Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Viertes Buch. Drittes Capitel. Po: das rechte Ufer aufwärts nach der Trebbia: am 28stenDez. langte er in der Gegend von Piacenza an. "Hier sind wir," schrieb er dann an Bourbon: "über die hohen Gebirge und tiefen Wasser, mitten durch die Feinde, in Hunger und Mangel und Armuth sind wir glücklich ange- langt. Was sollen wir thun?" Bourbon brauchte noch den ganzen Januar, um Mai- gehabt, so wollt ich mit der Hülfe Gottes kaiserlicher Mt und fürst- licher Durchlaucht nicht ein klein Ehr eingelegt haben. Ihr mügt enndlich glauben, daß ich mein Lebtag heftigern Abzug nicht gesehn habe." Den Feinden wurden 500 Pferde erschossen. 1 Frundsberg war sehr mißvergnügt daß man ihn so lange
aufziehe. Er vermuthet schon Verrätherei: was man ihm sagt glaubt er wie St. Thomas. Schreiben a. a. O. 430. Viertes Buch. Drittes Capitel. Po: das rechte Ufer aufwärts nach der Trebbia: am 28ſtenDez. langte er in der Gegend von Piacenza an. „Hier ſind wir,“ ſchrieb er dann an Bourbon: „über die hohen Gebirge und tiefen Waſſer, mitten durch die Feinde, in Hunger und Mangel und Armuth ſind wir glücklich ange- langt. Was ſollen wir thun?“ Bourbon brauchte noch den ganzen Januar, um Mai- gehabt, ſo wollt ich mit der Huͤlfe Gottes kaiſerlicher Mt und fuͤrſt- licher Durchlaucht nicht ein klein Ehr eingelegt haben. Ihr muͤgt enndlich glauben, daß ich mein Lebtag heftigern Abzug nicht geſehn habe.“ Den Feinden wurden 500 Pferde erſchoſſen. 1 Frundsberg war ſehr mißvergnuͤgt daß man ihn ſo lange
aufziehe. Er vermuthet ſchon Verraͤtherei: was man ihm ſagt glaubt er wie St. Thomas. Schreiben a. a. O. 430. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0392" n="382"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Drittes Capitel</hi>.</fw><lb/> Po: das rechte Ufer aufwärts nach der Trebbia: am 28ſten<lb/> Dez. langte er in der Gegend von Piacenza an. „Hier<lb/> ſind wir,“ ſchrieb er dann an Bourbon: „über die hohen<lb/> Gebirge und tiefen Waſſer, mitten durch die Feinde, in<lb/> Hunger und Mangel und Armuth ſind wir glücklich ange-<lb/> langt. Was ſollen wir thun?“</p><lb/> <p>Bourbon brauchte noch den ganzen Januar, um Mai-<lb/> land ſo weit zu beruhigen, daß er es mit einer gewiſſen<lb/> Sicherheit einem Theile ſeiner Truppen anvertrauen, und<lb/> mit dem andern ſich mit den Deutſchen verbinden konnte.<lb/> Am 12ten Februar geſchah die Vereinigung bei Firenzuola. <note place="foot" n="1">Frundsberg war ſehr mißvergnuͤgt daß man ihn ſo lange<lb/> aufziehe. Er vermuthet ſchon Verraͤtherei: was man ihm ſagt glaubt<lb/> er wie St. Thomas. Schreiben a. a. O. 430.</note><lb/> Was ſie thun ſollten konnte ihnen keinen Augenblick zweifel-<lb/> haft ſeyn. Die Geſinnung Frundsbergs kennen wir. Auch<lb/> von Bourbon kann man ſich nicht wundern wenn er jetzt<lb/> vor allen andern Menſchen den Papſt haßte: — daß er<lb/> Herzog von Mailand werden ſolle, war die Forderung des<lb/> Kaiſers, an der bisher alle Unterhandlungen geſcheitert wa-<lb/> ren, die Clemens nie hatte bewilligen wollen. Ihr ein-<lb/> ziger Verbündeter in Italien war der Herzog von Ferrara,<lb/> der dem Papſt einen nicht geringern Haß widmete: von Cle-<lb/> mens wie von Leo war er unaufhörlich ſelbſt in ſeinem an-<lb/> geſtammten Erbe bedroht worden: er unterſtützte das Heer<lb/> auf dem Marſch, und forderte die Anführer auf, nur kei-<lb/><note xml:id="seg2pn_39_2" prev="#seg2pn_39_1" place="foot" n="2">gehabt, ſo wollt ich mit der Huͤlfe Gottes kaiſerlicher Mt und fuͤrſt-<lb/> licher Durchlaucht nicht ein klein Ehr eingelegt haben. Ihr muͤgt<lb/> enndlich glauben, daß ich mein Lebtag heftigern Abzug nicht geſehn<lb/> habe.“ Den Feinden wurden 500 Pferde erſchoſſen.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [382/0392]
Viertes Buch. Drittes Capitel.
Po: das rechte Ufer aufwärts nach der Trebbia: am 28ſten
Dez. langte er in der Gegend von Piacenza an. „Hier
ſind wir,“ ſchrieb er dann an Bourbon: „über die hohen
Gebirge und tiefen Waſſer, mitten durch die Feinde, in
Hunger und Mangel und Armuth ſind wir glücklich ange-
langt. Was ſollen wir thun?“
Bourbon brauchte noch den ganzen Januar, um Mai-
land ſo weit zu beruhigen, daß er es mit einer gewiſſen
Sicherheit einem Theile ſeiner Truppen anvertrauen, und
mit dem andern ſich mit den Deutſchen verbinden konnte.
Am 12ten Februar geſchah die Vereinigung bei Firenzuola. 1
Was ſie thun ſollten konnte ihnen keinen Augenblick zweifel-
haft ſeyn. Die Geſinnung Frundsbergs kennen wir. Auch
von Bourbon kann man ſich nicht wundern wenn er jetzt
vor allen andern Menſchen den Papſt haßte: — daß er
Herzog von Mailand werden ſolle, war die Forderung des
Kaiſers, an der bisher alle Unterhandlungen geſcheitert wa-
ren, die Clemens nie hatte bewilligen wollen. Ihr ein-
ziger Verbündeter in Italien war der Herzog von Ferrara,
der dem Papſt einen nicht geringern Haß widmete: von Cle-
mens wie von Leo war er unaufhörlich ſelbſt in ſeinem an-
geſtammten Erbe bedroht worden: er unterſtützte das Heer
auf dem Marſch, und forderte die Anführer auf, nur kei-
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1 Frundsberg war ſehr mißvergnuͤgt daß man ihn ſo lange
aufziehe. Er vermuthet ſchon Verraͤtherei: was man ihm ſagt glaubt
er wie St. Thomas. Schreiben a. a. O. 430.
2 gehabt, ſo wollt ich mit der Huͤlfe Gottes kaiſerlicher Mt und fuͤrſt-
licher Durchlaucht nicht ein klein Ehr eingelegt haben. Ihr muͤgt
enndlich glauben, daß ich mein Lebtag heftigern Abzug nicht geſehn
habe.“ Den Feinden wurden 500 Pferde erſchoſſen.
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