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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Beginnende Opposition.
konnte, so durfte er doch auch seinen Fürsten nichts ver-
geben. Vielmehr setzte er die Rechte der Churfürsten, auch
auf jenes angefochtene Vicariat wenigstens in deutschen
Landen erst recht feierlich fest. Es war ein Kern des Wi-
derstandes gebildet.

Ihn zu pflegen und zu entwickeln, kamen nun die
Verwirrungen des Schismas, die Tendenzen der Concilien
hinzu.

Da riß sich die Idee der Kirche zum ersten Mal ent-
schieden los von ihrer Erscheinung: die Nationen traten
als selbständige Glieder derselben auf: die Päpste wurden
gerichtet und abgesetzt: das aristokratisch-republikanische
Wesen, das in den Staaten eine so große Rolle spielte,
suchte auch das Papstthum, das seiner Natur nach höchst
monarchisch ist, zu durchdringen und umzugestalten. Die
Kirchenversammlung von Basel faßte die Absicht, zugleich
die Freiheit der Nationen und die Autorität der Concilien
auf immer festzustellen. Sie fand damit vorzüglich bei den
Deutschen großen Beifall. Ihre Reformationsdecrete wur-
den von der Reichsversammlung feierlich angenommen: 1 in
ihren Streitigkeiten mit Eugen IV entschlossen sich die Deut-
schen neutral zu bleiben, was sie dann gleich dahin führte,
daß sie auf eine Zeitlang von dem römischen Hofe eman-
cipirt wurden: 2 sie nöthigten den Papst, der es gewagt

1 Johannes de Segovia bei Koch sanctio pragmatica p. 256.
2 Erklärung bei Müller Reichstagstheater unter Friedrich III
p. 31. "In sola ordinaria jurisdictione citra praefatorum tam
papae quam concilii supremam autoritatem ecclescae politiae gu-
bernacula per dioceses et territoria nostra gubernabimus.

Beginnende Oppoſition.
konnte, ſo durfte er doch auch ſeinen Fürſten nichts ver-
geben. Vielmehr ſetzte er die Rechte der Churfürſten, auch
auf jenes angefochtene Vicariat wenigſtens in deutſchen
Landen erſt recht feierlich feſt. Es war ein Kern des Wi-
derſtandes gebildet.

Ihn zu pflegen und zu entwickeln, kamen nun die
Verwirrungen des Schismas, die Tendenzen der Concilien
hinzu.

Da riß ſich die Idee der Kirche zum erſten Mal ent-
ſchieden los von ihrer Erſcheinung: die Nationen traten
als ſelbſtändige Glieder derſelben auf: die Päpſte wurden
gerichtet und abgeſetzt: das ariſtokratiſch-republikaniſche
Weſen, das in den Staaten eine ſo große Rolle ſpielte,
ſuchte auch das Papſtthum, das ſeiner Natur nach höchſt
monarchiſch iſt, zu durchdringen und umzugeſtalten. Die
Kirchenverſammlung von Baſel faßte die Abſicht, zugleich
die Freiheit der Nationen und die Autorität der Concilien
auf immer feſtzuſtellen. Sie fand damit vorzüglich bei den
Deutſchen großen Beifall. Ihre Reformationsdecrete wur-
den von der Reichsverſammlung feierlich angenommen: 1 in
ihren Streitigkeiten mit Eugen IV entſchloſſen ſich die Deut-
ſchen neutral zu bleiben, was ſie dann gleich dahin führte,
daß ſie auf eine Zeitlang von dem römiſchen Hofe eman-
cipirt wurden: 2 ſie nöthigten den Papſt, der es gewagt

1 Johannes de Segovia bei Koch sanctio pragmatica p. 256.
2 Erklaͤrung bei Muͤller Reichstagstheater unter Friedrich III
p. 31. „In sola ordinaria jurisdictione citra praefatorum tam
papae quam concilii supremam autoritatem ecclescae politiae gu-
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[47/0065] Beginnende Oppoſition. konnte, ſo durfte er doch auch ſeinen Fürſten nichts ver- geben. Vielmehr ſetzte er die Rechte der Churfürſten, auch auf jenes angefochtene Vicariat wenigſtens in deutſchen Landen erſt recht feierlich feſt. Es war ein Kern des Wi- derſtandes gebildet. Ihn zu pflegen und zu entwickeln, kamen nun die Verwirrungen des Schismas, die Tendenzen der Concilien hinzu. Da riß ſich die Idee der Kirche zum erſten Mal ent- ſchieden los von ihrer Erſcheinung: die Nationen traten als ſelbſtändige Glieder derſelben auf: die Päpſte wurden gerichtet und abgeſetzt: das ariſtokratiſch-republikaniſche Weſen, das in den Staaten eine ſo große Rolle ſpielte, ſuchte auch das Papſtthum, das ſeiner Natur nach höchſt monarchiſch iſt, zu durchdringen und umzugeſtalten. Die Kirchenverſammlung von Baſel faßte die Abſicht, zugleich die Freiheit der Nationen und die Autorität der Concilien auf immer feſtzuſtellen. Sie fand damit vorzüglich bei den Deutſchen großen Beifall. Ihre Reformationsdecrete wur- den von der Reichsverſammlung feierlich angenommen: 1 in ihren Streitigkeiten mit Eugen IV entſchloſſen ſich die Deut- ſchen neutral zu bleiben, was ſie dann gleich dahin führte, daß ſie auf eine Zeitlang von dem römiſchen Hofe eman- cipirt wurden: 2 ſie nöthigten den Papſt, der es gewagt 1 Johannes de Segovia bei Koch sanctio pragmatica p. 256. 2 Erklaͤrung bei Muͤller Reichstagstheater unter Friedrich III p. 31. „In sola ordinaria jurisdictione citra praefatorum tam papae quam concilii supremam autoritatem ecclescae politiae gu- bernacula per dioceses et territoria nostra gubernabimus.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/65>, abgerufen am 24.11.2024.