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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Empörung im Lager.
das war alles Deutsch was sie konnten, es war wie der
Naturlaut dieses Aufruhrs. Frundsberg glaubte doch noch
nichts fürchten zu müssen: er traute sich noch zu, seine
Landsknechte in Güte zu beschwichtigen. Er ließ die Trom-
meln gehn, einen Ring schließen, und hatte das Herz, mit
dem Prinzen von Oranien, der dem Heere aus Deutsch-
land nachgekommen, und den vornehmsten Hauptleuten in
dessen Mitte zu treten: er glaubte noch durch vernünftige
Worte etwas auszurichten. Er stellte ihnen vor, wie er
bisher für sie gesorgt, 1 sie in guten und bösen Tagen
nicht verlassen: so wolle er auch künftig bei den from-
men Landsknechten thun: ihr gegenseitiger Schwur sey, bei
einander zu genesen und zu sterben, bis sie alle bezahlt
und befriedigt worden; den denke er zu halten: den Feind
des Kaisers, den Anfänger des Krieges wolle er mit ihnen
überziehen. 2 Allein es liegt etwas Irrationales in der
gewaltsamen Forderung vereinigter Massen: ihrem Unge-
stüm wird durch keine Gründe Einhalt gethan; der ver-
nünftigen Anrede des Hauptmanns, den ein jeder Ein-
zelne doch verehrte und liebte, antworteten sie mit dem Ge-
schrei Geld Geld, das sich brüllend durch ihre Glieder
wälzte: sie senkten die Spieße wider die Obersten in ihrer
Mitte als wollten sie sie alle durchbohren. Dem alten

1 In einem frühern Schreiben aus dem Heer heißt es: "die
Knecht sind vast wohl mit im zufrieden: -- er ritt auch unter ihnen
um wie ein Held, und ist allweg der fördriste beim Haufen." Wit-
tenbach 4ten Febr. 27 in Hormayrs Östreich. Plutarch XIII, 112.
2 Reisner: Frundsberge 104. (Bartholds Frundsberg setze ich
voraus.) Wahrhaftiger und kurzer Bericht bei Buder p. 536 und
bei Goldast Politische Reichshändel p. 443; es finden sich einige
kleine Differenzen, die sich schwer werden ausgleichen lassen.
Ranke d. Gesch. II. 25

Empoͤrung im Lager.
das war alles Deutſch was ſie konnten, es war wie der
Naturlaut dieſes Aufruhrs. Frundsberg glaubte doch noch
nichts fürchten zu müſſen: er traute ſich noch zu, ſeine
Landsknechte in Güte zu beſchwichtigen. Er ließ die Trom-
meln gehn, einen Ring ſchließen, und hatte das Herz, mit
dem Prinzen von Oranien, der dem Heere aus Deutſch-
land nachgekommen, und den vornehmſten Hauptleuten in
deſſen Mitte zu treten: er glaubte noch durch vernünftige
Worte etwas auszurichten. Er ſtellte ihnen vor, wie er
bisher für ſie geſorgt, 1 ſie in guten und böſen Tagen
nicht verlaſſen: ſo wolle er auch künftig bei den from-
men Landsknechten thun: ihr gegenſeitiger Schwur ſey, bei
einander zu geneſen und zu ſterben, bis ſie alle bezahlt
und befriedigt worden; den denke er zu halten: den Feind
des Kaiſers, den Anfänger des Krieges wolle er mit ihnen
überziehen. 2 Allein es liegt etwas Irrationales in der
gewaltſamen Forderung vereinigter Maſſen: ihrem Unge-
ſtüm wird durch keine Gründe Einhalt gethan; der ver-
nünftigen Anrede des Hauptmanns, den ein jeder Ein-
zelne doch verehrte und liebte, antworteten ſie mit dem Ge-
ſchrei Geld Geld, das ſich brüllend durch ihre Glieder
wälzte: ſie ſenkten die Spieße wider die Oberſten in ihrer
Mitte als wollten ſie ſie alle durchbohren. Dem alten

1 In einem fruͤhern Schreiben aus dem Heer heißt es: „die
Knecht ſind vaſt wohl mit im zufrieden: — er ritt auch unter ihnen
um wie ein Held, und iſt allweg der foͤrdriſte beim Haufen.“ Wit-
tenbach 4ten Febr. 27 in Hormayrs Oͤſtreich. Plutarch XIII, 112.
2 Reisner: Frundsberge 104. (Bartholds Frundsberg ſetze ich
voraus.) Wahrhaftiger und kurzer Bericht bei Buder p. 536 und
bei Goldaſt Politiſche Reichshaͤndel p. 443; es finden ſich einige
kleine Differenzen, die ſich ſchwer werden ausgleichen laſſen.
Ranke d. Geſch. II. 25
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[385/0395] Empoͤrung im Lager. das war alles Deutſch was ſie konnten, es war wie der Naturlaut dieſes Aufruhrs. Frundsberg glaubte doch noch nichts fürchten zu müſſen: er traute ſich noch zu, ſeine Landsknechte in Güte zu beſchwichtigen. Er ließ die Trom- meln gehn, einen Ring ſchließen, und hatte das Herz, mit dem Prinzen von Oranien, der dem Heere aus Deutſch- land nachgekommen, und den vornehmſten Hauptleuten in deſſen Mitte zu treten: er glaubte noch durch vernünftige Worte etwas auszurichten. Er ſtellte ihnen vor, wie er bisher für ſie geſorgt, 1 ſie in guten und böſen Tagen nicht verlaſſen: ſo wolle er auch künftig bei den from- men Landsknechten thun: ihr gegenſeitiger Schwur ſey, bei einander zu geneſen und zu ſterben, bis ſie alle bezahlt und befriedigt worden; den denke er zu halten: den Feind des Kaiſers, den Anfänger des Krieges wolle er mit ihnen überziehen. 2 Allein es liegt etwas Irrationales in der gewaltſamen Forderung vereinigter Maſſen: ihrem Unge- ſtüm wird durch keine Gründe Einhalt gethan; der ver- nünftigen Anrede des Hauptmanns, den ein jeder Ein- zelne doch verehrte und liebte, antworteten ſie mit dem Ge- ſchrei Geld Geld, das ſich brüllend durch ihre Glieder wälzte: ſie ſenkten die Spieße wider die Oberſten in ihrer Mitte als wollten ſie ſie alle durchbohren. Dem alten 1 In einem fruͤhern Schreiben aus dem Heer heißt es: „die Knecht ſind vaſt wohl mit im zufrieden: — er ritt auch unter ihnen um wie ein Held, und iſt allweg der foͤrdriſte beim Haufen.“ Wit- tenbach 4ten Febr. 27 in Hormayrs Oͤſtreich. Plutarch XIII, 112. 2 Reisner: Frundsberge 104. (Bartholds Frundsberg ſetze ich voraus.) Wahrhaftiger und kurzer Bericht bei Buder p. 536 und bei Goldaſt Politiſche Reichshaͤndel p. 443; es finden ſich einige kleine Differenzen, die ſich ſchwer werden ausgleichen laſſen. Ranke d. Geſch. II. 25

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/395>, abgerufen am 25.11.2024.