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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.

An der Verfolgung nahmen auch die Landsknechte
sehr thätigen Antheil. Sebastian Schärtlin erzählt, drei
Tag und Nacht sey man ihnen bis an den Fuß des
St. Bernhard nachgeeilt: aus dem Thal von Aosta brachte
man das eroberte Feldgeschütz festlich bekränzt nach dem
Lager. Hierauf giengen die Plätze, welche die Franzosen
noch in Italien besaßen, sämmtlich über: ihre Niederlage
war so vollständig wie möglich.

Und sogleich erhob sich nun in den Siegern -- es
liegt eine Art von Nothwendigkeit darin -- der Gedanke,
den Angriff auf Frankreich, der vor dem Jahre mißlungen,
nunmehr besser ins Werk zu setzen. Bourbon fand das kaiser-
liche Heer vortrefflich; auch er zeigte sich tapfer und erweckte
Vertrauen. Die Lage von Italien schien es ohnehin nö-
thig zu machen. Entweder mußte man Friede haben, wozu
noch wenig Aussicht war, 1 oder man mußte dem König
von Frankreich sonst zu schaffen geben. Lannoy schrieb

das Gegentheil: er habe noch die Ungerechtigkeiten des Königs, die
Unordnungen der französischen Regierung beklagt; dann sey er ge-
storben. Carpesanus p. 1375: questus de injusta in Borbonium
ira, de fortuna et male animatorum hominum factione cuncta in
Gallia permiscente.
Sein Gefühl mag wohl zwischen diesen bei-
den Äußerungen geschwankt haben, die beide ihre Wahrheit hatten.
Die Spanier endlich lassen ihn Gott loben, daß er stirbt "en ser-
vicio de su rey y a manos de la mejor nacion del mundo." Ba-
talla de Pabia. MS Alb.
1 Die Instruction secrete etc. bei Bucholtz II, p. 503 kann
hierüber nicht täuschen. Die Menge der dort gemachten Vorschläge
-- es sind ihrer nicht weniger als neun -- zeigt schon wie unaus-
führbar ein jeder war. Sehr gut bemerkte das Peter Martyr Ep.
798 p.
472, Juli 1524: "Temperate hujus tam incompositi psal-
terii chordas. -- -- Dira ferri acies et humano cruore fluentes
rivi has diriment querelas."
Viertes Buch. Erſtes Capitel.

An der Verfolgung nahmen auch die Landsknechte
ſehr thätigen Antheil. Sebaſtian Schärtlin erzählt, drei
Tag und Nacht ſey man ihnen bis an den Fuß des
St. Bernhard nachgeeilt: aus dem Thal von Aoſta brachte
man das eroberte Feldgeſchütz feſtlich bekränzt nach dem
Lager. Hierauf giengen die Plätze, welche die Franzoſen
noch in Italien beſaßen, ſämmtlich über: ihre Niederlage
war ſo vollſtändig wie möglich.

Und ſogleich erhob ſich nun in den Siegern — es
liegt eine Art von Nothwendigkeit darin — der Gedanke,
den Angriff auf Frankreich, der vor dem Jahre mißlungen,
nunmehr beſſer ins Werk zu ſetzen. Bourbon fand das kaiſer-
liche Heer vortrefflich; auch er zeigte ſich tapfer und erweckte
Vertrauen. Die Lage von Italien ſchien es ohnehin nö-
thig zu machen. Entweder mußte man Friede haben, wozu
noch wenig Ausſicht war, 1 oder man mußte dem König
von Frankreich ſonſt zu ſchaffen geben. Lannoy ſchrieb

das Gegentheil: er habe noch die Ungerechtigkeiten des Koͤnigs, die
Unordnungen der franzoͤſiſchen Regierung beklagt; dann ſey er ge-
ſtorben. Carpeſanus p. 1375: questus de injusta in Borbonium
ira, de fortuna et male animatorum hominum factione cuncta in
Gallia permiscente.
Sein Gefuͤhl mag wohl zwiſchen dieſen bei-
den Aͤußerungen geſchwankt haben, die beide ihre Wahrheit hatten.
Die Spanier endlich laſſen ihn Gott loben, daß er ſtirbt „en ser-
vicio de su rey y a manos de la mejor nacion del mundo.“ Ba-
talla de Pabia. MS Alb.
1 Die Instruction secrète etc. bei Bucholtz II, p. 503 kann
hieruͤber nicht taͤuſchen. Die Menge der dort gemachten Vorſchlaͤge
— es ſind ihrer nicht weniger als neun — zeigt ſchon wie unaus-
fuͤhrbar ein jeder war. Sehr gut bemerkte das Peter Martyr Ep.
798 p.
472, Juli 1524: „Temperate hujus tam incompositi psal-
terii chordas. — — Dira ferri acies et humano cruore fluentes
rivi has diriment querelas.“
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[298/0308] Viertes Buch. Erſtes Capitel. An der Verfolgung nahmen auch die Landsknechte ſehr thätigen Antheil. Sebaſtian Schärtlin erzählt, drei Tag und Nacht ſey man ihnen bis an den Fuß des St. Bernhard nachgeeilt: aus dem Thal von Aoſta brachte man das eroberte Feldgeſchütz feſtlich bekränzt nach dem Lager. Hierauf giengen die Plätze, welche die Franzoſen noch in Italien beſaßen, ſämmtlich über: ihre Niederlage war ſo vollſtändig wie möglich. Und ſogleich erhob ſich nun in den Siegern — es liegt eine Art von Nothwendigkeit darin — der Gedanke, den Angriff auf Frankreich, der vor dem Jahre mißlungen, nunmehr beſſer ins Werk zu ſetzen. Bourbon fand das kaiſer- liche Heer vortrefflich; auch er zeigte ſich tapfer und erweckte Vertrauen. Die Lage von Italien ſchien es ohnehin nö- thig zu machen. Entweder mußte man Friede haben, wozu noch wenig Ausſicht war, 1 oder man mußte dem König von Frankreich ſonſt zu ſchaffen geben. Lannoy ſchrieb 1 1 Die Instruction secrète etc. bei Bucholtz II, p. 503 kann hieruͤber nicht taͤuſchen. Die Menge der dort gemachten Vorſchlaͤge — es ſind ihrer nicht weniger als neun — zeigt ſchon wie unaus- fuͤhrbar ein jeder war. Sehr gut bemerkte das Peter Martyr Ep. 798 p. 472, Juli 1524: „Temperate hujus tam incompositi psal- terii chordas. — — Dira ferri acies et humano cruore fluentes rivi has diriment querelas.“ 1 das Gegentheil: er habe noch die Ungerechtigkeiten des Koͤnigs, die Unordnungen der franzoͤſiſchen Regierung beklagt; dann ſey er ge- ſtorben. Carpeſanus p. 1375: questus de injusta in Borbonium ira, de fortuna et male animatorum hominum factione cuncta in Gallia permiscente. Sein Gefuͤhl mag wohl zwiſchen dieſen bei- den Aͤußerungen geſchwankt haben, die beide ihre Wahrheit hatten. Die Spanier endlich laſſen ihn Gott loben, daß er ſtirbt „en ser- vicio de su rey y a manos de la mejor nacion del mundo.“ Ba- talla de Pabia. MS Alb.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/308>, abgerufen am 25.11.2024.