Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh. Tagleistungen finden wir ihn; oder er hielt in seinen frän-kischen Fürstenthümern gastfreien prächtigen Hof, oder er wendete seine Aufmerksamkeit den märkischen Besitzthümern zu, die durch seinen Sohn mit aller Sorgfalt, welche die Rück- sicht auf einen strengen und ernsten Vater einflößen kann, re- giert wurden. Albrecht ist der würdige Stammvater des krie- gerischen brandenburgischen Hauses. Er hat ihm nicht allein, wie man weiß, sehr verständige Anweisungen sondern haupt- sächlich ein großes Beispiel hinterlassen. Diese beiden Fürsten nun ergriffen, wie gesagt, um das Jahr 1461 verschiedene Parteien. Friedrich, der noch keine ganz anerkannte Macht besaß, und in allen Dingen persönlichen Antrieben folgte, stellte sich an die Spitze der Opposition: Albrecht, der immer auf dem gebahnten Wege der bestehenden Verhält- nisse einherschritt, übernahm die Vertheidigung des Kai- sers und des Papstes; 1 das Glück schwankte eine Zeitlang. 1 In der Sammlung kaiserlicher Schreiben im Frankf. Archiv
Bd V findet sich ein sehr merkwürdiger Bericht von Johannes Brun über eine Audienz die er im October 1461 bei Albrecht Achilles hatte. Er sollte ihn um Nachlaß der ausgeschriebenen Hülfe bitten. Mkg. Albrecht weigerte sich darauf einzugehn. "Auch erzalte er, was Furnemen gen unßen gn. Herrn den Keyser gewest wäre und wy ein Gedenken noch dem Ryche sy, auch der Kunig von Behemen ganz Meynung habe zu Mittensommer für Francfort zu sin und das Rych zu erobern, und darnach wie u. g. H. der Keiser ine, sine Schwe- her von Baden und Wirtenberg angerufen und yne des Ryches Ba- nyer bevolhen habe, über Herzog Ludwig, um der Geschicht willen mit dem Bischof von Eystett, den von Werde und Dinkelsböl und umb die Pene, darin er deshalben verfallen sy; -- in den Dingen er uf niemant gebeitet oder gesehen, sondern zu Stund mit den sinen und des von Wirtenberg mit des Rychs Banyer zu Feld gele- gen und unsern Herrn den Keyser gelediget und die Last uf sich genommen, darin angesehen sine Pflicht, und was er habe das er Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh. Tagleiſtungen finden wir ihn; oder er hielt in ſeinen frän-kiſchen Fürſtenthümern gaſtfreien prächtigen Hof, oder er wendete ſeine Aufmerkſamkeit den märkiſchen Beſitzthümern zu, die durch ſeinen Sohn mit aller Sorgfalt, welche die Rück- ſicht auf einen ſtrengen und ernſten Vater einflößen kann, re- giert wurden. Albrecht iſt der würdige Stammvater des krie- geriſchen brandenburgiſchen Hauſes. Er hat ihm nicht allein, wie man weiß, ſehr verſtändige Anweiſungen ſondern haupt- ſächlich ein großes Beiſpiel hinterlaſſen. Dieſe beiden Fürſten nun ergriffen, wie geſagt, um das Jahr 1461 verſchiedene Parteien. Friedrich, der noch keine ganz anerkannte Macht beſaß, und in allen Dingen perſönlichen Antrieben folgte, ſtellte ſich an die Spitze der Oppoſition: Albrecht, der immer auf dem gebahnten Wege der beſtehenden Verhält- niſſe einherſchritt, übernahm die Vertheidigung des Kai- ſers und des Papſtes; 1 das Glück ſchwankte eine Zeitlang. 1 In der Sammlung kaiſerlicher Schreiben im Frankf. Archiv
Bd V findet ſich ein ſehr merkwuͤrdiger Bericht von Johannes Brun uͤber eine Audienz die er im October 1461 bei Albrecht Achilles hatte. Er ſollte ihn um Nachlaß der ausgeſchriebenen Huͤlfe bitten. Mkg. Albrecht weigerte ſich darauf einzugehn. „Auch erzalte er, was Furnemen gen unßen gn. Herrn den Keyſer geweſt waͤre und wy ein Gedenken noch dem Ryche ſy, auch der Kunig von Behemen ganz Meynung habe zu Mittenſommer fuͤr Francfort zu ſin und das Rych zu erobern, und darnach wie u. g. H. der Keiſer ine, ſine Schwe- her von Baden und Wirtenberg angerufen und yne des Ryches Ba- nyer bevolhen habe, uͤber Herzog Ludwig, um der Geſchicht willen mit dem Biſchof von Eyſtett, den von Werde und Dinkelsboͤl und umb die Pene, darin er deshalben verfallen ſy; — in den Dingen er uf niemant gebeitet oder geſehen, ſondern zu Stund mit den ſinen und des von Wirtenberg mit des Rychs Banyer zu Feld gele- gen und unſern Herrn den Keyſer gelediget und die Laſt uf ſich genommen, darin angeſehen ſine Pflicht, und was er habe das er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0089" n="71"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh</hi>.