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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Reichstag zu Speier 1526.
Interesse zu werden versprach. Ohne Zweifel würde der
Entwurf vielen Widerspruch erfahren haben, wie sich denn
die Evangelisch-gesinnten gegen die vier Sacramente erklär-
ten, von denen nichts in der Schrift stehe: 1 selbst die Ka-
tholiken aber waren noch nicht zufrieden gestellt: -- unter
andern bemerkt Herzog Georg, daß die schlimmsten Miß-
bräuche noch nicht berührt seyen: der Ursprung alles Übels
liege in dem bösen Eingang der Prälaten, mit Hülfe mächti-
ger Verwandten, durch die rechte Thüre oder die unrechte: --
genug, es würde die lebhaftesten Debatten gegeben haben: 2
aber es ist kein Grund, zu zweifeln, daß sich eine Majo-
rität gebildet, und definitive, für das ganze Reich verbind-
liche Beschlüsse gefaßt haben würde.

Es war wieder ein Moment wie vor zwei Jahren,
als man sich zu jener Nationalversammlung vorbereitete.
Man hatte es jetzt schwerer als damals, da sich seitdem
zu beiden Seiten autonome Bildungen festzusetzen angefan-
gen hatten, aber um so wichtiger war es, denselben Ein-
halt zu thun, und noch wäre es möglich gewesen.

Abermals kam es nun hiebei auf jene Gewalt an,
welche die Nationalversammlung verboten und schon so oft
einen hemmenden Einfluß auf die Reichsbeschlüsse aus-
geübt hatte. Der Kaiser schien seine alte Politik noch im-
mer nicht verlassen zu wollen.

In Sevilla, zugleich mit der erwähnten katholischen

1 Aufsatz bei Walch XVI, 258: eine Entgegnung auf die von
den acht Verordneten aufgestellten Grundsätze, zum Theil beistimmend,
zum Theil bestreitend.
2 Schreiben Herzog Georgs in den Reichstagsacten des Dresd-
ner Archivs.

Reichstag zu Speier 1526.
Intereſſe zu werden verſprach. Ohne Zweifel würde der
Entwurf vielen Widerſpruch erfahren haben, wie ſich denn
die Evangeliſch-geſinnten gegen die vier Sacramente erklär-
ten, von denen nichts in der Schrift ſtehe: 1 ſelbſt die Ka-
tholiken aber waren noch nicht zufrieden geſtellt: — unter
andern bemerkt Herzog Georg, daß die ſchlimmſten Miß-
bräuche noch nicht berührt ſeyen: der Urſprung alles Übels
liege in dem böſen Eingang der Prälaten, mit Hülfe mächti-
ger Verwandten, durch die rechte Thüre oder die unrechte: —
genug, es würde die lebhafteſten Debatten gegeben haben: 2
aber es iſt kein Grund, zu zweifeln, daß ſich eine Majo-
rität gebildet, und definitive, für das ganze Reich verbind-
liche Beſchlüſſe gefaßt haben würde.

Es war wieder ein Moment wie vor zwei Jahren,
als man ſich zu jener Nationalverſammlung vorbereitete.
Man hatte es jetzt ſchwerer als damals, da ſich ſeitdem
zu beiden Seiten autonome Bildungen feſtzuſetzen angefan-
gen hatten, aber um ſo wichtiger war es, denſelben Ein-
halt zu thun, und noch wäre es möglich geweſen.

Abermals kam es nun hiebei auf jene Gewalt an,
welche die Nationalverſammlung verboten und ſchon ſo oft
einen hemmenden Einfluß auf die Reichsbeſchlüſſe aus-
geübt hatte. Der Kaiſer ſchien ſeine alte Politik noch im-
mer nicht verlaſſen zu wollen.

In Sevilla, zugleich mit der erwähnten katholiſchen

1 Aufſatz bei Walch XVI, 258: eine Entgegnung auf die von
den acht Verordneten aufgeſtellten Grundſaͤtze, zum Theil beiſtimmend,
zum Theil beſtreitend.
2 Schreiben Herzog Georgs in den Reichstagsacten des Dresd-
ner Archivs.
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[361/0371] Reichstag zu Speier 1526. Intereſſe zu werden verſprach. Ohne Zweifel würde der Entwurf vielen Widerſpruch erfahren haben, wie ſich denn die Evangeliſch-geſinnten gegen die vier Sacramente erklär- ten, von denen nichts in der Schrift ſtehe: 1 ſelbſt die Ka- tholiken aber waren noch nicht zufrieden geſtellt: — unter andern bemerkt Herzog Georg, daß die ſchlimmſten Miß- bräuche noch nicht berührt ſeyen: der Urſprung alles Übels liege in dem böſen Eingang der Prälaten, mit Hülfe mächti- ger Verwandten, durch die rechte Thüre oder die unrechte: — genug, es würde die lebhafteſten Debatten gegeben haben: 2 aber es iſt kein Grund, zu zweifeln, daß ſich eine Majo- rität gebildet, und definitive, für das ganze Reich verbind- liche Beſchlüſſe gefaßt haben würde. Es war wieder ein Moment wie vor zwei Jahren, als man ſich zu jener Nationalverſammlung vorbereitete. Man hatte es jetzt ſchwerer als damals, da ſich ſeitdem zu beiden Seiten autonome Bildungen feſtzuſetzen angefan- gen hatten, aber um ſo wichtiger war es, denſelben Ein- halt zu thun, und noch wäre es möglich geweſen. Abermals kam es nun hiebei auf jene Gewalt an, welche die Nationalverſammlung verboten und ſchon ſo oft einen hemmenden Einfluß auf die Reichsbeſchlüſſe aus- geübt hatte. Der Kaiſer ſchien ſeine alte Politik noch im- mer nicht verlaſſen zu wollen. In Sevilla, zugleich mit der erwähnten katholiſchen 1 Aufſatz bei Walch XVI, 258: eine Entgegnung auf die von den acht Verordneten aufgeſtellten Grundſaͤtze, zum Theil beiſtimmend, zum Theil beſtreitend. 2 Schreiben Herzog Georgs in den Reichstagsacten des Dresd- ner Archivs.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/371>, abgerufen am 27.11.2024.