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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Viertes Capitel.

Allein, ehe noch irgend etwas erreicht, als vielmehr durch
Action und Reaction erst die volle Verwirrung hervorgebracht
war, erschien schon der gewaltige Feind, der Osmanensul-
tan Soliman: entschlossen, diesem ganzen Wesen ein Ende
zu machen. So lange standen Osmanen und Jagellonen
einander in dem östlichen Europa gegenüber: jetzt war der
für ihn günstige Augenblick gekommen, diesen alten Wett-
streit wenigstens in Bezug auf Ungern auszufechten. Schon
vor fünf Jahren hatte er Belgrad erobert: welches, wie
man sich erzählte, unter andern deshalb nicht unterstützt
worden war, weil es der Regierung an 50 Gulden fehlte,
um die schon bereit liegende Munition von Ofen nach Bel-
grad zu schaffen. Seitdem waren auch die Grenzplätze von
Croatien in die Hände der Paschas gefallen: das weite
Land war zu einem großen Unternehmen eröffnet. Zu ei-
nem solchen fühlte sich nun der Sultan zugleich durch die
innere Lage von Ungern wie durch die allgemeinen euro-
päischen Zerwürfnisse aufgefordert. In seiner Gefangen-
schaft zu Madrid hatte König Franz das Mittel gefunden,
Soliman um seine Hülfe zu ersuchen: denn einem großen
Kaiser stehe es zu, Bedrängte zu unterstützen: es waren in
Constantinopel Pläne gemacht worden, zugleich mit einer
vereinigten Flotte Spanien anzugreifen und mit einem Land-
heer durch Ungern nach Oberitalien vorzudringen. 1 So-
liman war, ohne Bedingungen unterzeichnet zu haben, durch
seine Weltstellung ein Verbündeter der Liga, wie der Kö-

1 Erzählung Ibraims (des Imberi-Wascha) in dem Bericht
Lambergs und Jurischitz's in Gevay's Urkunden und Actenstücken zur
Geschichte der Verhältnisse zwischen Österreich Ungern und der Pforte.
1530 p. 42.
Viertes Buch. Viertes Capitel.

Allein, ehe noch irgend etwas erreicht, als vielmehr durch
Action und Reaction erſt die volle Verwirrung hervorgebracht
war, erſchien ſchon der gewaltige Feind, der Osmanenſul-
tan Soliman: entſchloſſen, dieſem ganzen Weſen ein Ende
zu machen. So lange ſtanden Osmanen und Jagellonen
einander in dem öſtlichen Europa gegenüber: jetzt war der
für ihn günſtige Augenblick gekommen, dieſen alten Wett-
ſtreit wenigſtens in Bezug auf Ungern auszufechten. Schon
vor fünf Jahren hatte er Belgrad erobert: welches, wie
man ſich erzählte, unter andern deshalb nicht unterſtützt
worden war, weil es der Regierung an 50 Gulden fehlte,
um die ſchon bereit liegende Munition von Ofen nach Bel-
grad zu ſchaffen. Seitdem waren auch die Grenzplätze von
Croatien in die Hände der Paſchas gefallen: das weite
Land war zu einem großen Unternehmen eröffnet. Zu ei-
nem ſolchen fühlte ſich nun der Sultan zugleich durch die
innere Lage von Ungern wie durch die allgemeinen euro-
päiſchen Zerwürfniſſe aufgefordert. In ſeiner Gefangen-
ſchaft zu Madrid hatte König Franz das Mittel gefunden,
Soliman um ſeine Hülfe zu erſuchen: denn einem großen
Kaiſer ſtehe es zu, Bedrängte zu unterſtützen: es waren in
Conſtantinopel Pläne gemacht worden, zugleich mit einer
vereinigten Flotte Spanien anzugreifen und mit einem Land-
heer durch Ungern nach Oberitalien vorzudringen. 1 So-
liman war, ohne Bedingungen unterzeichnet zu haben, durch
ſeine Weltſtellung ein Verbündeter der Liga, wie der Kö-

1 Erzaͤhlung Ibraims (des Imberi-Waſcha) in dem Bericht
Lambergs und Juriſchitz’s in Gevay’s Urkunden und Actenſtuͤcken zur
Geſchichte der Verhaͤltniſſe zwiſchen Oͤſterreich Ungern und der Pforte.
1530 p. 42.
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[408/0418] Viertes Buch. Viertes Capitel. Allein, ehe noch irgend etwas erreicht, als vielmehr durch Action und Reaction erſt die volle Verwirrung hervorgebracht war, erſchien ſchon der gewaltige Feind, der Osmanenſul- tan Soliman: entſchloſſen, dieſem ganzen Weſen ein Ende zu machen. So lange ſtanden Osmanen und Jagellonen einander in dem öſtlichen Europa gegenüber: jetzt war der für ihn günſtige Augenblick gekommen, dieſen alten Wett- ſtreit wenigſtens in Bezug auf Ungern auszufechten. Schon vor fünf Jahren hatte er Belgrad erobert: welches, wie man ſich erzählte, unter andern deshalb nicht unterſtützt worden war, weil es der Regierung an 50 Gulden fehlte, um die ſchon bereit liegende Munition von Ofen nach Bel- grad zu ſchaffen. Seitdem waren auch die Grenzplätze von Croatien in die Hände der Paſchas gefallen: das weite Land war zu einem großen Unternehmen eröffnet. Zu ei- nem ſolchen fühlte ſich nun der Sultan zugleich durch die innere Lage von Ungern wie durch die allgemeinen euro- päiſchen Zerwürfniſſe aufgefordert. In ſeiner Gefangen- ſchaft zu Madrid hatte König Franz das Mittel gefunden, Soliman um ſeine Hülfe zu erſuchen: denn einem großen Kaiſer ſtehe es zu, Bedrängte zu unterſtützen: es waren in Conſtantinopel Pläne gemacht worden, zugleich mit einer vereinigten Flotte Spanien anzugreifen und mit einem Land- heer durch Ungern nach Oberitalien vorzudringen. 1 So- liman war, ohne Bedingungen unterzeichnet zu haben, durch ſeine Weltſtellung ein Verbündeter der Liga, wie der Kö- 1 Erzaͤhlung Ibraims (des Imberi-Waſcha) in dem Bericht Lambergs und Juriſchitz’s in Gevay’s Urkunden und Actenſtuͤcken zur Geſchichte der Verhaͤltniſſe zwiſchen Oͤſterreich Ungern und der Pforte. 1530 p. 42.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/418>, abgerufen am 27.11.2024.