Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Eroberung von Rom. mens nicht alle Möglichkeiten benutzte um dieß Unwetterzu beschwören, hätte er sich nicht im Grunde immer für den stärkeren gehalten. In Neapel hatte er Fortschritte gemacht, in der Lombardei nichts verloren; daß der Feind so ungehindert vorrückte, davon maß er die Schuld sich selbst bei, dem Stillstand den er geschlossen, und der seine Verbündeten irre gemacht habe; jetzt nachdem er diesen zurückgenommen, die Liga erneuert hatte, zweifelte er nicht, daß das Heer derselben, das schon in Toscana stand, ihm noch zur rechten Zeit zu Hülfe kommen würde: bis da- hin meinte er sollte es auch in Rom keine Gefahr haben: die Mauern waren mit Kanonen besetzt, 5000 Hakenschützen geworben: dem nemlichen Hauptmann, der vor drei Jahren den nemlichen Anführer und ein gleiches Heer so glück- lich von Marseille abgewehrt hatte, war die Vertheidigung von Rom übertragen. Das mußte sich nun eben zeigen. Auch Bourbon In der Nacht zum 6ten Mai bereitete sich alles zum Eroberung von Rom. mens nicht alle Möglichkeiten benutzte um dieß Unwetterzu beſchwören, hätte er ſich nicht im Grunde immer für den ſtärkeren gehalten. In Neapel hatte er Fortſchritte gemacht, in der Lombardei nichts verloren; daß der Feind ſo ungehindert vorrückte, davon maß er die Schuld ſich ſelbſt bei, dem Stillſtand den er geſchloſſen, und der ſeine Verbündeten irre gemacht habe; jetzt nachdem er dieſen zurückgenommen, die Liga erneuert hatte, zweifelte er nicht, daß das Heer derſelben, das ſchon in Toscana ſtand, ihm noch zur rechten Zeit zu Hülfe kommen würde: bis da- hin meinte er ſollte es auch in Rom keine Gefahr haben: die Mauern waren mit Kanonen beſetzt, 5000 Hakenſchützen geworben: dem nemlichen Hauptmann, der vor drei Jahren den nemlichen Anführer und ein gleiches Heer ſo glück- lich von Marſeille abgewehrt hatte, war die Vertheidigung von Rom übertragen. Das mußte ſich nun eben zeigen. Auch Bourbon In der Nacht zum 6ten Mai bereitete ſich alles zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0403" n="393"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Eroberung von Rom</hi>.</fw><lb/> mens nicht alle Möglichkeiten benutzte um dieß Unwetter<lb/> zu beſchwören, hätte er ſich nicht im Grunde immer für<lb/> den ſtärkeren gehalten. In Neapel hatte er Fortſchritte<lb/> gemacht, in der Lombardei nichts verloren; daß der Feind<lb/> ſo ungehindert vorrückte, davon maß er die Schuld ſich<lb/> ſelbſt bei, dem Stillſtand den er geſchloſſen, und der ſeine<lb/> Verbündeten irre gemacht habe; jetzt nachdem er dieſen<lb/> zurückgenommen, die Liga erneuert hatte, zweifelte er nicht,<lb/> daß das Heer derſelben, das ſchon in Toscana ſtand, ihm<lb/> noch zur rechten Zeit zu Hülfe kommen würde: bis da-<lb/> hin meinte er ſollte es auch in Rom keine Gefahr haben:<lb/> die Mauern waren mit Kanonen beſetzt, 5000 Hakenſchützen<lb/> geworben: dem nemlichen Hauptmann, der vor drei Jahren<lb/> den nemlichen Anführer und ein gleiches Heer ſo glück-<lb/> lich von Marſeille abgewehrt hatte, war die Vertheidigung<lb/> von Rom übertragen.</p><lb/> <p>Das mußte ſich nun eben zeigen. Auch Bourbon<lb/> ſah ſehr wohl, daß er ſich von dem wohlangeführten Feinde<lb/> der hinter ihm herzog, nicht durfte vor den Mauern tref-<lb/> fen laſſen: er hätte noch am Abend angegriffen, hätte man<lb/> ihm nicht die Nothwendigkeit vorgeſtellt, ſich doch noch<lb/> mit einigen Sturmleitern zu verſehen.</p><lb/> <p>In der Nacht zum 6ten Mai bereitete ſich alles zum<lb/> Sturme auf Rom. Man beichtete und machte ſein Teſta-<lb/> ment. Auch Bourbon gab ſeinem Beichtvater einige Auf-<lb/> träge, die uns ungefähr den Ideenkreis zeigen, in dem er<lb/> lebte. Er erinnerte den Kaiſer: erſtens in Zukunft ſeine<lb/> Truppen zu befriedigen, vor allem die Deutſchen, ohne<lb/> welche er Italien nicht in Zaum halten könne: ſodann ſich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0403]
Eroberung von Rom.
mens nicht alle Möglichkeiten benutzte um dieß Unwetter
zu beſchwören, hätte er ſich nicht im Grunde immer für
den ſtärkeren gehalten. In Neapel hatte er Fortſchritte
gemacht, in der Lombardei nichts verloren; daß der Feind
ſo ungehindert vorrückte, davon maß er die Schuld ſich
ſelbſt bei, dem Stillſtand den er geſchloſſen, und der ſeine
Verbündeten irre gemacht habe; jetzt nachdem er dieſen
zurückgenommen, die Liga erneuert hatte, zweifelte er nicht,
daß das Heer derſelben, das ſchon in Toscana ſtand, ihm
noch zur rechten Zeit zu Hülfe kommen würde: bis da-
hin meinte er ſollte es auch in Rom keine Gefahr haben:
die Mauern waren mit Kanonen beſetzt, 5000 Hakenſchützen
geworben: dem nemlichen Hauptmann, der vor drei Jahren
den nemlichen Anführer und ein gleiches Heer ſo glück-
lich von Marſeille abgewehrt hatte, war die Vertheidigung
von Rom übertragen.
Das mußte ſich nun eben zeigen. Auch Bourbon
ſah ſehr wohl, daß er ſich von dem wohlangeführten Feinde
der hinter ihm herzog, nicht durfte vor den Mauern tref-
fen laſſen: er hätte noch am Abend angegriffen, hätte man
ihm nicht die Nothwendigkeit vorgeſtellt, ſich doch noch
mit einigen Sturmleitern zu verſehen.
In der Nacht zum 6ten Mai bereitete ſich alles zum
Sturme auf Rom. Man beichtete und machte ſein Teſta-
ment. Auch Bourbon gab ſeinem Beichtvater einige Auf-
träge, die uns ungefähr den Ideenkreis zeigen, in dem er
lebte. Er erinnerte den Kaiſer: erſtens in Zukunft ſeine
Truppen zu befriedigen, vor allem die Deutſchen, ohne
welche er Italien nicht in Zaum halten könne: ſodann ſich
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