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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Sechstes Capitel.
ruhr erzeugten, greifen hier am unterscheidbarsten in einan-
der. Auch wurden hier die ersten allgemeinen Ideen ge-
faßt; wahrscheinlich sind hier die zwölf Artikel entstanden
die dann als das Manifest der Bauerschaften durch das
Reich giengen.

Fürs Erste war man jedoch noch nicht so gut gerü-
stet, um den Völkern des Erzherzogs und des schwäbischen
Bundes zu widerstehn. Man ward im Herbst noch ein-
mal genöthigt, die Waffen niederzulegen. Dagegen nahm
das Ereigniß im Anfang des Jahres 1525 einen entschei-
denden Gang.

Besonders schwierig waren immer die Unterthanen des
Abtes zu Kempten gewesen: schon dreißig Jahr früher hatte
sich in seinem Gebiete ein Aufruhr erhoben, der nur mit
großer Mühe gedämpft wurde. Hier war es nun auch,
wo die Bauern im Januar 1525 den ersten Sieg erkämpf-
ten. Ohne Zweifel erhielten sie besonders durch die Theil-
nahme der Bürger die Oberhand. Der Abt konnte sich
auch auf dem Schloß, wohin er geflohen, nicht behaupten,
ward nach der Stadt geführt und mußte hier einen sehr
nachtheiligen Vertrag unterschreiben. Die Bauern begnüg-
ten sich mit der Beute, die sie im Kloster machten. 1

Dieser erste Vortheil war nun eine Aufmunterung für
alle Gleichgesinnte.


tent Schneggenhüßli suchen, Garn winden, Erdbeer, Kriesen, Schle-
hen gewinnen, und ander dergleichen thun, den Herren und Frouwen
werken bei gutem Wetter, ihnen selbs im Ungewetter; das Gejägd
und d' Hund lüffent ohne Achtung einigs Schadens;" die Sache sey
an das Kammergericht gekommen, man habe aber die Entscheidung
nicht erwartet.
1 Materialien zur Geschichte des Bauernkriegs. Chemnitz
1791. Bd I, p. 28.

Drittes Buch. Sechstes Capitel.
ruhr erzeugten, greifen hier am unterſcheidbarſten in einan-
der. Auch wurden hier die erſten allgemeinen Ideen ge-
faßt; wahrſcheinlich ſind hier die zwölf Artikel entſtanden
die dann als das Manifeſt der Bauerſchaften durch das
Reich giengen.

Fürs Erſte war man jedoch noch nicht ſo gut gerü-
ſtet, um den Völkern des Erzherzogs und des ſchwäbiſchen
Bundes zu widerſtehn. Man ward im Herbſt noch ein-
mal genöthigt, die Waffen niederzulegen. Dagegen nahm
das Ereigniß im Anfang des Jahres 1525 einen entſchei-
denden Gang.

Beſonders ſchwierig waren immer die Unterthanen des
Abtes zu Kempten geweſen: ſchon dreißig Jahr früher hatte
ſich in ſeinem Gebiete ein Aufruhr erhoben, der nur mit
großer Mühe gedämpft wurde. Hier war es nun auch,
wo die Bauern im Januar 1525 den erſten Sieg erkämpf-
ten. Ohne Zweifel erhielten ſie beſonders durch die Theil-
nahme der Bürger die Oberhand. Der Abt konnte ſich
auch auf dem Schloß, wohin er geflohen, nicht behaupten,
ward nach der Stadt geführt und mußte hier einen ſehr
nachtheiligen Vertrag unterſchreiben. Die Bauern begnüg-
ten ſich mit der Beute, die ſie im Kloſter machten. 1

Dieſer erſte Vortheil war nun eine Aufmunterung für
alle Gleichgeſinnte.


tent Schneggenhuͤßli ſuchen, Garn winden, Erdbeer, Krieſen, Schle-
hen gewinnen, und ander dergleichen thun, den Herren und Frouwen
werken bei gutem Wetter, ihnen ſelbs im Ungewetter; das Gejaͤgd
und d’ Hund luͤffent ohne Achtung einigs Schadens;“ die Sache ſey
an das Kammergericht gekommen, man habe aber die Entſcheidung
nicht erwartet.
1 Materialien zur Geſchichte des Bauernkriegs. Chemnitz
1791. Bd I, p. 28.
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[190/0200] Drittes Buch. Sechstes Capitel. ruhr erzeugten, greifen hier am unterſcheidbarſten in einan- der. Auch wurden hier die erſten allgemeinen Ideen ge- faßt; wahrſcheinlich ſind hier die zwölf Artikel entſtanden die dann als das Manifeſt der Bauerſchaften durch das Reich giengen. Fürs Erſte war man jedoch noch nicht ſo gut gerü- ſtet, um den Völkern des Erzherzogs und des ſchwäbiſchen Bundes zu widerſtehn. Man ward im Herbſt noch ein- mal genöthigt, die Waffen niederzulegen. Dagegen nahm das Ereigniß im Anfang des Jahres 1525 einen entſchei- denden Gang. Beſonders ſchwierig waren immer die Unterthanen des Abtes zu Kempten geweſen: ſchon dreißig Jahr früher hatte ſich in ſeinem Gebiete ein Aufruhr erhoben, der nur mit großer Mühe gedämpft wurde. Hier war es nun auch, wo die Bauern im Januar 1525 den erſten Sieg erkämpf- ten. Ohne Zweifel erhielten ſie beſonders durch die Theil- nahme der Bürger die Oberhand. Der Abt konnte ſich auch auf dem Schloß, wohin er geflohen, nicht behaupten, ward nach der Stadt geführt und mußte hier einen ſehr nachtheiligen Vertrag unterſchreiben. Die Bauern begnüg- ten ſich mit der Beute, die ſie im Kloſter machten. 1 Dieſer erſte Vortheil war nun eine Aufmunterung für alle Gleichgeſinnte. 3 1 Materialien zur Geſchichte des Bauernkriegs. Chemnitz 1791. Bd I, p. 28. 3 tent Schneggenhuͤßli ſuchen, Garn winden, Erdbeer, Krieſen, Schle- hen gewinnen, und ander dergleichen thun, den Herren und Frouwen werken bei gutem Wetter, ihnen ſelbs im Ungewetter; das Gejaͤgd und d’ Hund luͤffent ohne Achtung einigs Schadens;“ die Sache ſey an das Kammergericht gekommen, man habe aber die Entſcheidung nicht erwartet.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/200>, abgerufen am 28.11.2024.