Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Annäherung der Kaiserlichen. bensmittel die Fülle: er hielt es für vortheilhafter, ange-griffen zu werden, wie schon einst bei Marignano, als an- zugreifen, was den Seinen vor kurzem bei Bicocca so übel ausgeschlagen war. Dazu mußten sich nun auch endlich die Kaiserlichen Es war nicht eine jener glänzenden Feldschlachten zu 1 In einer anonymen Zeitungsnachricht Lettere di principi
I, 153, und daraus bei Sismondi Hist. de France XVI, 232, heißt es zwar, zwei Tag vor der Schlacht seyen 150000 Sc. aus Spanien im Lager angekommen: das muß aber eine falsche Nach- richt seyn: in dem Schlachtbericht des Pescara heißt es ausdrücklich: De ninguno canto nostra necessidad tenia rimedio; er habe ein- gesehen: "que deshazer el exercito a lavio del enemigo era tan mal como perdillo con batalla." Annaͤherung der Kaiſerlichen. bensmittel die Fülle: er hielt es für vortheilhafter, ange-griffen zu werden, wie ſchon einſt bei Marignano, als an- zugreifen, was den Seinen vor kurzem bei Bicocca ſo übel ausgeſchlagen war. Dazu mußten ſich nun auch endlich die Kaiſerlichen Es war nicht eine jener glänzenden Feldſchlachten zu 1 In einer anonymen Zeitungsnachricht Lettere di principi
I, 153, und daraus bei Sismondi Hist. de France XVI, 232, heißt es zwar, zwei Tag vor der Schlacht ſeyen 150000 Sc. aus Spanien im Lager angekommen: das muß aber eine falſche Nach- richt ſeyn: in dem Schlachtbericht des Pescara heißt es ausdruͤcklich: De ninguno canto nostra necessidad tenia rimedio; er habe ein- geſehen: „que deshazer el exercito a lavio del enemigo era tan mal como perdillo con batalla.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0319" n="309"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Annaͤherung der Kaiſerlichen</hi>.</fw><lb/> bensmittel die Fülle: er hielt es für vortheilhafter, ange-<lb/> griffen zu werden, wie ſchon einſt bei Marignano, als an-<lb/> zugreifen, was den Seinen vor kurzem bei Bicocca ſo übel<lb/> ausgeſchlagen war.</p><lb/> <p>Dazu mußten ſich nun auch endlich die Kaiſerlichen<lb/> entſchließen, aus Mangel ſo an Geld wie an Lebensmitteln: <note place="foot" n="1">In einer anonymen Zeitungsnachricht <hi rendition="#aq">Lettere di principi<lb/> I,</hi> 153, und daraus bei Sismondi <hi rendition="#aq">Hist. de France XVI, 232,</hi><lb/> heißt es zwar, zwei Tag vor der Schlacht ſeyen 150000 Sc. aus<lb/> Spanien im Lager angekommen: das muß aber eine falſche Nach-<lb/> richt ſeyn: in dem Schlachtbericht des Pescara heißt es ausdruͤcklich:<lb/><hi rendition="#aq">De ninguno canto nostra necessidad tenia rimedio;</hi> er habe ein-<lb/> geſehen: <hi rendition="#aq">„que deshazer el exercito a lavio del enemigo era tan<lb/> mal como perdillo con batalla.“</hi></note><lb/> ſie urtheilten, es ſey eben ſo ſchlimm wenn man ſich im<lb/> Angeſicht des Feinds auflöſe, wie wenn man eine Nie-<lb/> derlage erleide. Gott gebe mir, ſagte Pescara, hundert<lb/> Jahre Krieg und nicht Einen Schlachttag, aber heute iſt<lb/> kein Ausweg. Er begab ſich in die Mitte ſeiner Spanier,<lb/> und ſtellte ihnen vor, daß kein Fußbreit Landes ihnen an-<lb/> gehöre, kein Stück Brot da ſey, um davon morgen zu le-<lb/> ben, „aber vor Euch,“ rief er, „iſt das Lager, wo man<lb/> Brot vollauf hat, und Fleiſch und Wein, und Karpfen vom<lb/> Gardaſee. Wir müſſen es haben, wir müſſen den Feind<lb/> herausjagen. Wir wollen den Tag des h. Matthäus be-<lb/> rühmt machen.“ Schon hatte auch Georg Frundsberg auf<lb/> ähnliche Weiſe ſeine Deutſchen angeredet. Mit erhobenen<lb/> Händen hatten ſie ihm verſprochen, es mit dem prächtigen<lb/> Feinde aufzunehmen ihre Brüder in Pavia zu erledigen.</p><lb/> <p>Es war nicht eine jener glänzenden Feldſchlachten zu<lb/> erwarten, in denen wohl ſonſt zwei Ritterſchaften um den<lb/> Preis der Ehre ſchlugen: eine geldbedürftige, Mangel lei-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0319]
Annaͤherung der Kaiſerlichen.
bensmittel die Fülle: er hielt es für vortheilhafter, ange-
griffen zu werden, wie ſchon einſt bei Marignano, als an-
zugreifen, was den Seinen vor kurzem bei Bicocca ſo übel
ausgeſchlagen war.
Dazu mußten ſich nun auch endlich die Kaiſerlichen
entſchließen, aus Mangel ſo an Geld wie an Lebensmitteln: 1
ſie urtheilten, es ſey eben ſo ſchlimm wenn man ſich im
Angeſicht des Feinds auflöſe, wie wenn man eine Nie-
derlage erleide. Gott gebe mir, ſagte Pescara, hundert
Jahre Krieg und nicht Einen Schlachttag, aber heute iſt
kein Ausweg. Er begab ſich in die Mitte ſeiner Spanier,
und ſtellte ihnen vor, daß kein Fußbreit Landes ihnen an-
gehöre, kein Stück Brot da ſey, um davon morgen zu le-
ben, „aber vor Euch,“ rief er, „iſt das Lager, wo man
Brot vollauf hat, und Fleiſch und Wein, und Karpfen vom
Gardaſee. Wir müſſen es haben, wir müſſen den Feind
herausjagen. Wir wollen den Tag des h. Matthäus be-
rühmt machen.“ Schon hatte auch Georg Frundsberg auf
ähnliche Weiſe ſeine Deutſchen angeredet. Mit erhobenen
Händen hatten ſie ihm verſprochen, es mit dem prächtigen
Feinde aufzunehmen ihre Brüder in Pavia zu erledigen.
Es war nicht eine jener glänzenden Feldſchlachten zu
erwarten, in denen wohl ſonſt zwei Ritterſchaften um den
Preis der Ehre ſchlugen: eine geldbedürftige, Mangel lei-
1 In einer anonymen Zeitungsnachricht Lettere di principi
I, 153, und daraus bei Sismondi Hist. de France XVI, 232,
heißt es zwar, zwei Tag vor der Schlacht ſeyen 150000 Sc. aus
Spanien im Lager angekommen: das muß aber eine falſche Nach-
richt ſeyn: in dem Schlachtbericht des Pescara heißt es ausdruͤcklich:
De ninguno canto nostra necessidad tenia rimedio; er habe ein-
geſehen: „que deshazer el exercito a lavio del enemigo era tan
mal como perdillo con batalla.“
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