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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Eroberung von Rom.
denn Soldatenreichthum und Pfaffengut gehe alles densel-
ben Weg. Nehmt nur, rief er aus, raubt nur, ihr
müßt doch alles wieder fahren lassen. Ihre evangelische
Meinung entlud sich in Scherzen. Knechte, als Cardinäle
verkleidet, einen Doppelsöldner als Papst mit der dreifa-
chen Krone in der Mitte, so ritten sie in festlichem Zug
durch die Stadt, von Trabanten umgeben; vor dem Ca-
stell von S. Angelo hielten sie still: der vermeinte Papst
gab den Cardinälen, ein großes Baßglas schwingend, sei-
nen Segen: dann hielten sie Consistorium und gelobten,
sich in Zukunft besser zum römischen Reich zu halten: Lu-
ther, dem wollten sie das Papstthum schenken. 1

Zuweilen brach Zwietracht zwischen den Nationen aus:
dann ward ein Ausschuß von drei spanischen und drei deut-
schen Hauptleuten gemacht, welche Nachts durch die Stra-
ßen ritten und die Ordnung handhabten. 2

Die Anführer lagen in dem Vatican: der Prinz von
Oranien hatte die Zimmer des Papstes inne. Ein Jeder
hatte seine Pferde so nah wie möglich bei sich, damit sie
ihm nicht gestohlen würden.

Auch der Vicekönig war nach Rom gekommen, und hatte
die alten Unterhandlungen wieder angeknüpft. Eine Zeitlang
hoffte der Papst auf Entsatz: der Herzog von Urbino erschien

1 Reisner: wahrhaftiger Bericht. Noch viel stärkere Expecto-
rationen Grünewalds wider den Papst, der gegen Gottes Wort ge-
handelt, erzählt Cochläus und wiederholt Rainaldus aus demselben.
2 Alosis Romae bei Hofmann nova collectio p. 535. Die
Deutschen wollten den Spaniern ihre Schandthaten z. B. an 10jäh-
rigen Mädchen nicht gestatten; die Spanier verboten den Deutschen
dagegen die Verspottung der Priester, die sie für eine der größten
Gottlosigkeiten erklärten.

Eroberung von Rom.
denn Soldatenreichthum und Pfaffengut gehe alles denſel-
ben Weg. Nehmt nur, rief er aus, raubt nur, ihr
müßt doch alles wieder fahren laſſen. Ihre evangeliſche
Meinung entlud ſich in Scherzen. Knechte, als Cardinäle
verkleidet, einen Doppelſöldner als Papſt mit der dreifa-
chen Krone in der Mitte, ſo ritten ſie in feſtlichem Zug
durch die Stadt, von Trabanten umgeben; vor dem Ca-
ſtell von S. Angelo hielten ſie ſtill: der vermeinte Papſt
gab den Cardinälen, ein großes Baßglas ſchwingend, ſei-
nen Segen: dann hielten ſie Conſiſtorium und gelobten,
ſich in Zukunft beſſer zum römiſchen Reich zu halten: Lu-
ther, dem wollten ſie das Papſtthum ſchenken. 1

Zuweilen brach Zwietracht zwiſchen den Nationen aus:
dann ward ein Ausſchuß von drei ſpaniſchen und drei deut-
ſchen Hauptleuten gemacht, welche Nachts durch die Stra-
ßen ritten und die Ordnung handhabten. 2

Die Anführer lagen in dem Vatican: der Prinz von
Oranien hatte die Zimmer des Papſtes inne. Ein Jeder
hatte ſeine Pferde ſo nah wie möglich bei ſich, damit ſie
ihm nicht geſtohlen würden.

Auch der Vicekönig war nach Rom gekommen, und hatte
die alten Unterhandlungen wieder angeknüpft. Eine Zeitlang
hoffte der Papſt auf Entſatz: der Herzog von Urbino erſchien

1 Reisner: wahrhaftiger Bericht. Noch viel ſtaͤrkere Expecto-
rationen Gruͤnewalds wider den Papſt, der gegen Gottes Wort ge-
handelt, erzaͤhlt Cochlaͤus und wiederholt Rainaldus aus demſelben.
2 Ἅλωσις Romae bei Hofmann nova collectio p. 535. Die
Deutſchen wollten den Spaniern ihre Schandthaten z. B. an 10jaͤh-
rigen Maͤdchen nicht geſtatten; die Spanier verboten den Deutſchen
dagegen die Verſpottung der Prieſter, die ſie fuͤr eine der groͤßten
Gottloſigkeiten erklaͤrten.
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[399/0409] Eroberung von Rom. denn Soldatenreichthum und Pfaffengut gehe alles denſel- ben Weg. Nehmt nur, rief er aus, raubt nur, ihr müßt doch alles wieder fahren laſſen. Ihre evangeliſche Meinung entlud ſich in Scherzen. Knechte, als Cardinäle verkleidet, einen Doppelſöldner als Papſt mit der dreifa- chen Krone in der Mitte, ſo ritten ſie in feſtlichem Zug durch die Stadt, von Trabanten umgeben; vor dem Ca- ſtell von S. Angelo hielten ſie ſtill: der vermeinte Papſt gab den Cardinälen, ein großes Baßglas ſchwingend, ſei- nen Segen: dann hielten ſie Conſiſtorium und gelobten, ſich in Zukunft beſſer zum römiſchen Reich zu halten: Lu- ther, dem wollten ſie das Papſtthum ſchenken. 1 Zuweilen brach Zwietracht zwiſchen den Nationen aus: dann ward ein Ausſchuß von drei ſpaniſchen und drei deut- ſchen Hauptleuten gemacht, welche Nachts durch die Stra- ßen ritten und die Ordnung handhabten. 2 Die Anführer lagen in dem Vatican: der Prinz von Oranien hatte die Zimmer des Papſtes inne. Ein Jeder hatte ſeine Pferde ſo nah wie möglich bei ſich, damit ſie ihm nicht geſtohlen würden. Auch der Vicekönig war nach Rom gekommen, und hatte die alten Unterhandlungen wieder angeknüpft. Eine Zeitlang hoffte der Papſt auf Entſatz: der Herzog von Urbino erſchien 1 Reisner: wahrhaftiger Bericht. Noch viel ſtaͤrkere Expecto- rationen Gruͤnewalds wider den Papſt, der gegen Gottes Wort ge- handelt, erzaͤhlt Cochlaͤus und wiederholt Rainaldus aus demſelben. 2 Ἅλωσις Romae bei Hofmann nova collectio p. 535. Die Deutſchen wollten den Spaniern ihre Schandthaten z. B. an 10jaͤh- rigen Maͤdchen nicht geſtatten; die Spanier verboten den Deutſchen dagegen die Verſpottung der Prieſter, die ſie fuͤr eine der groͤßten Gottloſigkeiten erklaͤrten.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/409>, abgerufen am 27.11.2024.