Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Drittes Buch. Sechstes Capitel. ruhr erzeugten, greifen hier am unterscheidbarsten in einan-der. Auch wurden hier die ersten allgemeinen Ideen ge- faßt; wahrscheinlich sind hier die zwölf Artikel entstanden die dann als das Manifest der Bauerschaften durch das Reich giengen. Fürs Erste war man jedoch noch nicht so gut gerü- Besonders schwierig waren immer die Unterthanen des Dieser erste Vortheil war nun eine Aufmunterung für tent Schneggenhüßli suchen, Garn winden, Erdbeer, Kriesen, Schle- hen gewinnen, und ander dergleichen thun, den Herren und Frouwen werken bei gutem Wetter, ihnen selbs im Ungewetter; das Gejägd und d' Hund lüffent ohne Achtung einigs Schadens;" die Sache sey an das Kammergericht gekommen, man habe aber die Entscheidung nicht erwartet. 1 Materialien zur Geschichte des Bauernkriegs. Chemnitz
1791. Bd I, p. 28. Drittes Buch. Sechstes Capitel. ruhr erzeugten, greifen hier am unterſcheidbarſten in einan-der. Auch wurden hier die erſten allgemeinen Ideen ge- faßt; wahrſcheinlich ſind hier die zwölf Artikel entſtanden die dann als das Manifeſt der Bauerſchaften durch das Reich giengen. Fürs Erſte war man jedoch noch nicht ſo gut gerü- Beſonders ſchwierig waren immer die Unterthanen des Dieſer erſte Vortheil war nun eine Aufmunterung für tent Schneggenhuͤßli ſuchen, Garn winden, Erdbeer, Krieſen, Schle- hen gewinnen, und ander dergleichen thun, den Herren und Frouwen werken bei gutem Wetter, ihnen ſelbs im Ungewetter; das Gejaͤgd und d’ Hund luͤffent ohne Achtung einigs Schadens;“ die Sache ſey an das Kammergericht gekommen, man habe aber die Entſcheidung nicht erwartet. 1 Materialien zur Geſchichte des Bauernkriegs. Chemnitz
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Drittes Buch. Sechstes Capitel.
ruhr erzeugten, greifen hier am unterſcheidbarſten in einan-
der. Auch wurden hier die erſten allgemeinen Ideen ge-
faßt; wahrſcheinlich ſind hier die zwölf Artikel entſtanden
die dann als das Manifeſt der Bauerſchaften durch das
Reich giengen.
Fürs Erſte war man jedoch noch nicht ſo gut gerü-
ſtet, um den Völkern des Erzherzogs und des ſchwäbiſchen
Bundes zu widerſtehn. Man ward im Herbſt noch ein-
mal genöthigt, die Waffen niederzulegen. Dagegen nahm
das Ereigniß im Anfang des Jahres 1525 einen entſchei-
denden Gang.
Beſonders ſchwierig waren immer die Unterthanen des
Abtes zu Kempten geweſen: ſchon dreißig Jahr früher hatte
ſich in ſeinem Gebiete ein Aufruhr erhoben, der nur mit
großer Mühe gedämpft wurde. Hier war es nun auch,
wo die Bauern im Januar 1525 den erſten Sieg erkämpf-
ten. Ohne Zweifel erhielten ſie beſonders durch die Theil-
nahme der Bürger die Oberhand. Der Abt konnte ſich
auch auf dem Schloß, wohin er geflohen, nicht behaupten,
ward nach der Stadt geführt und mußte hier einen ſehr
nachtheiligen Vertrag unterſchreiben. Die Bauern begnüg-
ten ſich mit der Beute, die ſie im Kloſter machten. 1
Dieſer erſte Vortheil war nun eine Aufmunterung für
alle Gleichgeſinnte.
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1 Materialien zur Geſchichte des Bauernkriegs. Chemnitz
1791. Bd I, p. 28.
3 tent Schneggenhuͤßli ſuchen, Garn winden, Erdbeer, Krieſen, Schle-
hen gewinnen, und ander dergleichen thun, den Herren und Frouwen
werken bei gutem Wetter, ihnen ſelbs im Ungewetter; das Gejaͤgd
und d’ Hund luͤffent ohne Achtung einigs Schadens;“ die Sache ſey
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