Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Verbindung des Papstes mit Baiern. waren über die Eingriffe der geistlichen Gerichtsbarkeit indie weltliche so mißvergnügt wie andre Fürsten: bei Ge- lehrten, Geistlichen und Gemeinen griffen Luthers Meinun- gen eben so gut um sich, wie anderwärts. Schon gegen Ende des Jahres 1521 aber fiengen Die Zeitgenossen leiteten das daher, weil die Kloster- Das erste Symptom des innern Zusammenhanges ist Zu dieser Zeit war die Ingolstadter Universität durch 1 Flugschrift von Reckenhofer über die Seehofersche Sache: "Denn sobald du für München herauskompst auf drey Meyl gegen Burg, und fragst wes ist der Grund, Antwort: ist meines gnedigen Herrn von Degernsee, Chiemsee, Saunersee, also daß mer denn der halb Teyl des Bayrlandes der Geistlichen ist. (Panzer nr. 2462.) 2 Winter a. a. O. II, p. 325.
Verbindung des Papſtes mit Baiern. waren über die Eingriffe der geiſtlichen Gerichtsbarkeit indie weltliche ſo mißvergnügt wie andre Fürſten: bei Ge- lehrten, Geiſtlichen und Gemeinen griffen Luthers Meinun- gen eben ſo gut um ſich, wie anderwärts. Schon gegen Ende des Jahres 1521 aber fiengen Die Zeitgenoſſen leiteten das daher, weil die Kloſter- Das erſte Symptom des innern Zuſammenhanges iſt Zu dieſer Zeit war die Ingolſtadter Univerſität durch 1 Flugſchrift von Reckenhofer uͤber die Seehoferſche Sache: „Denn ſobald du fuͤr Muͤnchen herauskompſt auf drey Meyl gegen Burg, und fragſt wes iſt der Grund, Antwort: iſt meines gnedigen Herrn von Degernſee, Chiemſee, Saunerſee, alſo daß mer denn der halb Teyl des Bayrlandes der Geiſtlichen iſt. (Panzer nr. 2462.) 2 Winter a. a. O. II, p. 325.
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Verbindung des Papſtes mit Baiern.
waren über die Eingriffe der geiſtlichen Gerichtsbarkeit in
die weltliche ſo mißvergnügt wie andre Fürſten: bei Ge-
lehrten, Geiſtlichen und Gemeinen griffen Luthers Meinun-
gen eben ſo gut um ſich, wie anderwärts.
Schon gegen Ende des Jahres 1521 aber fiengen
die Herzoge an, ſich dem römiſchen Stuhle zu nähern: und
nahmen ſeitdem von Moment zu Moment immer entſchied-
ner Partei für die alten Meinungen.
Die Zeitgenoſſen leiteten das daher, weil die Kloſter-
Geiſtlichkeit in Baiern ſo mächtig ſey, ſo ausgebreiteten
Beſitz habe; 1 und gewiß hatte das Einfluß, wiewohl auf
eine etwas andre Weiſe als man ſich dachte.
Das erſte Symptom des innern Zuſammenhanges iſt
eine Bulle welche noch Leo X, unter dem 14ten Nov. 1521,
entwerfen ließ; in der er einer Commiſſion von Prälaten,
die von den Herzogen in Vorſchlag gebracht wurden, den
Auftrag ertheilte, die Klöſter zu viſitiren, Zucht und Ord-
nung in denſelben herzuſtellen. 2 Er ſtarb ehe dieſe Bulle
ausgefertigt wurde; allein er zeigte damit der bairiſchen
Regierung was ſie auf dieſem Wege erreichen könne. Eine
von dem Bisthum unabhängige, unter dem Einfluß des
Fürſtenthums ſtehende Commiſſion ward mit den Befug-
niſſen geiſtlicher Aufſicht beauftragt.
Zu dieſer Zeit war die Ingolſtadter Univerſität durch
eine peſtartige Krankheit ſo gut wie aufgelöſt. Als die
1 Flugſchrift von Reckenhofer uͤber die Seehoferſche Sache:
„Denn ſobald du fuͤr Muͤnchen herauskompſt auf drey Meyl gegen
Burg, und fragſt wes iſt der Grund, Antwort: iſt meines gnedigen
Herrn von Degernſee, Chiemſee, Saunerſee, alſo daß mer denn der
halb Teyl des Bayrlandes der Geiſtlichen iſt. (Panzer nr. 2462.)
2 Winter a. a. O. II, p. 325.
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