</fw><lb/> Tagleiſtungen finden wir ihn; oder er hielt in ſeinen frän-<lb/> kiſchen Fürſtenthümern gaſtfreien prächtigen Hof, oder er<lb/> wendete ſeine Aufmerkſamkeit den märkiſchen Beſitzthümern<lb/> zu, die durch ſeinen Sohn mit aller Sorgfalt, welche die Rück-<lb/> ſicht auf einen ſtrengen und ernſten Vater einflößen kann, re-<lb/> giert wurden. Albrecht iſt der würdige Stammvater des krie-<lb/> geriſchen brandenburgiſchen Hauſes. Er hat ihm nicht allein,<lb/> wie man weiß, ſehr verſtändige Anweiſungen ſondern haupt-<lb/> ſächlich ein großes Beiſpiel hinterlaſſen. Dieſe beiden Fürſten<lb/> nun ergriffen, wie geſagt, um das Jahr 1461 verſchiedene<lb/> Parteien. Friedrich, der noch keine ganz anerkannte Macht<lb/> beſaß, und in allen Dingen perſönlichen Antrieben folgte,<lb/> ſtellte ſich an die Spitze der Oppoſition: Albrecht, der<lb/> immer auf dem gebahnten Wege der beſtehenden Verhält-<lb/> niſſe einherſchritt, übernahm die Vertheidigung des Kai-<lb/> ſers und des Papſtes; <note xml:id="seg2pn_7_1" next="#seg2pn_7_2" place="foot" n="1">In der Sammlung kaiſerlicher Schreiben im Frankf. Archiv<lb/> Bd <hi rendition="#aq">V</hi> findet ſich ein ſehr merkwuͤrdiger Bericht von Johannes Brun<lb/> uͤber eine Audienz die er im October 1461 bei Albrecht Achilles<lb/> hatte. Er ſollte ihn um Nachlaß der ausgeſchriebenen Huͤlfe bitten.<lb/> Mkg. Albrecht weigerte ſich darauf einzugehn. „Auch erzalte er,<lb/> was Furnemen gen unßen gn. Herrn den Keyſer geweſt waͤre und<lb/> wy ein Gedenken noch dem Ryche ſy, auch der Kunig von Behemen<lb/> ganz Meynung habe zu Mittenſommer fuͤr Francfort zu ſin und das<lb/> Rych zu erobern, und darnach wie u. g. H. der Keiſer ine, ſine Schwe-<lb/> her von Baden und Wirtenberg angerufen und yne des Ryches Ba-<lb/> nyer bevolhen habe, uͤber Herzog Ludwig, um der Geſchicht willen<lb/> mit dem Biſchof von Eyſtett, den von Werde und Dinkelsboͤl und<lb/> umb die Pene, darin er deshalben verfallen ſy; — in den Dingen er<lb/> uf niemant gebeitet oder geſehen, ſondern zu Stund mit den ſinen<lb/> und des von Wirtenberg mit des Rychs Banyer zu Feld gele-<lb/> gen und unſern Herrn den Keyſer gelediget und die Laſt uf ſich<lb/> genommen, darin angeſehen ſine Pflicht, und was er habe das er</note> das Glück ſchwankte eine Zeitlang.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0089]
Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh.
Tagleiſtungen finden wir ihn; oder er hielt in ſeinen frän-
kiſchen Fürſtenthümern gaſtfreien prächtigen Hof, oder er
wendete ſeine Aufmerkſamkeit den märkiſchen Beſitzthümern
zu, die durch ſeinen Sohn mit aller Sorgfalt, welche die Rück-
ſicht auf einen ſtrengen und ernſten Vater einflößen kann, re-
giert wurden. Albrecht iſt der würdige Stammvater des krie-
geriſchen brandenburgiſchen Hauſes. Er hat ihm nicht allein,
wie man weiß, ſehr verſtändige Anweiſungen ſondern haupt-
ſächlich ein großes Beiſpiel hinterlaſſen. Dieſe beiden Fürſten
nun ergriffen, wie geſagt, um das Jahr 1461 verſchiedene
Parteien. Friedrich, der noch keine ganz anerkannte Macht
beſaß, und in allen Dingen perſönlichen Antrieben folgte,
ſtellte ſich an die Spitze der Oppoſition: Albrecht, der
immer auf dem gebahnten Wege der beſtehenden Verhält-
niſſe einherſchritt, übernahm die Vertheidigung des Kai-
ſers und des Papſtes; 1 das Glück ſchwankte eine Zeitlang.
1 In der Sammlung kaiſerlicher Schreiben im Frankf. Archiv
Bd V findet ſich ein ſehr merkwuͤrdiger Bericht von Johannes Brun
uͤber eine Audienz die er im October 1461 bei Albrecht Achilles
hatte. Er ſollte ihn um Nachlaß der ausgeſchriebenen Huͤlfe bitten.
Mkg. Albrecht weigerte ſich darauf einzugehn. „Auch erzalte er,
was Furnemen gen unßen gn. Herrn den Keyſer geweſt waͤre und
wy ein Gedenken noch dem Ryche ſy, auch der Kunig von Behemen
ganz Meynung habe zu Mittenſommer fuͤr Francfort zu ſin und das
Rych zu erobern, und darnach wie u. g. H. der Keiſer ine, ſine Schwe-
her von Baden und Wirtenberg angerufen und yne des Ryches Ba-
nyer bevolhen habe, uͤber Herzog Ludwig, um der Geſchicht willen
mit dem Biſchof von Eyſtett, den von Werde und Dinkelsboͤl und
umb die Pene, darin er deshalben verfallen ſy; — in den Dingen er
uf niemant gebeitet oder geſehen, ſondern zu Stund mit den ſinen
und des von Wirtenberg mit des Rychs Banyer zu Feld gele-
gen und unſern Herrn den Keyſer gelediget und die Laſt uf ſich
genommen, darin angeſehen ſine Pflicht, und was er habe das er
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