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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Bauernkrieg.
neuen Lehre verfolgte: der Antheil den der Graf von Sulz,
oberster Regent zu Insbruck, Erbhofrichter zu Rothweil,
persönlich an diesen Maaßregeln nahm, -- wie denn auch
die Grafen von Lupfen und Fürstenberg als besondre Feinde
der Lutherischen und der Bauern bezeichnet wurden: -- die
Anwesenheit Thomas Münzers, den ein richtig treffendes
Gefühl eben dahin gezogen: endlich wohl auch die Folgen
eines Hagelschlages, der im Sommer 1524 die Hofnun-
gen der Ernte im Kletgau vernichtete. Schon am 24sten
August 1524 zog Hans Müller von Bulgenbach mit ei-
ner ansehnlichen Bauernschaar, unter schwarz-roth-weißer
Fahne zur Kirchweih in Waldshut ein: er verheimlichte
die Absicht nicht, eine evangelische Brüderschaft zu errich-
ten, um die Bauerschaften im ganzen Reiche frei zu ma-
chen. Ein kleiner Beitrag, den die Mitglieder zahlten,
war dazu bestimmt, Boten zu besolden, um die Verbin-
dung über alle deutsche Gebiete zu verbreiten. 1 Die Un-
terthanen der Grafen von Werdenberg, Montfort, Lupfen,
Sulz erhoben sich bereits. Die Sulzischen fragten vorher
bei Zürich an, in dessen Bürgerrechte ihr Herr stand, und
diese Stadt trug kein Bedenken, die Duldung evangelischer
Prediger zur Bedingung des Gehorsams zu machen. 2
Es wäre der Mühe werth, dem Gange dieser Bewegun-
gen noch genauer nachzuforschen, als es bisher geschehen
ist. 3 Die verschiednen Momente, welche den Bauernauf-

1 Schreiber Taschenbuch für Süddeutschland I, 72.
2 Füßlins Beiträge zur Historie der Kirchenreformation Bd
II, p. 68.
3 Nach Anshelm VI, p. 298 beklagten sich die Unterthanen
der Grafen von Lupfen und Fürstenberg, daß sie "am Fyrtag müß-

Bauernkrieg.
neuen Lehre verfolgte: der Antheil den der Graf von Sulz,
oberſter Regent zu Insbruck, Erbhofrichter zu Rothweil,
perſönlich an dieſen Maaßregeln nahm, — wie denn auch
die Grafen von Lupfen und Fürſtenberg als beſondre Feinde
der Lutheriſchen und der Bauern bezeichnet wurden: — die
Anweſenheit Thomas Münzers, den ein richtig treffendes
Gefühl eben dahin gezogen: endlich wohl auch die Folgen
eines Hagelſchlages, der im Sommer 1524 die Hofnun-
gen der Ernte im Kletgau vernichtete. Schon am 24ſten
Auguſt 1524 zog Hans Müller von Bulgenbach mit ei-
ner anſehnlichen Bauernſchaar, unter ſchwarz-roth-weißer
Fahne zur Kirchweih in Waldshut ein: er verheimlichte
die Abſicht nicht, eine evangeliſche Brüderſchaft zu errich-
ten, um die Bauerſchaften im ganzen Reiche frei zu ma-
chen. Ein kleiner Beitrag, den die Mitglieder zahlten,
war dazu beſtimmt, Boten zu beſolden, um die Verbin-
dung über alle deutſche Gebiete zu verbreiten. 1 Die Un-
terthanen der Grafen von Werdenberg, Montfort, Lupfen,
Sulz erhoben ſich bereits. Die Sulziſchen fragten vorher
bei Zürich an, in deſſen Bürgerrechte ihr Herr ſtand, und
dieſe Stadt trug kein Bedenken, die Duldung evangeliſcher
Prediger zur Bedingung des Gehorſams zu machen. 2
Es wäre der Mühe werth, dem Gange dieſer Bewegun-
gen noch genauer nachzuforſchen, als es bisher geſchehen
iſt. 3 Die verſchiednen Momente, welche den Bauernauf-

1 Schreiber Taſchenbuch fuͤr Suͤddeutſchland I, 72.
2 Fuͤßlins Beitraͤge zur Hiſtorie der Kirchenreformation Bd
II, p. 68.
3 Nach Anshelm VI, p. 298 beklagten ſich die Unterthanen
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[189/0199] Bauernkrieg. neuen Lehre verfolgte: der Antheil den der Graf von Sulz, oberſter Regent zu Insbruck, Erbhofrichter zu Rothweil, perſönlich an dieſen Maaßregeln nahm, — wie denn auch die Grafen von Lupfen und Fürſtenberg als beſondre Feinde der Lutheriſchen und der Bauern bezeichnet wurden: — die Anweſenheit Thomas Münzers, den ein richtig treffendes Gefühl eben dahin gezogen: endlich wohl auch die Folgen eines Hagelſchlages, der im Sommer 1524 die Hofnun- gen der Ernte im Kletgau vernichtete. Schon am 24ſten Auguſt 1524 zog Hans Müller von Bulgenbach mit ei- ner anſehnlichen Bauernſchaar, unter ſchwarz-roth-weißer Fahne zur Kirchweih in Waldshut ein: er verheimlichte die Abſicht nicht, eine evangeliſche Brüderſchaft zu errich- ten, um die Bauerſchaften im ganzen Reiche frei zu ma- chen. Ein kleiner Beitrag, den die Mitglieder zahlten, war dazu beſtimmt, Boten zu beſolden, um die Verbin- dung über alle deutſche Gebiete zu verbreiten. 1 Die Un- terthanen der Grafen von Werdenberg, Montfort, Lupfen, Sulz erhoben ſich bereits. Die Sulziſchen fragten vorher bei Zürich an, in deſſen Bürgerrechte ihr Herr ſtand, und dieſe Stadt trug kein Bedenken, die Duldung evangeliſcher Prediger zur Bedingung des Gehorſams zu machen. 2 Es wäre der Mühe werth, dem Gange dieſer Bewegun- gen noch genauer nachzuforſchen, als es bisher geſchehen iſt. 3 Die verſchiednen Momente, welche den Bauernauf- 1 Schreiber Taſchenbuch fuͤr Suͤddeutſchland I, 72. 2 Fuͤßlins Beitraͤge zur Hiſtorie der Kirchenreformation Bd II, p. 68. 3 Nach Anshelm VI, p. 298 beklagten ſich die Unterthanen der Grafen von Lupfen und Fuͤrſtenberg, daß ſie „am Fyrtag muͤß-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/199>, abgerufen am 28.11.2024.