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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Eroberung von Rom.
sich gegen Venedig wenden und ihr Lager im Gebiet der
Republik aufschlagen, um auch sie zum Frieden zu nöthigen,
da werde ihr die Hülfe von Ferrara zu Statten kommen. 1

In Rom sprach man bereits nicht mehr von der apo-
stolischen, sondern von der kaiserlichen Kammer.

Den Deutschen war es hier an Ort und Stelle recht
einleuchtend, wie dem Kaiserthum von den Päpsten mitge-
spielt worden; man zeigte ihnen die Ruinen der Kaiserpal-
läste, und erklärte ihnen die Kunstgriffe, durch welche dem
Kaiser das Land und die Stadt und sogar seine Hofwoh-
nung in der Stadt entwunden worden. Aber sie trösteten
sich damit, daß Der, welcher sich selbst zum Gott auf Er-
den erhoben, nun durch die Macht des eifrigen Gottes nie-
dergelegt sey. Sie gaben der Hofnung Raum, daß der
junge theure Kaiser Carolus durch seine milde Tugend nach
dem einigen Wort unsres Seligmachers regieren werde. 2



1 Schreiben Carls vom 30sten Juni bei Hormayr 1812, 381.
Die Absicht war, den Herzog von Ferrara zum Generalcapitän zu
ernennen; Mailand wollte Carl Niemanden versprechen, sondern erst
erwarten, wie der Proceß Sforzas entschieden werde. In einem
Schreiben Angerers vom 1sten Juli heißt es: sende man jetzt nur
6000 M. nach Mailand zur Unterstützung Leivas, so sey "ganz Ita-
lia gewonnen und erobert."
2 Worte des wahrhaftigen Berichtes; er schließt: damit unsre
Seelen, darüber Gott Herr ist, in unserm zeitlichen Abschied zu ewi-
ger Freud aufgenommen werden, darumb der Herr Jesus vom Him-
mel herab in diese Welt kommen ist und am Kreuz von aller Men-
schen wegen gestorben ist. Das verleihe uns Gott der Herr.
Ranke d. Gesch. II. 26

Eroberung von Rom.
ſich gegen Venedig wenden und ihr Lager im Gebiet der
Republik aufſchlagen, um auch ſie zum Frieden zu nöthigen,
da werde ihr die Hülfe von Ferrara zu Statten kommen. 1

In Rom ſprach man bereits nicht mehr von der apo-
ſtoliſchen, ſondern von der kaiſerlichen Kammer.

Den Deutſchen war es hier an Ort und Stelle recht
einleuchtend, wie dem Kaiſerthum von den Päpſten mitge-
ſpielt worden; man zeigte ihnen die Ruinen der Kaiſerpal-
läſte, und erklärte ihnen die Kunſtgriffe, durch welche dem
Kaiſer das Land und die Stadt und ſogar ſeine Hofwoh-
nung in der Stadt entwunden worden. Aber ſie tröſteten
ſich damit, daß Der, welcher ſich ſelbſt zum Gott auf Er-
den erhoben, nun durch die Macht des eifrigen Gottes nie-
dergelegt ſey. Sie gaben der Hofnung Raum, daß der
junge theure Kaiſer Carolus durch ſeine milde Tugend nach
dem einigen Wort unſres Seligmachers regieren werde. 2



1 Schreiben Carls vom 30ſten Juni bei Hormayr 1812, 381.
Die Abſicht war, den Herzog von Ferrara zum Generalcapitaͤn zu
ernennen; Mailand wollte Carl Niemanden verſprechen, ſondern erſt
erwarten, wie der Proceß Sforzas entſchieden werde. In einem
Schreiben Angerers vom 1ſten Juli heißt es: ſende man jetzt nur
6000 M. nach Mailand zur Unterſtuͤtzung Leivas, ſo ſey „ganz Ita-
lia gewonnen und erobert.“
2 Worte des wahrhaftigen Berichtes; er ſchließt: damit unſre
Seelen, daruͤber Gott Herr iſt, in unſerm zeitlichen Abſchied zu ewi-
ger Freud aufgenommen werden, darumb der Herr Jeſus vom Him-
mel herab in dieſe Welt kommen iſt und am Kreuz von aller Men-
ſchen wegen geſtorben iſt. Das verleihe uns Gott der Herr.
Ranke d. Geſch. II. 26
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[401/0411] Eroberung von Rom. ſich gegen Venedig wenden und ihr Lager im Gebiet der Republik aufſchlagen, um auch ſie zum Frieden zu nöthigen, da werde ihr die Hülfe von Ferrara zu Statten kommen. 1 In Rom ſprach man bereits nicht mehr von der apo- ſtoliſchen, ſondern von der kaiſerlichen Kammer. Den Deutſchen war es hier an Ort und Stelle recht einleuchtend, wie dem Kaiſerthum von den Päpſten mitge- ſpielt worden; man zeigte ihnen die Ruinen der Kaiſerpal- läſte, und erklärte ihnen die Kunſtgriffe, durch welche dem Kaiſer das Land und die Stadt und ſogar ſeine Hofwoh- nung in der Stadt entwunden worden. Aber ſie tröſteten ſich damit, daß Der, welcher ſich ſelbſt zum Gott auf Er- den erhoben, nun durch die Macht des eifrigen Gottes nie- dergelegt ſey. Sie gaben der Hofnung Raum, daß der junge theure Kaiſer Carolus durch ſeine milde Tugend nach dem einigen Wort unſres Seligmachers regieren werde. 2 1 Schreiben Carls vom 30ſten Juni bei Hormayr 1812, 381. Die Abſicht war, den Herzog von Ferrara zum Generalcapitaͤn zu ernennen; Mailand wollte Carl Niemanden verſprechen, ſondern erſt erwarten, wie der Proceß Sforzas entſchieden werde. In einem Schreiben Angerers vom 1ſten Juli heißt es: ſende man jetzt nur 6000 M. nach Mailand zur Unterſtuͤtzung Leivas, ſo ſey „ganz Ita- lia gewonnen und erobert.“ 2 Worte des wahrhaftigen Berichtes; er ſchließt: damit unſre Seelen, daruͤber Gott Herr iſt, in unſerm zeitlichen Abſchied zu ewi- ger Freud aufgenommen werden, darumb der Herr Jeſus vom Him- mel herab in dieſe Welt kommen iſt und am Kreuz von aller Men- ſchen wegen geſtorben iſt. Das verleihe uns Gott der Herr. Ranke d. Geſch. II. 26

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/411>, abgerufen am 27.11.2024.