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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Convent in Regensburg.

Der Legat eröffnete die Versammlung mit einem Vor-
trag über die Gefahren der religiösen Bewegung für beide
Stände: er ermahnte sie, ihre Irrungen fahren zu lassen
und gemeinschaftliche Anstalten zu treffen, damit "die ketze-
rische Lehre ausgerottet und der Ordnung der christlichen
Kirche gelebt werde." Erzherzog Ferdinand unterstützte
den Vortrag und legte den Versammelten besonders die
ihm gewährten Geldbewilligungen ans Herz.

Die Prälaten traten hierauf in drei Commissionen
auseinander, von denen die erste die Irrungen zwischen
Geistlichen und Weltlichen, die zweite die zunächst vorzu-
nehmenden Reformen, die dritte die über die Lehre zu tref-
fenden Anordnungen in Berathung zog. 1

Sechszehn Tag lang dauerten die Conferenzen auf
dem Regensburger Rathhaus, Vormittag und Nachmittag.
Einmal ward der Ernst der Geschäfte doch auch durch ei-
nen festlichen Nachttanz unterbrochen.

Vor allem ward die Geldbewilligungssache aufs Reine
gebracht.

Den Bischöfen leuchtete ein, daß die nach jedem Mo-
ment des Einschreitens gewaltsamer aufbrausende populäre
Gährung ihnen doch viel gefährlicher sey als alle Ober-
hoheit des Fürstenthums. Unter denen die wir genannt,
gab es wohl nur Wenige die nicht in ihrer Hauptstadt
mit immer wachsendem Widerstand zu kämpfen gehabt hät-
ten. Schon vor dem Jahr hatte es z. B. Cardinal Lang
nothwendig gefunden, 6 Fähnlein geübten Kriegsvolks in

1 Schreiben von Ebner und Nützel an Churfürst Friedrich,
worin sie ihm melden "was eine Schrift enthält, die ihnen vom Hofe
fürstlicher Durchleuchtigkeit (Ferdinands) zugekommen ist." 8 Juli
1524. (Weim. A.)
Convent in Regensburg.

Der Legat eröffnete die Verſammlung mit einem Vor-
trag über die Gefahren der religiöſen Bewegung für beide
Stände: er ermahnte ſie, ihre Irrungen fahren zu laſſen
und gemeinſchaftliche Anſtalten zu treffen, damit „die ketze-
riſche Lehre ausgerottet und der Ordnung der chriſtlichen
Kirche gelebt werde.“ Erzherzog Ferdinand unterſtützte
den Vortrag und legte den Verſammelten beſonders die
ihm gewährten Geldbewilligungen ans Herz.

Die Prälaten traten hierauf in drei Commiſſionen
auseinander, von denen die erſte die Irrungen zwiſchen
Geiſtlichen und Weltlichen, die zweite die zunächſt vorzu-
nehmenden Reformen, die dritte die über die Lehre zu tref-
fenden Anordnungen in Berathung zog. 1

Sechszehn Tag lang dauerten die Conferenzen auf
dem Regensburger Rathhaus, Vormittag und Nachmittag.
Einmal ward der Ernſt der Geſchäfte doch auch durch ei-
nen feſtlichen Nachttanz unterbrochen.

Vor allem ward die Geldbewilligungsſache aufs Reine
gebracht.

Den Biſchöfen leuchtete ein, daß die nach jedem Mo-
ment des Einſchreitens gewaltſamer aufbrauſende populäre
Gährung ihnen doch viel gefährlicher ſey als alle Ober-
hoheit des Fürſtenthums. Unter denen die wir genannt,
gab es wohl nur Wenige die nicht in ihrer Hauptſtadt
mit immer wachſendem Widerſtand zu kämpfen gehabt hät-
ten. Schon vor dem Jahr hatte es z. B. Cardinal Lang
nothwendig gefunden, 6 Fähnlein geübten Kriegsvolks in

1 Schreiben von Ebner und Nuͤtzel an Churfuͤrſt Friedrich,
worin ſie ihm melden „was eine Schrift enthaͤlt, die ihnen vom Hofe
fuͤrſtlicher Durchleuchtigkeit (Ferdinands) zugekommen iſt.“ 8 Juli
1524. (Weim. A.)
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[159/0169] Convent in Regensburg. Der Legat eröffnete die Verſammlung mit einem Vor- trag über die Gefahren der religiöſen Bewegung für beide Stände: er ermahnte ſie, ihre Irrungen fahren zu laſſen und gemeinſchaftliche Anſtalten zu treffen, damit „die ketze- riſche Lehre ausgerottet und der Ordnung der chriſtlichen Kirche gelebt werde.“ Erzherzog Ferdinand unterſtützte den Vortrag und legte den Verſammelten beſonders die ihm gewährten Geldbewilligungen ans Herz. Die Prälaten traten hierauf in drei Commiſſionen auseinander, von denen die erſte die Irrungen zwiſchen Geiſtlichen und Weltlichen, die zweite die zunächſt vorzu- nehmenden Reformen, die dritte die über die Lehre zu tref- fenden Anordnungen in Berathung zog. 1 Sechszehn Tag lang dauerten die Conferenzen auf dem Regensburger Rathhaus, Vormittag und Nachmittag. Einmal ward der Ernſt der Geſchäfte doch auch durch ei- nen feſtlichen Nachttanz unterbrochen. Vor allem ward die Geldbewilligungsſache aufs Reine gebracht. Den Biſchöfen leuchtete ein, daß die nach jedem Mo- ment des Einſchreitens gewaltſamer aufbrauſende populäre Gährung ihnen doch viel gefährlicher ſey als alle Ober- hoheit des Fürſtenthums. Unter denen die wir genannt, gab es wohl nur Wenige die nicht in ihrer Hauptſtadt mit immer wachſendem Widerſtand zu kämpfen gehabt hät- ten. Schon vor dem Jahr hatte es z. B. Cardinal Lang nothwendig gefunden, 6 Fähnlein geübten Kriegsvolks in 1 Schreiben von Ebner und Nuͤtzel an Churfuͤrſt Friedrich, worin ſie ihm melden „was eine Schrift enthaͤlt, die ihnen vom Hofe fuͤrſtlicher Durchleuchtigkeit (Ferdinands) zugekommen iſt.“ 8 Juli 1524. (Weim. A.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/169>, abgerufen am 25.11.2024.