Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Viertes Buch. Viertes Capitel. -- er hatte Verstand genug um sich keine Illusion darüberzu machen -- daß es vor allem auf die Übermacht in den Waffen ankomme. Die Erwerbung der böhmischen Krone trug dazu bei, daß er allmählig die nöthigen Kräfte dazu erlangte. Wenn er zögerte, und die Unterhandlungen nicht zurückwies, welche der König von Polen zu Olmütz ein- leitete, so geschah das -- wir haben einen Brief übrig, worin er es ausdrücklich sagt -- nur deshalb, weil er Zeit gewinnen und sich rüsten wollte. 1 Endlich war er so weit. Am 31sten Juli 1527 langte Ferdinand auf der gro- 1 Ferdinand an Maria 7 April. Combien que n'ay nulle-
ment en voulente -- riens traiter ny conclure, neanmoins -- pour entretenir les affaires jusques a ce que soie de tout prest pour me mettre aux champs, je lui (au roi de Pologne) ay bien voulu accorder cettc journee. Viertes Buch. Viertes Capitel. — er hatte Verſtand genug um ſich keine Illuſion darüberzu machen — daß es vor allem auf die Übermacht in den Waffen ankomme. Die Erwerbung der böhmiſchen Krone trug dazu bei, daß er allmählig die nöthigen Kräfte dazu erlangte. Wenn er zögerte, und die Unterhandlungen nicht zurückwies, welche der König von Polen zu Olmütz ein- leitete, ſo geſchah das — wir haben einen Brief übrig, worin er es ausdrücklich ſagt — nur deshalb, weil er Zeit gewinnen und ſich rüſten wollte. 1 Endlich war er ſo weit. Am 31ſten Juli 1527 langte Ferdinand auf der gro- 1 Ferdinand an Maria 7 April. Combien que n’ay nulle-
ment en voulenté — riens traiter ny conclure, neanmoins — pour entretenir les affaires jusques a ce que soie de tout prest pour me mettre aux champs, je lui (au roi de Pologne) ay bien voulu accorder cettc journée. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0436" n="426"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Viertes Capitel</hi>.</fw><lb/> — er hatte Verſtand genug um ſich keine Illuſion darüber<lb/> zu machen — daß es vor allem auf die Übermacht in den<lb/> Waffen ankomme. Die Erwerbung der böhmiſchen Krone<lb/> trug dazu bei, daß er allmählig die nöthigen Kräfte dazu<lb/> erlangte. Wenn er zögerte, und die Unterhandlungen nicht<lb/> zurückwies, welche der König von Polen zu Olmütz ein-<lb/> leitete, ſo geſchah das — wir haben einen Brief übrig,<lb/> worin er es ausdrücklich ſagt — nur deshalb, weil er<lb/> Zeit gewinnen und ſich rüſten wollte. <note place="foot" n="1">Ferdinand an Maria 7 April. <hi rendition="#aq">Combien que n’ay nulle-<lb/> ment en voulenté — riens traiter ny conclure, neanmoins — pour<lb/> entretenir les affaires jusques a ce que soie de tout prest pour<lb/> me mettre aux champs, je lui (au roi de Pologne) ay bien voulu<lb/> accorder cettc journée.</hi></note> Endlich war<lb/> er ſo weit.</p><lb/> <p>Am 31ſten Juli 1527 langte Ferdinand auf der gro-<lb/> ßen Straße von Wien nach Ofen bei dem halbverfallenen<lb/> Thurm an, welcher die Mark zwiſchen Öſtreich und Un-<lb/> gern bezeichnet: der Palatin und ein paar hundert ungri-<lb/> ſche Reiter empfiengen ihn: er ſtieg ab, ſo wie er die un-<lb/> griſche Erde berührte, und beſchwur die Privilegien des<lb/> Reiches. Er hatte ein ſtattliches Heer ins Feld gebracht.<lb/> Die Bewilligungen ſeiner neuen Reiche hatten ihn in Stand<lb/> geſetzt ein treffliches Fußvolk zu werben; ſchon war Katzia-<lb/> ner voran: er zeichnete ſich dießmal durch die ſtrengſte<lb/> Mannszucht aus, zu der er auch die Böhmen anzuhalten<lb/> wußte; Rogendorf, der von Spanien wiedergekommen, und<lb/> die in Italien vielverſuchten Hauptleute, Marx Sittich<lb/> und Eck von Reiſchach hatten die geübteſten Landsknechte<lb/> herbeigeführt. Außerdem hatten ſich die neuen Lehnsleute<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [426/0436]
Viertes Buch. Viertes Capitel.
— er hatte Verſtand genug um ſich keine Illuſion darüber
zu machen — daß es vor allem auf die Übermacht in den
Waffen ankomme. Die Erwerbung der böhmiſchen Krone
trug dazu bei, daß er allmählig die nöthigen Kräfte dazu
erlangte. Wenn er zögerte, und die Unterhandlungen nicht
zurückwies, welche der König von Polen zu Olmütz ein-
leitete, ſo geſchah das — wir haben einen Brief übrig,
worin er es ausdrücklich ſagt — nur deshalb, weil er
Zeit gewinnen und ſich rüſten wollte. 1 Endlich war
er ſo weit.
Am 31ſten Juli 1527 langte Ferdinand auf der gro-
ßen Straße von Wien nach Ofen bei dem halbverfallenen
Thurm an, welcher die Mark zwiſchen Öſtreich und Un-
gern bezeichnet: der Palatin und ein paar hundert ungri-
ſche Reiter empfiengen ihn: er ſtieg ab, ſo wie er die un-
griſche Erde berührte, und beſchwur die Privilegien des
Reiches. Er hatte ein ſtattliches Heer ins Feld gebracht.
Die Bewilligungen ſeiner neuen Reiche hatten ihn in Stand
geſetzt ein treffliches Fußvolk zu werben; ſchon war Katzia-
ner voran: er zeichnete ſich dießmal durch die ſtrengſte
Mannszucht aus, zu der er auch die Böhmen anzuhalten
wußte; Rogendorf, der von Spanien wiedergekommen, und
die in Italien vielverſuchten Hauptleute, Marx Sittich
und Eck von Reiſchach hatten die geübteſten Landsknechte
herbeigeführt. Außerdem hatten ſich die neuen Lehnsleute
1 Ferdinand an Maria 7 April. Combien que n’ay nulle-
ment en voulenté — riens traiter ny conclure, neanmoins — pour
entretenir les affaires jusques a ce que soie de tout prest pour
me mettre aux champs, je lui (au roi de Pologne) ay bien voulu
accorder cettc journée.
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