Allein auch dem Kaiser standen, und zwar zunächst in Italien selbst, Kräfte des Widerstandes und der Vergel- tung zu Gebote.
Als er dem Papst im Juni noch einmal Frieden an- bieten ließ, beauftragte er zugleich seinen Bevollmächtigten Ugo Moncada, im Fall er eine abschlägliche Antwort be- komme, Mittel zu ergreifen um die Macht des Feindes von Mailand abzulenken. 1 Nicht sehr schwer war das auszurichten. Der Staat, die Stadt, ja der Pallast war mit Kaiserlich-gesinnten erfüllt. Als der kaiserliche Bot- schafter, Herzog von Sessa von der letzten vergeblichen Au- dienz nach Hause ritt, nahm er einen Narren hinter sich aufs Pferd, der durch tausend Possen dem Volke zu ver- stehen gab, man mache sich nichts daraus. 2 In den Häu- sern der Colonnas unter den Augen des Papstes hielten seine offenbaren Feinde Zusammenkünfte. Um dann die Absicht des Kaisers zu vollführen, giengen sie mit einer ich möchte sagen groben Verschlagenheit zu Werke. Sie fiengen an den neapolitanischen Grenzen im Gebiet der Colonnas Rü- stungen an: auch der Papst rüstete. Dann erboten sie sich zu einem Vertrag: Clemens ließ sich darauf ein, und war nun so unbesorgt, daß er eine große Zahl seiner Truppen in Rom abdankte. Aber eben dieß war es, was sie erwar- teten. Nachdem sie ihn sicher gemacht, entschlossen sie sich ihn zu überfallen. Der kriegerische Cardinal Pompeo Co- lonna, ein Mann, der einst seine Stola zerrissen, um eine Streitsache im Zweikampfe auszumachen, der immer eine
1 Schreiben Carls bei Bucholtz III, 52.
2 Albert da Carpi an Franz I. Molini Documente I, 205.
Uͤberfall der Colonna’s.
Allein auch dem Kaiſer ſtanden, und zwar zunächſt in Italien ſelbſt, Kräfte des Widerſtandes und der Vergel- tung zu Gebote.
Als er dem Papſt im Juni noch einmal Frieden an- bieten ließ, beauftragte er zugleich ſeinen Bevollmächtigten Ugo Moncada, im Fall er eine abſchlägliche Antwort be- komme, Mittel zu ergreifen um die Macht des Feindes von Mailand abzulenken. 1 Nicht ſehr ſchwer war das auszurichten. Der Staat, die Stadt, ja der Pallaſt war mit Kaiſerlich-geſinnten erfüllt. Als der kaiſerliche Bot- ſchafter, Herzog von Seſſa von der letzten vergeblichen Au- dienz nach Hauſe ritt, nahm er einen Narren hinter ſich aufs Pferd, der durch tauſend Poſſen dem Volke zu ver- ſtehen gab, man mache ſich nichts daraus. 2 In den Häu- ſern der Colonnas unter den Augen des Papſtes hielten ſeine offenbaren Feinde Zuſammenkünfte. Um dann die Abſicht des Kaiſers zu vollführen, giengen ſie mit einer ich möchte ſagen groben Verſchlagenheit zu Werke. Sie fiengen an den neapolitaniſchen Grenzen im Gebiet der Colonnas Rü- ſtungen an: auch der Papſt rüſtete. Dann erboten ſie ſich zu einem Vertrag: Clemens ließ ſich darauf ein, und war nun ſo unbeſorgt, daß er eine große Zahl ſeiner Truppen in Rom abdankte. Aber eben dieß war es, was ſie erwar- teten. Nachdem ſie ihn ſicher gemacht, entſchloſſen ſie ſich ihn zu überfallen. Der kriegeriſche Cardinal Pompeo Co- lonna, ein Mann, der einſt ſeine Stola zerriſſen, um eine Streitſache im Zweikampfe auszumachen, der immer eine
1 Schreiben Carls bei Bucholtz III, 52.
2 Albert da Carpi an Franz I. Molini Documente I, 205.
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Uͤberfall der Colonna’s.
Allein auch dem Kaiſer ſtanden, und zwar zunächſt
in Italien ſelbſt, Kräfte des Widerſtandes und der Vergel-
tung zu Gebote.
Als er dem Papſt im Juni noch einmal Frieden an-
bieten ließ, beauftragte er zugleich ſeinen Bevollmächtigten
Ugo Moncada, im Fall er eine abſchlägliche Antwort be-
komme, Mittel zu ergreifen um die Macht des Feindes
von Mailand abzulenken. 1 Nicht ſehr ſchwer war das
auszurichten. Der Staat, die Stadt, ja der Pallaſt war
mit Kaiſerlich-geſinnten erfüllt. Als der kaiſerliche Bot-
ſchafter, Herzog von Seſſa von der letzten vergeblichen Au-
dienz nach Hauſe ritt, nahm er einen Narren hinter ſich
aufs Pferd, der durch tauſend Poſſen dem Volke zu ver-
ſtehen gab, man mache ſich nichts daraus. 2 In den Häu-
ſern der Colonnas unter den Augen des Papſtes hielten
ſeine offenbaren Feinde Zuſammenkünfte. Um dann die Abſicht
des Kaiſers zu vollführen, giengen ſie mit einer ich möchte
ſagen groben Verſchlagenheit zu Werke. Sie fiengen an
den neapolitaniſchen Grenzen im Gebiet der Colonnas Rü-
ſtungen an: auch der Papſt rüſtete. Dann erboten ſie ſich
zu einem Vertrag: Clemens ließ ſich darauf ein, und war
nun ſo unbeſorgt, daß er eine große Zahl ſeiner Truppen in
Rom abdankte. Aber eben dieß war es, was ſie erwar-
teten. Nachdem ſie ihn ſicher gemacht, entſchloſſen ſie ſich
ihn zu überfallen. Der kriegeriſche Cardinal Pompeo Co-
lonna, ein Mann, der einſt ſeine Stola zerriſſen, um eine
Streitſache im Zweikampfe auszumachen, der immer eine
1 Schreiben Carls bei Bucholtz III, 52.
2 Albert da Carpi an Franz I. Molini Documente I, 205.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/383>, abgerufen am 25.11.2024.
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