Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Viertes Buch. Erstes Capitel. An der Verfolgung nahmen auch die Landsknechte Und sogleich erhob sich nun in den Siegern -- es das Gegentheil: er habe noch die Ungerechtigkeiten des Königs, die Unordnungen der französischen Regierung beklagt; dann sey er ge- storben. Carpesanus p. 1375: questus de injusta in Borbonium ira, de fortuna et male animatorum hominum factione cuncta in Gallia permiscente. Sein Gefühl mag wohl zwischen diesen bei- den Äußerungen geschwankt haben, die beide ihre Wahrheit hatten. Die Spanier endlich lassen ihn Gott loben, daß er stirbt "en ser- vicio de su rey y a manos de la mejor nacion del mundo." Ba- talla de Pabia. MS Alb. 1 Die Instruction secrete etc. bei Bucholtz II, p. 503 kann
hierüber nicht täuschen. Die Menge der dort gemachten Vorschläge -- es sind ihrer nicht weniger als neun -- zeigt schon wie unaus- führbar ein jeder war. Sehr gut bemerkte das Peter Martyr Ep. 798 p. 472, Juli 1524: "Temperate hujus tam incompositi psal- terii chordas. -- -- Dira ferri acies et humano cruore fluentes rivi has diriment querelas." Viertes Buch. Erſtes Capitel. An der Verfolgung nahmen auch die Landsknechte Und ſogleich erhob ſich nun in den Siegern — es das Gegentheil: er habe noch die Ungerechtigkeiten des Koͤnigs, die Unordnungen der franzoͤſiſchen Regierung beklagt; dann ſey er ge- ſtorben. Carpeſanus p. 1375: questus de injusta in Borbonium ira, de fortuna et male animatorum hominum factione cuncta in Gallia permiscente. Sein Gefuͤhl mag wohl zwiſchen dieſen bei- den Aͤußerungen geſchwankt haben, die beide ihre Wahrheit hatten. Die Spanier endlich laſſen ihn Gott loben, daß er ſtirbt „en ser- vicio de su rey y a manos de la mejor nacion del mundo.“ Ba- talla de Pabia. MS Alb. 1 Die Instruction secrète etc. bei Bucholtz II, p. 503 kann
hieruͤber nicht taͤuſchen. Die Menge der dort gemachten Vorſchlaͤge — es ſind ihrer nicht weniger als neun — zeigt ſchon wie unaus- fuͤhrbar ein jeder war. Sehr gut bemerkte das Peter Martyr Ep. 798 p. 472, Juli 1524: „Temperate hujus tam incompositi psal- terii chordas. — — Dira ferri acies et humano cruore fluentes rivi has diriment querelas.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0308" n="298"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Erſtes Capitel</hi>.</fw><lb/> <p>An der Verfolgung nahmen auch die Landsknechte<lb/> ſehr thätigen Antheil. Sebaſtian Schärtlin erzählt, drei<lb/> Tag und Nacht ſey man ihnen bis an den Fuß des<lb/> St. Bernhard nachgeeilt: aus dem Thal von Aoſta brachte<lb/> man das eroberte Feldgeſchütz feſtlich bekränzt nach dem<lb/> Lager. Hierauf giengen die Plätze, welche die Franzoſen<lb/> noch in Italien beſaßen, ſämmtlich über: ihre Niederlage<lb/> war ſo vollſtändig wie möglich.</p><lb/> <p>Und ſogleich erhob ſich nun in den Siegern — es<lb/> liegt eine Art von Nothwendigkeit darin — der Gedanke,<lb/> den Angriff auf Frankreich, der vor dem Jahre mißlungen,<lb/> nunmehr beſſer ins Werk zu ſetzen. Bourbon fand das kaiſer-<lb/> liche Heer vortrefflich; auch er zeigte ſich tapfer und erweckte<lb/> Vertrauen. Die Lage von Italien ſchien es ohnehin nö-<lb/> thig zu machen. Entweder mußte man Friede haben, wozu<lb/> noch wenig Ausſicht war, <note place="foot" n="1">Die <hi rendition="#aq">Instruction secrète etc.