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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Bund zu Gotha.
so viel sehen wir, daß man sich im Gange der Verhand-
lung immer enger an einander schloß. 1

Mit einer Verbindung zwei einzelner Fürsten, wie-
wohl sie zu den mächtigsten gehörten, war jedoch noch we-
nig geschehen: man beschloß zugleich, wie das schon frü-
her die Absicht gewesen war, so viel als möglich andre
Reichsstände dazu zu ziehen. Von den beiden Fürsten gieng
ein Jeder die zunächst mit ihm Befreundeten und alten Ver-
bündeten deshalb an, Philipp die oberländischen, Churfürst
Johann die niederdeutschen.

Sie hatten aber hiebei sehr verschiednen Erfolg.

In den Oberlanden war die Stimmung einem eigent-
lichen Bündniß noch nicht günstig. Auf dem letzten Reichs-
tag hatten die Nürnberger sich geneigt gezeigt; in Gotha
jedoch erklärten sie, "noch zur Zeit auf Kais. Maj. und den
nächsten Reichstag ihr Aufsehen zu haben." Sie fürchteten,
der Kaiser möchte eine Ungnade auf sie werfen, und sie
ihren Feinden überlassen. Der Landgraf wendete sich an
Frankfurt, allein der Rath lehnte den Antrag ab; und
sich mit der Gemeinde zu verbinden, von der man dem
Landgrafen allerdings versicherte, sie werde den Rath zu
nöthigen wissen, wäre doch allzu bedenklich gewesen. An
den Churfürsten von Trier war nicht mehr zu denken: er
verließ in diesem Augenblick die Stellung in der Opposi-
tion, die er bisher behauptet, und nahm eine Pension von
6000 G. von dem Kaiser und dessen Bruder an. 2 Da

1 Die Urkunden im Weim. A. Die Ratification zu Torgau
geschah 4ten März. Vgl. Hortleder I, viii, 1.
2 Excerpt des Vertrages bei Bucholtz IX, 5.

Bund zu Gotha.
ſo viel ſehen wir, daß man ſich im Gange der Verhand-
lung immer enger an einander ſchloß. 1

Mit einer Verbindung zwei einzelner Fürſten, wie-
wohl ſie zu den mächtigſten gehörten, war jedoch noch we-
nig geſchehen: man beſchloß zugleich, wie das ſchon frü-
her die Abſicht geweſen war, ſo viel als möglich andre
Reichsſtände dazu zu ziehen. Von den beiden Fürſten gieng
ein Jeder die zunächſt mit ihm Befreundeten und alten Ver-
bündeten deshalb an, Philipp die oberländiſchen, Churfürſt
Johann die niederdeutſchen.

Sie hatten aber hiebei ſehr verſchiednen Erfolg.

In den Oberlanden war die Stimmung einem eigent-
lichen Bündniß noch nicht günſtig. Auf dem letzten Reichs-
tag hatten die Nürnberger ſich geneigt gezeigt; in Gotha
jedoch erklärten ſie, „noch zur Zeit auf Kaiſ. Maj. und den
nächſten Reichstag ihr Aufſehen zu haben.“ Sie fürchteten,
der Kaiſer möchte eine Ungnade auf ſie werfen, und ſie
ihren Feinden überlaſſen. Der Landgraf wendete ſich an
Frankfurt, allein der Rath lehnte den Antrag ab; und
ſich mit der Gemeinde zu verbinden, von der man dem
Landgrafen allerdings verſicherte, ſie werde den Rath zu
nöthigen wiſſen, wäre doch allzu bedenklich geweſen. An
den Churfürſten von Trier war nicht mehr zu denken: er
verließ in dieſem Augenblick die Stellung in der Oppoſi-
tion, die er bisher behauptet, und nahm eine Penſion von
6000 G. von dem Kaiſer und deſſen Bruder an. 2 Da

1 Die Urkunden im Weim. A. Die Ratification zu Torgau
geſchah 4ten Maͤrz. Vgl. Hortleder I, viii, 1.
2 Excerpt des Vertrages bei Bucholtz IX, 5.
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[351/0361] Bund zu Gotha. ſo viel ſehen wir, daß man ſich im Gange der Verhand- lung immer enger an einander ſchloß. 1 Mit einer Verbindung zwei einzelner Fürſten, wie- wohl ſie zu den mächtigſten gehörten, war jedoch noch we- nig geſchehen: man beſchloß zugleich, wie das ſchon frü- her die Abſicht geweſen war, ſo viel als möglich andre Reichsſtände dazu zu ziehen. Von den beiden Fürſten gieng ein Jeder die zunächſt mit ihm Befreundeten und alten Ver- bündeten deshalb an, Philipp die oberländiſchen, Churfürſt Johann die niederdeutſchen. Sie hatten aber hiebei ſehr verſchiednen Erfolg. In den Oberlanden war die Stimmung einem eigent- lichen Bündniß noch nicht günſtig. Auf dem letzten Reichs- tag hatten die Nürnberger ſich geneigt gezeigt; in Gotha jedoch erklärten ſie, „noch zur Zeit auf Kaiſ. Maj. und den nächſten Reichstag ihr Aufſehen zu haben.“ Sie fürchteten, der Kaiſer möchte eine Ungnade auf ſie werfen, und ſie ihren Feinden überlaſſen. Der Landgraf wendete ſich an Frankfurt, allein der Rath lehnte den Antrag ab; und ſich mit der Gemeinde zu verbinden, von der man dem Landgrafen allerdings verſicherte, ſie werde den Rath zu nöthigen wiſſen, wäre doch allzu bedenklich geweſen. An den Churfürſten von Trier war nicht mehr zu denken: er verließ in dieſem Augenblick die Stellung in der Oppoſi- tion, die er bisher behauptet, und nahm eine Penſion von 6000 G. von dem Kaiſer und deſſen Bruder an. 2 Da 1 Die Urkunden im Weim. A. Die Ratification zu Torgau geſchah 4ten Maͤrz. Vgl. Hortleder I, viii, 1. 2 Excerpt des Vertrages bei Bucholtz IX, 5.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/361>, abgerufen am 22.11.2024.