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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Drittes Capitel.
die ganze Welt und seine eigne Seele in die Hände des
Kaisers gegeben haben. 1 Allein ganz anders lauten die Wei-
sungen Carls an seine Generale. Lannoy ward im Februar
ermahnt, sich nur durch keinen Vertrag täuschen zu lassen:
wenn er auf der einen Seite die Colonnesen unterstütze,
und dann auf der andern Bourbon mit dem deutschen
Heere heranrücke, so könne man zu vielen großen und gu-
ten Dingen gelangen. "Wir sehen wohl," schrieb er, "sie
werden (in Rom) nicht gut thun, wenn sie nicht wohl
gestriegelt werden. Es wird nöthig seyn aus fremdem
Leder Riemen zu schneiden d. i. Geld zur Bezahlung un-
serer Armee aufzubringen: da wo es am nächsten liegt:
man muß dabei Florenz nicht vergessen, das auch eine derbe
Züchtigung verdient hat." 2 Ungefähr dieselben Meinun-
gen sind das, wie die, welche im Heere herrschten. Nicht
anders lauten die Briefe an Bourbon. Er weist ihn
an, alles zu thun um die Kriegsrechnung abzumachen:
"ihr seht, das Spiel dauert lang, ihr werdet nichts ver-
säumen um es zu endigen." 3 Es ist wahr, er brach die
Unterhandlungen nicht ab, er fertigte sogar eine Ratifica-
tion des Stillstandes, eine Vollmacht für den Frieden aus:
allein er befahl zugleich dem Vicekönig, die Ratification nur
in dem Falle auszuantworten, daß indeß das Heer keine Än-
derung bewirkt, keinen bessern Vertrag möglich gemacht
habe. Seine Instructionen konnten bei seiner Entfernung
nur sehr spät eintreffen, nur im Allgemeinen wirken. Aber

1 Instruttione a Farnese Päpste Bd III, Anh. p. 36.
2 Excerpte bei Bucholtz III, 57.
3 14 Febr. und 31 März. Bei Bucholtz III, 66.

Viertes Buch. Drittes Capitel.
die ganze Welt und ſeine eigne Seele in die Hände des
Kaiſers gegeben haben. 1 Allein ganz anders lauten die Wei-
ſungen Carls an ſeine Generale. Lannoy ward im Februar
ermahnt, ſich nur durch keinen Vertrag täuſchen zu laſſen:
wenn er auf der einen Seite die Colonneſen unterſtütze,
und dann auf der andern Bourbon mit dem deutſchen
Heere heranrücke, ſo könne man zu vielen großen und gu-
ten Dingen gelangen. „Wir ſehen wohl,“ ſchrieb er, „ſie
werden (in Rom) nicht gut thun, wenn ſie nicht wohl
geſtriegelt werden. Es wird nöthig ſeyn aus fremdem
Leder Riemen zu ſchneiden d. i. Geld zur Bezahlung un-
ſerer Armee aufzubringen: da wo es am nächſten liegt:
man muß dabei Florenz nicht vergeſſen, das auch eine derbe
Züchtigung verdient hat.“ 2 Ungefähr dieſelben Meinun-
gen ſind das, wie die, welche im Heere herrſchten. Nicht
anders lauten die Briefe an Bourbon. Er weiſt ihn
an, alles zu thun um die Kriegsrechnung abzumachen:
„ihr ſeht, das Spiel dauert lang, ihr werdet nichts ver-
ſäumen um es zu endigen.“ 3 Es iſt wahr, er brach die
Unterhandlungen nicht ab, er fertigte ſogar eine Ratifica-
tion des Stillſtandes, eine Vollmacht für den Frieden aus:
allein er befahl zugleich dem Vicekönig, die Ratification nur
in dem Falle auszuantworten, daß indeß das Heer keine Än-
derung bewirkt, keinen beſſern Vertrag möglich gemacht
habe. Seine Inſtructionen konnten bei ſeiner Entfernung
nur ſehr ſpät eintreffen, nur im Allgemeinen wirken. Aber

1 Instruttione a Farnese Paͤpſte Bd III, Anh. p. 36.
2 Excerpte bei Bucholtz III, 57.
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[390/0400] Viertes Buch. Drittes Capitel. die ganze Welt und ſeine eigne Seele in die Hände des Kaiſers gegeben haben. 1 Allein ganz anders lauten die Wei- ſungen Carls an ſeine Generale. Lannoy ward im Februar ermahnt, ſich nur durch keinen Vertrag täuſchen zu laſſen: wenn er auf der einen Seite die Colonneſen unterſtütze, und dann auf der andern Bourbon mit dem deutſchen Heere heranrücke, ſo könne man zu vielen großen und gu- ten Dingen gelangen. „Wir ſehen wohl,“ ſchrieb er, „ſie werden (in Rom) nicht gut thun, wenn ſie nicht wohl geſtriegelt werden. Es wird nöthig ſeyn aus fremdem Leder Riemen zu ſchneiden d. i. Geld zur Bezahlung un- ſerer Armee aufzubringen: da wo es am nächſten liegt: man muß dabei Florenz nicht vergeſſen, das auch eine derbe Züchtigung verdient hat.“ 2 Ungefähr dieſelben Meinun- gen ſind das, wie die, welche im Heere herrſchten. Nicht anders lauten die Briefe an Bourbon. Er weiſt ihn an, alles zu thun um die Kriegsrechnung abzumachen: „ihr ſeht, das Spiel dauert lang, ihr werdet nichts ver- ſäumen um es zu endigen.“ 3 Es iſt wahr, er brach die Unterhandlungen nicht ab, er fertigte ſogar eine Ratifica- tion des Stillſtandes, eine Vollmacht für den Frieden aus: allein er befahl zugleich dem Vicekönig, die Ratification nur in dem Falle auszuantworten, daß indeß das Heer keine Än- derung bewirkt, keinen beſſern Vertrag möglich gemacht habe. Seine Inſtructionen konnten bei ſeiner Entfernung nur ſehr ſpät eintreffen, nur im Allgemeinen wirken. Aber 1 Instruttione a Farnese Paͤpſte Bd III, Anh. p. 36. 2 Excerpte bei Bucholtz III, 57. 3 14 Febr. und 31 Maͤrz. Bei Bucholtz III, 66.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/400>, abgerufen am 27.11.2024.