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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.
schlagen? das Papstthum nicht nur nicht zu der erwünsch-
ten Gebietserweiterung gelangen, sondern sogar früher beses-
sene Städte aufgeben?

So lange die kaiserlichen Waffen in der Provence
glücklich waren, hielt Clemens an sich: kaum konnte er
aber die Nachricht von dem Rückzug Bourbons von Mar-
seille erhalten haben, so schickte er einen Gesandten, den
uns wohl bekannten Hieronymus Aleander, an den König
von Frankreich: 1 und so wie dann dieser den italienischen
Boden betrat, so eilte ihm der vertrauteste Minister des
Papstes, Giberti, der immer für französisch gesinnt gegol-
ten, entgegen, um mit ihm, wie sein Beglaubigungsschrei-
ben sagt, "über Dinge und Pläne zu unterhandeln, welche
sowohl des Papstes als des Königs Ehre und Nutzen be-
treffen." 2 Der Gang und das Resultat ihrer Unterhand-
lungen ist nicht genau bekannt geworden: so viel aber wis-
sen wir, daß es zu einem Tractat kam, in welchem die
Voraussetzung vorwaltet, daß der König Mailand behalte.
Für diesen Fall verspricht der König, weder Parma noch
Piacenza zurückzufordern, das Salz für Mailand aus den
päpstlichen Salinen zu ziehen, ein für die apostolische Kam-
mer sehr einträgliches Vorrecht, und den Papst gegen
seine rebellischen Vasallen, ohne Zweifel Ferrara, zu unter-
stützen. 3 Als Giberti zurückgekommen, bemerkte man, daß

1 Bei Molini I, 177 findet sich sein Beglaubigungsschreiben,
vom 14ten Oct. 1524: "magnis de rebus christianaeque reipubli-
cae hoc tempore non solum salutaribus sed etiam necessariis."
2 Für Montmorency vom 30 October. Ibid. p. 178. "mit-
tentes Gibertum ad regem pro rebus ac consiliis utriusque no-
strum honorem et commodum spectantibus."
3 Die Artikel dieses Tractats sind nie authentisch publicirt:

Viertes Buch. Erſtes Capitel.
ſchlagen? das Papſtthum nicht nur nicht zu der erwünſch-
ten Gebietserweiterung gelangen, ſondern ſogar früher beſeſ-
ſene Städte aufgeben?

So lange die kaiſerlichen Waffen in der Provence
glücklich waren, hielt Clemens an ſich: kaum konnte er
aber die Nachricht von dem Rückzug Bourbons von Mar-
ſeille erhalten haben, ſo ſchickte er einen Geſandten, den
uns wohl bekannten Hieronymus Aleander, an den König
von Frankreich: 1 und ſo wie dann dieſer den italieniſchen
Boden betrat, ſo eilte ihm der vertrauteſte Miniſter des
Papſtes, Giberti, der immer für franzöſiſch geſinnt gegol-
ten, entgegen, um mit ihm, wie ſein Beglaubigungsſchrei-
ben ſagt, „über Dinge und Pläne zu unterhandeln, welche
ſowohl des Papſtes als des Königs Ehre und Nutzen be-
treffen.“ 2 Der Gang und das Reſultat ihrer Unterhand-
lungen iſt nicht genau bekannt geworden: ſo viel aber wiſ-
ſen wir, daß es zu einem Tractat kam, in welchem die
Vorausſetzung vorwaltet, daß der König Mailand behalte.
Für dieſen Fall verſpricht der König, weder Parma noch
Piacenza zurückzufordern, das Salz für Mailand aus den
päpſtlichen Salinen zu ziehen, ein für die apoſtoliſche Kam-
mer ſehr einträgliches Vorrecht, und den Papſt gegen
ſeine rebelliſchen Vaſallen, ohne Zweifel Ferrara, zu unter-
ſtützen. 3 Als Giberti zurückgekommen, bemerkte man, daß

1 Bei Molini I, 177 findet ſich ſein Beglaubigungsſchreiben,
vom 14ten Oct. 1524: „magnis de rebus christianaeque reipubli-
cae hoc tempore non solum salutaribus sed etiam necessariis.“
2 Fuͤr Montmorency vom 30 October. Ibid. p. 178. „mit-
tentes Gibertum ad regem pro rebus ac consiliis utriusque no-
strum honorem et commodum spectantibus.“
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[322/0332] Viertes Buch. Erſtes Capitel. ſchlagen? das Papſtthum nicht nur nicht zu der erwünſch- ten Gebietserweiterung gelangen, ſondern ſogar früher beſeſ- ſene Städte aufgeben? So lange die kaiſerlichen Waffen in der Provence glücklich waren, hielt Clemens an ſich: kaum konnte er aber die Nachricht von dem Rückzug Bourbons von Mar- ſeille erhalten haben, ſo ſchickte er einen Geſandten, den uns wohl bekannten Hieronymus Aleander, an den König von Frankreich: 1 und ſo wie dann dieſer den italieniſchen Boden betrat, ſo eilte ihm der vertrauteſte Miniſter des Papſtes, Giberti, der immer für franzöſiſch geſinnt gegol- ten, entgegen, um mit ihm, wie ſein Beglaubigungsſchrei- ben ſagt, „über Dinge und Pläne zu unterhandeln, welche ſowohl des Papſtes als des Königs Ehre und Nutzen be- treffen.“ 2 Der Gang und das Reſultat ihrer Unterhand- lungen iſt nicht genau bekannt geworden: ſo viel aber wiſ- ſen wir, daß es zu einem Tractat kam, in welchem die Vorausſetzung vorwaltet, daß der König Mailand behalte. Für dieſen Fall verſpricht der König, weder Parma noch Piacenza zurückzufordern, das Salz für Mailand aus den päpſtlichen Salinen zu ziehen, ein für die apoſtoliſche Kam- mer ſehr einträgliches Vorrecht, und den Papſt gegen ſeine rebelliſchen Vaſallen, ohne Zweifel Ferrara, zu unter- ſtützen. 3 Als Giberti zurückgekommen, bemerkte man, daß 1 Bei Molini I, 177 findet ſich ſein Beglaubigungsſchreiben, vom 14ten Oct. 1524: „magnis de rebus christianaeque reipubli- cae hoc tempore non solum salutaribus sed etiam necessariis.“ 2 Fuͤr Montmorency vom 30 October. Ibid. p. 178. „mit- tentes Gibertum ad regem pro rebus ac consiliis utriusque no- strum honorem et commodum spectantibus.“ 3 Die Artikel dieſes Tractats ſind nie authentiſch publicirt:

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/332>, abgerufen am 27.11.2024.