Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Drittes Buch. Sechstes Capitel. welche sich jetzt zu reichsstädtischen Freiheiten zu erhebengedachten, 1 und schwuren einander nicht zu verlassen, bis der Frauenberg erobert sey, wo die letzte Kraft der Rit- terschaft und des Fürstenthums in Franken, die sich jetzt vereinigt hatten, versammelt war. Und in diesem Augenblick, Ende April, Anfang Mai Der Bischof von Speier hatte die Bedingungen der 1 Johann Reinhards Würzburgische Chronik in Ludwig Würzb. Geschichtschr. p. 886. 2 Gnodalius II, 142. 3 Schreiben des Churfürsten an Melanchthon: "Haben uns mit
ihnen der 12 Artikel wegen eines Landtags vereinigt, dergestalt was wir uns derselben mit ihnen vergleichen möchten das hat seine Wege, weß wir uns aber nicht vertragen können, das solt stehen zu Kur- fürsten Fürsten und Ständen des Reiches." Ist das Prinzip der meisten Abkommen die man traf. (Mel. Epp. I, 743.) Drittes Buch. Sechstes Capitel. welche ſich jetzt zu reichsſtädtiſchen Freiheiten zu erhebengedachten, 1 und ſchwuren einander nicht zu verlaſſen, bis der Frauenberg erobert ſey, wo die letzte Kraft der Rit- terſchaft und des Fürſtenthums in Franken, die ſich jetzt vereinigt hatten, verſammelt war. Und in dieſem Augenblick, Ende April, Anfang Mai Der Biſchof von Speier hatte die Bedingungen der 1 Johann Reinhards Wuͤrzburgiſche Chronik in Ludwig Wuͤrzb. Geſchichtſchr. p. 886. 2 Gnodalius II, 142. 3 Schreiben des Churfuͤrſten an Melanchthon: „Haben uns mit
ihnen der 12 Artikel wegen eines Landtags vereinigt, dergeſtalt was wir uns derſelben mit ihnen vergleichen moͤchten das hat ſeine Wege, weß wir uns aber nicht vertragen koͤnnen, das ſolt ſtehen zu Kur- fuͤrſten Fuͤrſten und Staͤnden des Reiches.“ Iſt das Prinzip der meiſten Abkommen die man traf. (Mel. Epp. I, 743.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0208" n="198"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Drittes Buch. Sechstes Capitel</hi>.</fw><lb/> welche ſich jetzt zu reichsſtädtiſchen Freiheiten zu erheben<lb/> gedachten, <note place="foot" n="1">Johann Reinhards Wuͤrzburgiſche Chronik in Ludwig Wuͤrzb.<lb/> Geſchichtſchr. <hi rendition="#aq">p.</hi> 886.</note> und ſchwuren einander nicht zu verlaſſen, bis<lb/> der Frauenberg erobert ſey, wo die letzte Kraft der Rit-<lb/> terſchaft und des Fürſtenthums in Franken, die ſich jetzt<lb/> vereinigt hatten, verſammelt war.</p><lb/> <p>Und in dieſem Augenblick, Ende April, Anfang Mai<lb/> 1525, war bereits in ganz Oberdeutſchland ein ähnlicher<lb/> Zuſtand eingetreten. Allenthalben waren Bewegungen aus-<lb/> gebrochen und im Grunde auch überall ſiegreich geblieben.</p><lb/> <p>Der Biſchof von Speier hatte die Bedingungen der<lb/> Bauern eingehen müſſen: <note place="foot" n="2">Gnodalius <hi rendition="#aq">II,</hi> 142.</note> der Churfürſt von der Pfalz<lb/> hatte ſich in freiem Felde bei dem Dorfe Horſt vor ihnen<lb/> geſtellt und ihnen Erledigung ihrer Beſchwerden auf die<lb/> Grundlage der 12 Artikel verſprochen. <note place="foot" n="3">Schreiben des Churfuͤrſten an Melanchthon: „Haben uns mit<lb/> ihnen der 12 Artikel wegen eines Landtags vereinigt, dergeſtalt was<lb/> wir uns derſelben mit ihnen vergleichen moͤchten das hat ſeine Wege,<lb/> weß wir uns aber nicht vertragen koͤnnen, das ſolt ſtehen zu Kur-<lb/> fuͤrſten Fuͤrſten und Staͤnden des Reiches.“ Iſt das Prinzip der<lb/> meiſten Abkommen die man traf. (<hi rendition="#aq">Mel. Epp. I,</hi> 743.)</note> Im Elſaß war<lb/> ſelbſt die Reſidenz des Biſchofs, Zabern in die Hände der<lb/> Bauern gefallen: die Einwohner der kleinen Städte erklär-<lb/> ten, ſie hätten keine Spieße um die Bauern zu ſtechen:<lb/> deren Hauptleute, der Schlemmerhans und der Deckerhans<lb/> hatten einen Augenblick die Herrſchaft. Da Markgraf<lb/> Ernſt von Baden die Bedingungen der Bauern nicht ein-<lb/> gehn wollte, wurden ſeine Schlöſſer eingenommen, und er<lb/> mußte flüchtig werden. Die Ritterſchaft des Hegau ward<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0208]
Drittes Buch. Sechstes Capitel.
welche ſich jetzt zu reichsſtädtiſchen Freiheiten zu erheben
gedachten, 1 und ſchwuren einander nicht zu verlaſſen, bis
der Frauenberg erobert ſey, wo die letzte Kraft der Rit-
terſchaft und des Fürſtenthums in Franken, die ſich jetzt
vereinigt hatten, verſammelt war.
Und in dieſem Augenblick, Ende April, Anfang Mai
1525, war bereits in ganz Oberdeutſchland ein ähnlicher
Zuſtand eingetreten. Allenthalben waren Bewegungen aus-
gebrochen und im Grunde auch überall ſiegreich geblieben.
Der Biſchof von Speier hatte die Bedingungen der
Bauern eingehen müſſen: 2 der Churfürſt von der Pfalz
hatte ſich in freiem Felde bei dem Dorfe Horſt vor ihnen
geſtellt und ihnen Erledigung ihrer Beſchwerden auf die
Grundlage der 12 Artikel verſprochen. 3 Im Elſaß war
ſelbſt die Reſidenz des Biſchofs, Zabern in die Hände der
Bauern gefallen: die Einwohner der kleinen Städte erklär-
ten, ſie hätten keine Spieße um die Bauern zu ſtechen:
deren Hauptleute, der Schlemmerhans und der Deckerhans
hatten einen Augenblick die Herrſchaft. Da Markgraf
Ernſt von Baden die Bedingungen der Bauern nicht ein-
gehn wollte, wurden ſeine Schlöſſer eingenommen, und er
mußte flüchtig werden. Die Ritterſchaft des Hegau ward
1 Johann Reinhards Wuͤrzburgiſche Chronik in Ludwig Wuͤrzb.
Geſchichtſchr. p. 886.
2 Gnodalius II, 142.
3 Schreiben des Churfuͤrſten an Melanchthon: „Haben uns mit
ihnen der 12 Artikel wegen eines Landtags vereinigt, dergeſtalt was
wir uns derſelben mit ihnen vergleichen moͤchten das hat ſeine Wege,
weß wir uns aber nicht vertragen koͤnnen, das ſolt ſtehen zu Kur-
fuͤrſten Fuͤrſten und Staͤnden des Reiches.“ Iſt das Prinzip der
meiſten Abkommen die man traf. (Mel. Epp. I, 743.)
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