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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Anträge von England.

Und da war nun die erste Idee die sich darbot, den
großen Sieg zu benutzen, um die Unternehmung auf Frank-
reich die man so oft versucht unter günstigern Umständen
als jemals ins Werk zu setzen.

Dazu bereitete sich der Herzog von Bourbon unver-
züglich: der König von England drang darauf.

Höchst merkwürdig, und von der weitesten Aussicht
ist die Instruction, mit der Heinrich VIII eine Gesandt-
schaft versah, die er in Folge der Schlacht von Pavia an
den Kaiser abordnete. Er mißbilligt darin, daß man den
König von Frankreich unter irgend einer Bedingung wie-
derherstelle -- es werde doch keine geben, die er halte: --
er fordert, daß derselbe der französischen Krone geradezu
beraubt werde. Und frage man dann, wem dieselbe zu
übertragen, so könne man nicht etwa von Bourbon reden,
der kein Recht dazu habe, und dem Kaiser keine Sicher-
heit gewähre: dagegen ihm dem König von England stehe
das beste unleugbarste Recht zu, das der Kaiser auch schon
anerkannt habe. Im nächsten Sommer möge nun Carl in
Person Frankreich von Spanien her angreifen, wie er von
England aus zu thun gedenke: er werde ihn mit reichen
Subsidien unterstützen: großer Widerstand sey in gegenwär-
tigem Augenblick nicht zu befürchten: er denke mit Sr. Kai-
serlichen Majestät in Paris zusammen zu treffen. Sey er
daselbst gekrönt, so werde er dann den Kaiser zu seiner
Krönung nach Rom begleiten: alles was von den Fran-
zosen dem Hause Burgund oder dem Reiche entzogen wor-
den, solle an ihn zurückfallen: ja zuletzt Frankreich und
England selbst, wenn er sich nach den Tractaten mit der

Antraͤge von England.

Und da war nun die erſte Idee die ſich darbot, den
großen Sieg zu benutzen, um die Unternehmung auf Frank-
reich die man ſo oft verſucht unter günſtigern Umſtänden
als jemals ins Werk zu ſetzen.

Dazu bereitete ſich der Herzog von Bourbon unver-
züglich: der König von England drang darauf.

Höchſt merkwürdig, und von der weiteſten Ausſicht
iſt die Inſtruction, mit der Heinrich VIII eine Geſandt-
ſchaft verſah, die er in Folge der Schlacht von Pavia an
den Kaiſer abordnete. Er mißbilligt darin, daß man den
König von Frankreich unter irgend einer Bedingung wie-
derherſtelle — es werde doch keine geben, die er halte: —
er fordert, daß derſelbe der franzöſiſchen Krone geradezu
beraubt werde. Und frage man dann, wem dieſelbe zu
übertragen, ſo könne man nicht etwa von Bourbon reden,
der kein Recht dazu habe, und dem Kaiſer keine Sicher-
heit gewähre: dagegen ihm dem König von England ſtehe
das beſte unleugbarſte Recht zu, das der Kaiſer auch ſchon
anerkannt habe. Im nächſten Sommer möge nun Carl in
Perſon Frankreich von Spanien her angreifen, wie er von
England aus zu thun gedenke: er werde ihn mit reichen
Subſidien unterſtützen: großer Widerſtand ſey in gegenwär-
tigem Augenblick nicht zu befürchten: er denke mit Sr. Kai-
ſerlichen Majeſtät in Paris zuſammen zu treffen. Sey er
daſelbſt gekrönt, ſo werde er dann den Kaiſer zu ſeiner
Krönung nach Rom begleiten: alles was von den Fran-
zoſen dem Hauſe Burgund oder dem Reiche entzogen wor-
den, ſolle an ihn zurückfallen: ja zuletzt Frankreich und
England ſelbſt, wenn er ſich nach den Tractaten mit der

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[317/0327] Antraͤge von England. Und da war nun die erſte Idee die ſich darbot, den großen Sieg zu benutzen, um die Unternehmung auf Frank- reich die man ſo oft verſucht unter günſtigern Umſtänden als jemals ins Werk zu ſetzen. Dazu bereitete ſich der Herzog von Bourbon unver- züglich: der König von England drang darauf. Höchſt merkwürdig, und von der weiteſten Ausſicht iſt die Inſtruction, mit der Heinrich VIII eine Geſandt- ſchaft verſah, die er in Folge der Schlacht von Pavia an den Kaiſer abordnete. Er mißbilligt darin, daß man den König von Frankreich unter irgend einer Bedingung wie- derherſtelle — es werde doch keine geben, die er halte: — er fordert, daß derſelbe der franzöſiſchen Krone geradezu beraubt werde. Und frage man dann, wem dieſelbe zu übertragen, ſo könne man nicht etwa von Bourbon reden, der kein Recht dazu habe, und dem Kaiſer keine Sicher- heit gewähre: dagegen ihm dem König von England ſtehe das beſte unleugbarſte Recht zu, das der Kaiſer auch ſchon anerkannt habe. Im nächſten Sommer möge nun Carl in Perſon Frankreich von Spanien her angreifen, wie er von England aus zu thun gedenke: er werde ihn mit reichen Subſidien unterſtützen: großer Widerſtand ſey in gegenwär- tigem Augenblick nicht zu befürchten: er denke mit Sr. Kai- ſerlichen Majeſtät in Paris zuſammen zu treffen. Sey er daſelbſt gekrönt, ſo werde er dann den Kaiſer zu ſeiner Krönung nach Rom begleiten: alles was von den Fran- zoſen dem Hauſe Burgund oder dem Reiche entzogen wor- den, ſolle an ihn zurückfallen: ja zuletzt Frankreich und England ſelbſt, wenn er ſich nach den Tractaten mit der

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/327>, abgerufen am 25.11.2024.