
zwiſchen Creolen und Chapetons in Südamerika, zwiſchen
Pullanen und Fils Arnaud im Königreich Jeruſalem, wie
es nach vorgeſchrittener Cultur in jeder Colonie entſtehn
wird. Anfangs ſuchte ſich die Landſchaft durch ihren
großen Bund von 1440 zu ſchützen; als der Kaiſer ſich
gegen denſelben erklärte, wandte ſie ſich an Polen. Die
Landſchaft war es, die dem König von Polen die Waf-
fen gegen den Hochmeiſter in die Hand gab, durch die
derſelbe den Sieg erfocht und zuletzt einen ſo vortheilhaf-
ten Frieden errang wie der Thorner war. Die Stadt
Danzig hat es ſich 700000 Mark koſten laſſen, um zu die-
ſem Reſultat zu gelangen. Der König von Polen gewährte
den Verbündeten dafür die provinzielle Selbſtändigkeit und
wenigſtens für die erſten Zeiten die Wohlthat der Selbſt-
regierung, die ihnen die Ritter nicht zugeſtehn wollten. 1

In dem kleinern Theile des Landes nun, welcher dem
Orden ſeitdem übrig geblieben, wo man an dem Bunde
und dem Kriege ebenfalls Theil genommen, machten ſich
wie man denken kann, auch ferner verwandte Tendenzen gel-
tend. Wir finden, daß die Stände, welche die Steuern
zu bewilligen haben, ſie ein und das andre Mal verſa-
gen. Sie fordern das Recht, im Fall daß ſich der Hoch-
meiſter entfernt, einen Stellvertreter deſſelben zugleich mit ihm

1 Gleich ſein erſtes Verſprechen lautete dahin, ut in muta-
tione principum commutatam etiam aut sublatam deprehenderent
oppressionem. Litterae Casimiri Regis
bei Dlugoß Historia Pol.
II,
138. Vgl. Voigt Preuß. Geſch. VIII, 378.
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[467/0477] Preußen. theil an der Verwaltung geſtatte, ſie behandeln wolle wie Leibeigene, ſich Gewaltthätigkeiten gegen ſie erlaube, ihnen kein Recht gewähre. Es bildete ſich ein Verhältniß wie zwiſchen Creolen und Chapetons in Südamerika, zwiſchen Pullanen und Fils Arnaud im Königreich Jeruſalem, wie es nach vorgeſchrittener Cultur in jeder Colonie entſtehn wird. Anfangs ſuchte ſich die Landſchaft durch ihren großen Bund von 1440 zu ſchützen; als der Kaiſer ſich gegen denſelben erklärte, wandte ſie ſich an Polen. Die Landſchaft war es, die dem König von Polen die Waf- fen gegen den Hochmeiſter in die Hand gab, durch die derſelbe den Sieg erfocht und zuletzt einen ſo vortheilhaf- ten Frieden errang wie der Thorner war. Die Stadt Danzig hat es ſich 700000 Mark koſten laſſen, um zu die- ſem Reſultat zu gelangen. Der König von Polen gewährte den Verbündeten dafür die provinzielle Selbſtändigkeit und wenigſtens für die erſten Zeiten die Wohlthat der Selbſt- regierung, die ihnen die Ritter nicht zugeſtehn wollten. 1 In dem kleinern Theile des Landes nun, welcher dem Orden ſeitdem übrig geblieben, wo man an dem Bunde und dem Kriege ebenfalls Theil genommen, machten ſich wie man denken kann, auch ferner verwandte Tendenzen gel- tend. Wir finden, daß die Stände, welche die Steuern zu bewilligen haben, ſie ein und das andre Mal verſa- gen. Sie fordern das Recht, im Fall daß ſich der Hoch- meiſter entfernt, einen Stellvertreter deſſelben zugleich mit ihm 1 Gleich ſein erſtes Verſprechen lautete dahin, ut in muta- tione principum commutatam etiam aut sublatam deprehenderent oppressionem. Litterae Casimiri Regis bei Dlugoß Historia Pol. II, 138. Vgl. Voigt Preuß. Geſch. VIII, 378. 30*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/477>, abgerufen am 30.11.2024.