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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Fünftes Capitel.
zweiten Hälfte seiner Regierung empfunden, was ihm die
Abneigung des Churfürsten von Sachsen bedeute, und nur
durch eine Beseitigung dieser Zwistigkeit, durch das Ein-
gehn einer engen Verbindung mit dem ernestinischen Sach-
sen war die Wahl Carls V möglich geworden: auch seit-
dem hatte man Churfürst Friedrich wenigstens in allen
äußerlichen Beziehungen als einen unzweifelhaften Verbün-
deten mit großer Rücksicht behandelt. Dieses Verhältniß
löste der Kaiser jetzt auf. Er fand es seiner Weltstellung
angemessener, vortheilhafter, seine Schwester Catharina mit
dem König von Portugal Johann III zu vermählen, als
mit dem Neffen des Churfürsten von Sachsen, dem er sie
zugesagt: er hatte Hannart beauftragt, diesen Entschluß dem
sächsischen Hofe anzuzeigen. 1 Wir erinnern uns, wie
schmeichelhaft dem Bruder Friedrichs, Herzog Johann, der
Antrag gewesen war: wie er nur Einwendungen der Be-
scheidenheit dagegen gemacht, und zuletzt erfreut nachgege-
ben hatte. In demselben Grade empfindlich war ihm nun
die Eröffnung Hannarts. Der sächsiche Hof war tief be-
troffen. Die Freunde des Churfürsten in der Umgebung
des Erzherzogs hätten gewünscht, er möchte sich dagegen
regen: 2 allein wie er früher keinen persönlichen Antheil an

1 Müller: Geschichte der Protestation theilt hierüber die nä-
hern Umstände mit.
2 In der schon oben angeführten geheimen Correspondenz
Friedrichs mit den Räthen Ferdinands findet sich ein Zettel, wo ei-
ner derselben schreibt: "S. fürstl. Durchlaucht begeren sonderlich, das
der Heirath vollzogen werd, damit S. F. Gn. desto mer Fug und
Statt hab, S. Chf. Gn. als irn angenommenen Vatern um Rath
teglich anzusuchen:" eine Meinung die schwerlich von jenem ganzen
Hofe getheilt ward.

Drittes Buch. Fuͤnftes Capitel.
zweiten Hälfte ſeiner Regierung empfunden, was ihm die
Abneigung des Churfürſten von Sachſen bedeute, und nur
durch eine Beſeitigung dieſer Zwiſtigkeit, durch das Ein-
gehn einer engen Verbindung mit dem erneſtiniſchen Sach-
ſen war die Wahl Carls V möglich geworden: auch ſeit-
dem hatte man Churfürſt Friedrich wenigſtens in allen
äußerlichen Beziehungen als einen unzweifelhaften Verbün-
deten mit großer Rückſicht behandelt. Dieſes Verhältniß
löſte der Kaiſer jetzt auf. Er fand es ſeiner Weltſtellung
angemeſſener, vortheilhafter, ſeine Schweſter Catharina mit
dem König von Portugal Johann III zu vermählen, als
mit dem Neffen des Churfürſten von Sachſen, dem er ſie
zugeſagt: er hatte Hannart beauftragt, dieſen Entſchluß dem
ſächſiſchen Hofe anzuzeigen. 1 Wir erinnern uns, wie
ſchmeichelhaft dem Bruder Friedrichs, Herzog Johann, der
Antrag geweſen war: wie er nur Einwendungen der Be-
ſcheidenheit dagegen gemacht, und zuletzt erfreut nachgege-
ben hatte. In demſelben Grade empfindlich war ihm nun
die Eröffnung Hannarts. Der ſächſiche Hof war tief be-
troffen. Die Freunde des Churfürſten in der Umgebung
des Erzherzogs hätten gewünſcht, er möchte ſich dagegen
regen: 2 allein wie er früher keinen perſönlichen Antheil an

1 Muͤller: Geſchichte der Proteſtation theilt hieruͤber die naͤ-
hern Umſtaͤnde mit.
2 In der ſchon oben angefuͤhrten geheimen Correſpondenz
Friedrichs mit den Raͤthen Ferdinands findet ſich ein Zettel, wo ei-
ner derſelben ſchreibt: „S. fuͤrſtl. Durchlaucht begeren ſonderlich, das
der Heirath vollzogen werd, damit S. F. Gn. deſto mer Fug und
Statt hab, S. Chf. Gn. als irn angenommenen Vatern um Rath
teglich anzuſuchen:“ eine Meinung die ſchwerlich von jenem ganzen
Hofe getheilt ward.
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[168/0178] Drittes Buch. Fuͤnftes Capitel. zweiten Hälfte ſeiner Regierung empfunden, was ihm die Abneigung des Churfürſten von Sachſen bedeute, und nur durch eine Beſeitigung dieſer Zwiſtigkeit, durch das Ein- gehn einer engen Verbindung mit dem erneſtiniſchen Sach- ſen war die Wahl Carls V möglich geworden: auch ſeit- dem hatte man Churfürſt Friedrich wenigſtens in allen äußerlichen Beziehungen als einen unzweifelhaften Verbün- deten mit großer Rückſicht behandelt. Dieſes Verhältniß löſte der Kaiſer jetzt auf. Er fand es ſeiner Weltſtellung angemeſſener, vortheilhafter, ſeine Schweſter Catharina mit dem König von Portugal Johann III zu vermählen, als mit dem Neffen des Churfürſten von Sachſen, dem er ſie zugeſagt: er hatte Hannart beauftragt, dieſen Entſchluß dem ſächſiſchen Hofe anzuzeigen. 1 Wir erinnern uns, wie ſchmeichelhaft dem Bruder Friedrichs, Herzog Johann, der Antrag geweſen war: wie er nur Einwendungen der Be- ſcheidenheit dagegen gemacht, und zuletzt erfreut nachgege- ben hatte. In demſelben Grade empfindlich war ihm nun die Eröffnung Hannarts. Der ſächſiche Hof war tief be- troffen. Die Freunde des Churfürſten in der Umgebung des Erzherzogs hätten gewünſcht, er möchte ſich dagegen regen: 2 allein wie er früher keinen perſönlichen Antheil an 1 Muͤller: Geſchichte der Proteſtation theilt hieruͤber die naͤ- hern Umſtaͤnde mit. 2 In der ſchon oben angefuͤhrten geheimen Correſpondenz Friedrichs mit den Raͤthen Ferdinands findet ſich ein Zettel, wo ei- ner derſelben ſchreibt: „S. fuͤrſtl. Durchlaucht begeren ſonderlich, das der Heirath vollzogen werd, damit S. F. Gn. deſto mer Fug und Statt hab, S. Chf. Gn. als irn angenommenen Vatern um Rath teglich anzuſuchen:“ eine Meinung die ſchwerlich von jenem ganzen Hofe getheilt ward.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/178>, abgerufen am 26.11.2024.