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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Sickingen.
zeigte sich sehr bald, daß die neue Kriegskunst der alten
Vertheidigung zu mächtig war. Am 30sten April 1523
fiengen die Fürsten an, die Burg aus ihren Carthaunen,
Nothschlangen und Scharfmetzen zu beschießen: sie waren
sehr wohl versehen, sehr wohl bedient: der junge Landgraf,
der in der Tracht eines Landsknechtes erschien, zeigte Muth
und Geschicklichkeit: 1 noch an demselben Tag brach der
große Thurm, von welchem ihr Lager übersehen und be-
droht wurde, zusammen. Eben ihrer Neuheit halber leiste-
ten die Mauern den Kugeln keinen rechten Widerstand.
Indem Sickingen dieses unerwartete Unheil bemerkte, nach
einer Schießluke gieng, und an das Sturmgeräth gelehnt,
zu überblicken suchte wie es stehe, was sich etwa thun
lasse, war eine Nothschlange eben dahin gerichtet worden
und traf nur allzugut: die Werkzeuge der Vertheidigung
wurden auseinandergeworfen, Sickingen selbst gegen einen
spitzen Balken geschleudert und in der Seite tödtlich ver-
wundet.

Das ganze Haus war zerschossen; in dem einzigen
Burggewölbe das sich gehalten, lag der Hauptmann ohne
Hofnung; Hülfe wollte nicht erscheinen. Wo sind nun
meine Herrn und Freunde, sagte Sickingen, die mir so viel
zugesagt? wo ist Fürstenberg? wo bleiben die Schweizer die
Strasburger? Er mußte sich entschließen zu capituliren. 2


1 Lettera da Ispruch a di 12 Mazo 1523 al Sr Mch. di
Mantoa. Il Landgrafio si e portato magnanimamente, essendo
sempre stato de li primi, in zuppone con le calze tagliate et in
corsaletto da Lanzichenech, et e giovane di 18 anni
. (Venez.
Chronik von Sanuto Bd 34.)
2 Bericht wie sich Franz von Sickingen Krieg verlaufen hat
bei Spalatin Sammlung zur sächs. Gesch. V, 148.

Sickingen.
zeigte ſich ſehr bald, daß die neue Kriegskunſt der alten
Vertheidigung zu mächtig war. Am 30ſten April 1523
fiengen die Fürſten an, die Burg aus ihren Carthaunen,
Nothſchlangen und Scharfmetzen zu beſchießen: ſie waren
ſehr wohl verſehen, ſehr wohl bedient: der junge Landgraf,
der in der Tracht eines Landsknechtes erſchien, zeigte Muth
und Geſchicklichkeit: 1 noch an demſelben Tag brach der
große Thurm, von welchem ihr Lager überſehen und be-
droht wurde, zuſammen. Eben ihrer Neuheit halber leiſte-
ten die Mauern den Kugeln keinen rechten Widerſtand.
Indem Sickingen dieſes unerwartete Unheil bemerkte, nach
einer Schießluke gieng, und an das Sturmgeräth gelehnt,
zu überblicken ſuchte wie es ſtehe, was ſich etwa thun
laſſe, war eine Nothſchlange eben dahin gerichtet worden
und traf nur allzugut: die Werkzeuge der Vertheidigung
wurden auseinandergeworfen, Sickingen ſelbſt gegen einen
ſpitzen Balken geſchleudert und in der Seite tödtlich ver-
wundet.

Das ganze Haus war zerſchoſſen; in dem einzigen
Burggewölbe das ſich gehalten, lag der Hauptmann ohne
Hofnung; Hülfe wollte nicht erſcheinen. Wo ſind nun
meine Herrn und Freunde, ſagte Sickingen, die mir ſo viel
zugeſagt? wo iſt Fürſtenberg? wo bleiben die Schweizer die
Strasburger? Er mußte ſich entſchließen zu capituliren. 2


1 Lettera da Ispruch a dì 12 Mazo 1523 al Sr Mch. di
Mantoa. Il Landgrafio si è portato magnanimamente, essendo
sempre stato de li primi, in zuppone con le calze tagliate et in
corsaletto da Lanzichenech, et è giovane di 18 anni
. (Venez.
Chronik von Sanuto Bd 34.)
2 Bericht wie ſich Franz von Sickingen Krieg verlaufen hat
bei Spalatin Sammlung zur ſaͤchſ. Geſch. V, 148.
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[117/0127] Sickingen. zeigte ſich ſehr bald, daß die neue Kriegskunſt der alten Vertheidigung zu mächtig war. Am 30ſten April 1523 fiengen die Fürſten an, die Burg aus ihren Carthaunen, Nothſchlangen und Scharfmetzen zu beſchießen: ſie waren ſehr wohl verſehen, ſehr wohl bedient: der junge Landgraf, der in der Tracht eines Landsknechtes erſchien, zeigte Muth und Geſchicklichkeit: 1 noch an demſelben Tag brach der große Thurm, von welchem ihr Lager überſehen und be- droht wurde, zuſammen. Eben ihrer Neuheit halber leiſte- ten die Mauern den Kugeln keinen rechten Widerſtand. Indem Sickingen dieſes unerwartete Unheil bemerkte, nach einer Schießluke gieng, und an das Sturmgeräth gelehnt, zu überblicken ſuchte wie es ſtehe, was ſich etwa thun laſſe, war eine Nothſchlange eben dahin gerichtet worden und traf nur allzugut: die Werkzeuge der Vertheidigung wurden auseinandergeworfen, Sickingen ſelbſt gegen einen ſpitzen Balken geſchleudert und in der Seite tödtlich ver- wundet. Das ganze Haus war zerſchoſſen; in dem einzigen Burggewölbe das ſich gehalten, lag der Hauptmann ohne Hofnung; Hülfe wollte nicht erſcheinen. Wo ſind nun meine Herrn und Freunde, ſagte Sickingen, die mir ſo viel zugeſagt? wo iſt Fürſtenberg? wo bleiben die Schweizer die Strasburger? Er mußte ſich entſchließen zu capituliren. 2 1 Lettera da Ispruch a dì 12 Mazo 1523 al Sr Mch. di Mantoa. Il Landgrafio si è portato magnanimamente, essendo sempre stato de li primi, in zuppone con le calze tagliate et in corsaletto da Lanzichenech, et è giovane di 18 anni. (Venez. Chronik von Sanuto Bd 34.) 2 Bericht wie ſich Franz von Sickingen Krieg verlaufen hat bei Spalatin Sammlung zur ſaͤchſ. Geſch. V, 148.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/127>, abgerufen am 23.11.2024.