</hi> bei Bucholtz <hi rendition="#aq">II, p.</hi> 503 kann<lb/> hieruͤber nicht taͤuſchen. Die Menge der dort gemachten Vorſchlaͤge<lb/> — es ſind ihrer nicht weniger als neun — zeigt ſchon wie unaus-<lb/> fuͤhrbar ein jeder war. Sehr gut bemerkte das Peter Martyr <hi rendition="#aq">Ep.<lb/> 798 p.</hi> 472, Juli 1524: <hi rendition="#aq">„Temperate hujus tam incompositi psal-<lb/> terii chordas. — — Dira ferri acies et humano cruore fluentes<lb/> rivi has diriment querelas.“</hi></note> oder man mußte dem König<lb/> von Frankreich ſonſt zu ſchaffen geben. Lannoy ſchrieb<lb/><note xml:id="seg2pn_30_2" prev="#seg2pn_30_1" place="foot" n="1">das Gegentheil: er habe noch die Ungerechtigkeiten des Koͤnigs, die<lb/> Unordnungen der franzoͤſiſchen Regierung beklagt; dann ſey er ge-<lb/> ſtorben. Carpeſanus <hi rendition="#aq">p. 1375: questus de injusta in Borbonium<lb/> ira, de fortuna et male animatorum hominum factione cuncta in<lb/> Gallia permiscente.</hi> Sein Gefuͤhl mag wohl zwiſchen dieſen bei-<lb/> den Aͤußerungen geſchwankt haben, die beide ihre Wahrheit hatten.<lb/> Die Spanier endlich laſſen ihn Gott loben, daß er ſtirbt <hi rendition="#aq">„en ser-<lb/> vicio de su rey y a manos de la mejor nacion del mundo.“ Ba-<lb/> talla de Pabia. MS Alb.</hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0308]
Viertes Buch. Erſtes Capitel.
An der Verfolgung nahmen auch die Landsknechte
ſehr thätigen Antheil. Sebaſtian Schärtlin erzählt, drei
Tag und Nacht ſey man ihnen bis an den Fuß des
St. Bernhard nachgeeilt: aus dem Thal von Aoſta brachte
man das eroberte Feldgeſchütz feſtlich bekränzt nach dem
Lager. Hierauf giengen die Plätze, welche die Franzoſen
noch in Italien beſaßen, ſämmtlich über: ihre Niederlage
war ſo vollſtändig wie möglich.
Und ſogleich erhob ſich nun in den Siegern — es
liegt eine Art von Nothwendigkeit darin — der Gedanke,
den Angriff auf Frankreich, der vor dem Jahre mißlungen,
nunmehr beſſer ins Werk zu ſetzen. Bourbon fand das kaiſer-
liche Heer vortrefflich; auch er zeigte ſich tapfer und erweckte
Vertrauen. Die Lage von Italien ſchien es ohnehin nö-
thig zu machen. Entweder mußte man Friede haben, wozu
noch wenig Ausſicht war, 1 oder man mußte dem König
von Frankreich ſonſt zu ſchaffen geben. Lannoy ſchrieb
1
1 Die Instruction secrète etc. bei Bucholtz II, p. 503 kann
hieruͤber nicht taͤuſchen. Die Menge der dort gemachten Vorſchlaͤge
— es ſind ihrer nicht weniger als neun — zeigt ſchon wie unaus-
fuͤhrbar ein jeder war. Sehr gut bemerkte das Peter Martyr Ep.
798 p. 472, Juli 1524: „Temperate hujus tam incompositi psal-
terii chordas. — — Dira ferri acies et humano cruore fluentes
rivi has diriment querelas.“
1 das Gegentheil: er habe noch die Ungerechtigkeiten des Koͤnigs, die
Unordnungen der franzoͤſiſchen Regierung beklagt; dann ſey er ge-
ſtorben. Carpeſanus p. 1375: questus de injusta in Borbonium
ira, de fortuna et male animatorum hominum factione cuncta in
Gallia permiscente. Sein Gefuͤhl mag wohl zwiſchen dieſen bei-
den Aͤußerungen geſchwankt haben, die beide ihre Wahrheit hatten.
Die Spanier endlich laſſen ihn Gott loben, daß er ſtirbt „en ser-
vicio de su rey y a manos de la mejor nacion del mundo.“ Ba-
talla de Pabia. MS Alb.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |