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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh.
Grenzen zurückzuweisen, die Marken zu beruhigen und wie-
derzuvereinigen, die dort sehr eigenthümlichen Grundlagen
der fürstlichen Macht wieder zu gewinnen und zu beleben.

Neben ihnen erhob sich das Haus Wettin durch die
Erwerbung der sächsischen Kurlande in den höchsten Rang
der Reichsfürsten und in den Zenith seiner Macht. Es
besaß wohl das zugleich ausgebreitetste und blühendste deut-
sche Fürstenthum, so lange die Brüder Ernst und Albrecht
zu Dresden einträchtig Hof hielten und gemeinschaftlich re-
gierten: auch als sie theilten, blieben beide Linien noch an-
sehnlich genug um in den Angelegenheiten von Deutschland,
ja von Europa eine Rolle zu spielen.

In der Pfalz erschien Friedrich der Siegreiche. Man
muß das lange Verzeichniß der Schlösser, Gebiete und
Güter lesen, die er bald durch Eroberung bald durch Kauf
und Vertrag, denen aber seine Überlegenheit in den Waf-
fen erst rechten Nachdruck gab, allen seinen Nachbarn ab-
gewann, um zu sehen, was ein deutscher Fürst damals
ausrichten, wie er sich Raum machen konnte.

Friedlichere Erwerbungen machte Hessen. Durch den
Anfall von Ziegenhain und Nidda, vor allem von Katzen-
elnbogen, einer sorgfältig gepflegten blühenden Landschaft,
von welcher die alten Grafen nie ein Dorf nie ein Gut
weder durch Fehde noch durch Kauf hatten abkommen las-
sen, erlangte es einen Zuwachs, der seinem alten Bestande
beinahe gleich kam.

Und ein ähnlicher Geist der Ausbreitung und Zusam-
menschmelzung war auch an vielen andern Orten lebendig.
Jülich und Berg vereinigten sich: Baiernlandshut ward

Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh.
Grenzen zurückzuweiſen, die Marken zu beruhigen und wie-
derzuvereinigen, die dort ſehr eigenthümlichen Grundlagen
der fürſtlichen Macht wieder zu gewinnen und zu beleben.

Neben ihnen erhob ſich das Haus Wettin durch die
Erwerbung der ſächſiſchen Kurlande in den höchſten Rang
der Reichsfürſten und in den Zenith ſeiner Macht. Es
beſaß wohl das zugleich ausgebreitetſte und blühendſte deut-
ſche Fürſtenthum, ſo lange die Brüder Ernſt und Albrecht
zu Dresden einträchtig Hof hielten und gemeinſchaftlich re-
gierten: auch als ſie theilten, blieben beide Linien noch an-
ſehnlich genug um in den Angelegenheiten von Deutſchland,
ja von Europa eine Rolle zu ſpielen.

In der Pfalz erſchien Friedrich der Siegreiche. Man
muß das lange Verzeichniß der Schlöſſer, Gebiete und
Güter leſen, die er bald durch Eroberung bald durch Kauf
und Vertrag, denen aber ſeine Überlegenheit in den Waf-
fen erſt rechten Nachdruck gab, allen ſeinen Nachbarn ab-
gewann, um zu ſehen, was ein deutſcher Fürſt damals
ausrichten, wie er ſich Raum machen konnte.

Friedlichere Erwerbungen machte Heſſen. Durch den
Anfall von Ziegenhain und Nidda, vor allem von Katzen-
elnbogen, einer ſorgfältig gepflegten blühenden Landſchaft,
von welcher die alten Grafen nie ein Dorf nie ein Gut
weder durch Fehde noch durch Kauf hatten abkommen laſ-
ſen, erlangte es einen Zuwachs, der ſeinem alten Beſtande
beinahe gleich kam.

Und ein ähnlicher Geiſt der Ausbreitung und Zuſam-
menſchmelzung war auch an vielen andern Orten lebendig.
Jülich und Berg vereinigten ſich: Baiernlandshut ward

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[63/0081] Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh. Grenzen zurückzuweiſen, die Marken zu beruhigen und wie- derzuvereinigen, die dort ſehr eigenthümlichen Grundlagen der fürſtlichen Macht wieder zu gewinnen und zu beleben. Neben ihnen erhob ſich das Haus Wettin durch die Erwerbung der ſächſiſchen Kurlande in den höchſten Rang der Reichsfürſten und in den Zenith ſeiner Macht. Es beſaß wohl das zugleich ausgebreitetſte und blühendſte deut- ſche Fürſtenthum, ſo lange die Brüder Ernſt und Albrecht zu Dresden einträchtig Hof hielten und gemeinſchaftlich re- gierten: auch als ſie theilten, blieben beide Linien noch an- ſehnlich genug um in den Angelegenheiten von Deutſchland, ja von Europa eine Rolle zu ſpielen. In der Pfalz erſchien Friedrich der Siegreiche. Man muß das lange Verzeichniß der Schlöſſer, Gebiete und Güter leſen, die er bald durch Eroberung bald durch Kauf und Vertrag, denen aber ſeine Überlegenheit in den Waf- fen erſt rechten Nachdruck gab, allen ſeinen Nachbarn ab- gewann, um zu ſehen, was ein deutſcher Fürſt damals ausrichten, wie er ſich Raum machen konnte. Friedlichere Erwerbungen machte Heſſen. Durch den Anfall von Ziegenhain und Nidda, vor allem von Katzen- elnbogen, einer ſorgfältig gepflegten blühenden Landſchaft, von welcher die alten Grafen nie ein Dorf nie ein Gut weder durch Fehde noch durch Kauf hatten abkommen laſ- ſen, erlangte es einen Zuwachs, der ſeinem alten Beſtande beinahe gleich kam. Und ein ähnlicher Geiſt der Ausbreitung und Zuſam- menſchmelzung war auch an vielen andern Orten lebendig. Jülich und Berg vereinigten ſich: Baiernlandshut ward

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/81>, abgerufen am 22.11.2024.