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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Angriff auf Frankreich 1524.
ben mit Pulver angefüllt, Kanonen an den Straßenecken
aufgeführt, die Truppen an den gefährdeten Orten schlag-
fertig aufgestellt seyen. 1 Plötzlich ward Pescara andern
Sinnes. "Wer sein Abendbrod in der Hölle essen will,"
rief er aus, "der mag stürmen." Es ward ein Kriegs-
rath berufen, in welchem man nicht allein die Wahrschein-
lichkeit, hier eine Niederlage zu leiden, sondern auch die
Gefahr erwog, in die durch längeres Verweilen Italien
gerathe. Man fieng an zu vermuthen, der König möchte,
ohne sich um Marseille zu kümmern, seinen Weg unmit-
telbar nach Italien nehmen. "Ihr Herrn," rief Pescara,
"wer dem Kaiser Italien erhalten will, der folge mir
nach." Nur ungern ließ Bourbon von der Hofnung ab,
in seinem Vaterlande wieder Fuß zu fassen: aber auch die
deutschen Obersten, Zollern und Lodron waren für Pescara:
am 28sten September ward die Belagerung aufgehoben.

Es mag dahingestellt bleiben, ob der König wirklich
den vermutheten Plan hatte: wenigstens so viel ist gewiß,
daß er so wie er von dem Abzug Bourbons hörte, diesen
Gedanken auf das lebhafteste ergriff und sich keine Vor-
stellung abhalten ließ, die treffliche Armee die er nun wie-
der um sich sah, auf der Stelle über die Alpen zu führen.
Er war entschlossen, noch einmal alles an die Wiedererobe-
rung von Mailand zu setzen. Auf den Ärmeln seiner Leibwache
las man die Worte: "noch einmal und nicht wieder." 2


1 Sandoval lib. XI, P. I, p. 598, hier nichts als eine wört-
liche Wiederholung einer alten Erzählung unter dem Titel Batalla
de Pabia,
aus der Sandoval hie und da corrigirt werden müßte:
wie denn statt Pizarmo zu lesen seyn wird Pizanno.
2 Carpesanus lib. X bei Martene V, p. 1379.

Angriff auf Frankreich 1524.
ben mit Pulver angefüllt, Kanonen an den Straßenecken
aufgeführt, die Truppen an den gefährdeten Orten ſchlag-
fertig aufgeſtellt ſeyen. 1 Plötzlich ward Pescara andern
Sinnes. „Wer ſein Abendbrod in der Hölle eſſen will,“
rief er aus, „der mag ſtürmen.“ Es ward ein Kriegs-
rath berufen, in welchem man nicht allein die Wahrſchein-
lichkeit, hier eine Niederlage zu leiden, ſondern auch die
Gefahr erwog, in die durch längeres Verweilen Italien
gerathe. Man fieng an zu vermuthen, der König möchte,
ohne ſich um Marſeille zu kümmern, ſeinen Weg unmit-
telbar nach Italien nehmen. „Ihr Herrn,“ rief Pescara,
„wer dem Kaiſer Italien erhalten will, der folge mir
nach.“ Nur ungern ließ Bourbon von der Hofnung ab,
in ſeinem Vaterlande wieder Fuß zu faſſen: aber auch die
deutſchen Oberſten, Zollern und Lodron waren für Pescara:
am 28ſten September ward die Belagerung aufgehoben.

Es mag dahingeſtellt bleiben, ob der König wirklich
den vermutheten Plan hatte: wenigſtens ſo viel iſt gewiß,
daß er ſo wie er von dem Abzug Bourbons hörte, dieſen
Gedanken auf das lebhafteſte ergriff und ſich keine Vor-
ſtellung abhalten ließ, die treffliche Armee die er nun wie-
der um ſich ſah, auf der Stelle über die Alpen zu führen.
Er war entſchloſſen, noch einmal alles an die Wiedererobe-
rung von Mailand zu ſetzen. Auf den Ärmeln ſeiner Leibwache
las man die Worte: „noch einmal und nicht wieder.“ 2


1 Sandoval lib. XI, P. I, p. 598, hier nichts als eine woͤrt-
liche Wiederholung einer alten Erzaͤhlung unter dem Titel Batalla
de Pabia,
aus der Sandoval hie und da corrigirt werden muͤßte:
wie denn ſtatt Pizarmo zu leſen ſeyn wird Pizaño.
2 Carpeſanus lib. X bei Martene V, p. 1379.
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[303/0313] Angriff auf Frankreich 1524. ben mit Pulver angefüllt, Kanonen an den Straßenecken aufgeführt, die Truppen an den gefährdeten Orten ſchlag- fertig aufgeſtellt ſeyen. 1 Plötzlich ward Pescara andern Sinnes. „Wer ſein Abendbrod in der Hölle eſſen will,“ rief er aus, „der mag ſtürmen.“ Es ward ein Kriegs- rath berufen, in welchem man nicht allein die Wahrſchein- lichkeit, hier eine Niederlage zu leiden, ſondern auch die Gefahr erwog, in die durch längeres Verweilen Italien gerathe. Man fieng an zu vermuthen, der König möchte, ohne ſich um Marſeille zu kümmern, ſeinen Weg unmit- telbar nach Italien nehmen. „Ihr Herrn,“ rief Pescara, „wer dem Kaiſer Italien erhalten will, der folge mir nach.“ Nur ungern ließ Bourbon von der Hofnung ab, in ſeinem Vaterlande wieder Fuß zu faſſen: aber auch die deutſchen Oberſten, Zollern und Lodron waren für Pescara: am 28ſten September ward die Belagerung aufgehoben. Es mag dahingeſtellt bleiben, ob der König wirklich den vermutheten Plan hatte: wenigſtens ſo viel iſt gewiß, daß er ſo wie er von dem Abzug Bourbons hörte, dieſen Gedanken auf das lebhafteſte ergriff und ſich keine Vor- ſtellung abhalten ließ, die treffliche Armee die er nun wie- der um ſich ſah, auf der Stelle über die Alpen zu führen. Er war entſchloſſen, noch einmal alles an die Wiedererobe- rung von Mailand zu ſetzen. Auf den Ärmeln ſeiner Leibwache las man die Worte: „noch einmal und nicht wieder.“ 2 1 Sandoval lib. XI, P. I, p. 598, hier nichts als eine woͤrt- liche Wiederholung einer alten Erzaͤhlung unter dem Titel Batalla de Pabia, aus der Sandoval hie und da corrigirt werden muͤßte: wie denn ſtatt Pizarmo zu leſen ſeyn wird Pizaño. 2 Carpeſanus lib. X bei Martene V, p. 1379.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/313>, abgerufen am 25.11.2024.