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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Verbindung des Papstes mit Baiern.
Als Papst Clemens VII zur Tiara gelangte, widerrief er
alle Bewilligungen ähnlicher Art: diese aber hielt er doch
für gut auf die drei folgenden Jahre zu bestätigen: sie ist
dann von Zeit zu Zeit erneuert worden und eine Haupt-
grundlage der baierischen Finanzwirthschaft geblieben. 1

Auch die Universität ward hiebei nicht vergessen. Adrian
bewilligte, daß in jedem bairischen Capitel wenigstens Eine
Domherrnstelle an einen Professor der Theologie übertra-
gen werden könne: "zur Verbesserung dieser Facultät und
leichtern Ausrottung der Ketzereien, die sich dort wie in
andern deutschen Ländern erheben." 2

Noch ehe an irgend eine Staatsbildung im evange-
lischen Sinne zu denken war, tritt uns hier eine entgegen-
gesetzte Organisation zur Aufrechterhaltung des katholischen
Prinzipes entgegen, die für die Geschicke unsers Vaterlan-
des von der größten Bedeutung gewesen ist.

Wir sahen schon, daß die Bewegungen der Epoche
wesentlich auch aus den Competenzen der geistlichen mit

1 Vgl. Winter II, 321.
2 30sten August Öfele p. 277. Bei Mederer: Annales
acad. Ingolstad. IV,
234 findet sich die Bulle Clemens VII hier-
über, worin den Herzögen vergönnt wird, in den Capiteln zu Augs-
burg Freisingen Passau Regensburg Salzburg immer Einen ihrer
Professoren der Theologie zu Ingolstadt zu einer Präbende vorzu-
schlagen: "Sie haben angegeben, quod ecclesie predicte a Duci-
bus Bavarie fundate vel donationibus aucte fuerunt."
Der Grund
ist daß sie Theologen zu haben wünschen "hoc tempore periculoso,
quo Lutheriana et alie plurime hereses contra sedem apostolicam
-- propagantur, qui se murum pro Israel exponant et contra he-
reses predictas legendo predicando docendo et scribendo eas
confutent dejiciant et exterminent."
Das ist um so wichtiger, da
in diesen Jahren nach der Pest die Universität, wie die Statuten der
Juristenfacultät sagen, fast von neuem constituirt ward.

Verbindung des Papſtes mit Baiern.
Als Papſt Clemens VII zur Tiara gelangte, widerrief er
alle Bewilligungen ähnlicher Art: dieſe aber hielt er doch
für gut auf die drei folgenden Jahre zu beſtätigen: ſie iſt
dann von Zeit zu Zeit erneuert worden und eine Haupt-
grundlage der baieriſchen Finanzwirthſchaft geblieben. 1

Auch die Univerſität ward hiebei nicht vergeſſen. Adrian
bewilligte, daß in jedem bairiſchen Capitel wenigſtens Eine
Domherrnſtelle an einen Profeſſor der Theologie übertra-
gen werden könne: „zur Verbeſſerung dieſer Facultät und
leichtern Ausrottung der Ketzereien, die ſich dort wie in
andern deutſchen Ländern erheben.“ 2

Noch ehe an irgend eine Staatsbildung im evange-
liſchen Sinne zu denken war, tritt uns hier eine entgegen-
geſetzte Organiſation zur Aufrechterhaltung des katholiſchen
Prinzipes entgegen, die für die Geſchicke unſers Vaterlan-
des von der größten Bedeutung geweſen iſt.

Wir ſahen ſchon, daß die Bewegungen der Epoche
weſentlich auch aus den Competenzen der geiſtlichen mit

1 Vgl. Winter II, 321.
2 30ſten Auguſt Oͤfele p. 277. Bei Mederer: Annales
acad. Ingolstad. IV,
234 findet ſich die Bulle Clemens VII hier-
uͤber, worin den Herzoͤgen vergoͤnnt wird, in den Capiteln zu Augs-
burg Freiſingen Paſſau Regensburg Salzburg immer Einen ihrer
Profeſſoren der Theologie zu Ingolſtadt zu einer Praͤbende vorzu-
ſchlagen: „Sie haben angegeben, quod ecclesie predicte a Duci-
bus Bavarie fundate vel donationibus aucte fuerunt.“
Der Grund
iſt daß ſie Theologen zu haben wuͤnſchen „hoc tempore periculoso,
quo Lutheriana et alie plurime hereses contra sedem apostolicam
— propagantur, qui se murum pro Israel exponant et contra he-
reses predictas legendo predicando docendo et scribendo eas
confutent dejiciant et exterminent.“
Das iſt um ſo wichtiger, da
in dieſen Jahren nach der Peſt die Univerſitaͤt, wie die Statuten der
Juriſtenfacultaͤt ſagen, faſt von neuem conſtituirt ward.
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[155/0165] Verbindung des Papſtes mit Baiern. Als Papſt Clemens VII zur Tiara gelangte, widerrief er alle Bewilligungen ähnlicher Art: dieſe aber hielt er doch für gut auf die drei folgenden Jahre zu beſtätigen: ſie iſt dann von Zeit zu Zeit erneuert worden und eine Haupt- grundlage der baieriſchen Finanzwirthſchaft geblieben. 1 Auch die Univerſität ward hiebei nicht vergeſſen. Adrian bewilligte, daß in jedem bairiſchen Capitel wenigſtens Eine Domherrnſtelle an einen Profeſſor der Theologie übertra- gen werden könne: „zur Verbeſſerung dieſer Facultät und leichtern Ausrottung der Ketzereien, die ſich dort wie in andern deutſchen Ländern erheben.“ 2 Noch ehe an irgend eine Staatsbildung im evange- liſchen Sinne zu denken war, tritt uns hier eine entgegen- geſetzte Organiſation zur Aufrechterhaltung des katholiſchen Prinzipes entgegen, die für die Geſchicke unſers Vaterlan- des von der größten Bedeutung geweſen iſt. Wir ſahen ſchon, daß die Bewegungen der Epoche weſentlich auch aus den Competenzen der geiſtlichen mit 1 Vgl. Winter II, 321. 2 30ſten Auguſt Oͤfele p. 277. Bei Mederer: Annales acad. Ingolstad. IV, 234 findet ſich die Bulle Clemens VII hier- uͤber, worin den Herzoͤgen vergoͤnnt wird, in den Capiteln zu Augs- burg Freiſingen Paſſau Regensburg Salzburg immer Einen ihrer Profeſſoren der Theologie zu Ingolſtadt zu einer Praͤbende vorzu- ſchlagen: „Sie haben angegeben, quod ecclesie predicte a Duci- bus Bavarie fundate vel donationibus aucte fuerunt.“ Der Grund iſt daß ſie Theologen zu haben wuͤnſchen „hoc tempore periculoso, quo Lutheriana et alie plurime hereses contra sedem apostolicam — propagantur, qui se murum pro Israel exponant et contra he- reses predictas legendo predicando docendo et scribendo eas confutent dejiciant et exterminent.“ Das iſt um ſo wichtiger, da in dieſen Jahren nach der Peſt die Univerſitaͤt, wie die Statuten der Juriſtenfacultaͤt ſagen, faſt von neuem conſtituirt ward.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/165>, abgerufen am 25.11.2024.